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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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zeitliche. Stimmt doch? Und alle sind sie in eine Art vierdimensionaler Hülle verpackt…«
    »Falsch. Tut mir leid, Harry. Tatsächlich sind es elf. Und die restlichen sieben ermöglichen erst die Funktionsfähigkeit des Hyperantriebs…«
    Die Einheitliche Feldtheorie der Physik – die Synthese aus Gravitation und Quantenmechanik – besagt, daß die Raumzeit aus ganzen elf Dimensionen besteht. Die Logik, die Symmetrie der Erkenntnisse ließen nichts anderes zu.
    Und dann stellte sich auch in der Praxis heraus, daß es elf Dimensionen waren.
    Doch die menschliche Wahrnehmung konnte nur vier Dimensionen unmittelbar erfassen. Die anderen existierten zwar auch, aber nur in einem winzigen Maßstab. Die sieben kompakten Dimensionen waren zu einem topologischen Äquivalent von Lichtröhren zusammengerollt, deren Durchmesser noch innerhalb der Planck’schen Länge lag, dem Quantenlimit zur Größenbestimmung.
    »Also, was nun? Können wir diese ultrakompakten Röhren beobachten?«
    »Nicht direkt. Aber, Harry, aus einer anderen Perspektive bestimmen diese Röhren die Werte der fundamentalen physikalischen Konstanten des Universums. Die Gravitationskonstante, die Elektronenladung, die Planck’sche Konstante, die Unschärferelation…«
    Harry nickte. »Und wenn eine dieser kompakten Röhren etwas geöffnet würde…«
    »… würden sich diese Konstanten verändern. Oder«, sagte Michael bedeutungsschwer, »umgekehrt.«
    »Du willst auf das Funktionsprinzip des Hyperantriebs hinaus.«
    »Ja… Soweit ich es erkennen kann, unterdrückt der Hyperantrieb auf lokaler Ebene eine der physikalischen Konstanten. Oder, was wahrscheinlicher ist, eine dimensionslose Kombination von ihnen.«
    »Und durch die Unterdrückung dieser Konstanten…«
    »…kann man zumindest örtlich die Verdichtung der zusätzlichen Dimensionen aufheben. Und indem man mit dem Schiff über eine kurze Distanz in der fünften Dimension reist, kann man große Entfernungen in den konventionellen Dimensionen überbrücken.«
    Harry hielt die Hände hoch. »Genug. Ich verstehe jetzt, wie der Hyperantrieb arbeitet. Jetzt sag mir nur noch, was das alles bedeutet.«
    Michael drehte sich zu ihm um und grinste. »Okay, hier ist mein Plan. Wir dringen in das Interface ein und weiter in das Wurmloch vor…«
    Harry zuckte zusammen. »Laß mich raten. Und dann fahren wir den Hyperantrieb hoch.«
    Michael nickte.
    Das Interface hing jetzt riesig über ihnen. Ein glimmender Gitterzwischenraum füllte Michaels Blickfeld so vollständig aus, daß er nicht mehr die blauen Gitterstreben aus exotischer Materie erkennen konnte, die diesen Raum begrenzten.
    »Noch drei Minuten«, sagte Harry ruhig.
    »Gut.« Und im Nachsatz fügte Michael hinzu: »Danke, Harry.«
    »Michael – ich weiß, daß dies weder einen verdammten Unterschied machen wird noch machen muß – aber ich glaube nicht, daß es für mich eine Möglichkeit geben wird, das zu überleben. Ich kann nicht mehr unabhängig von dem Spline existieren; ich habe die KI-Funktionalitäten des Spline und der Crab so miteinander verknüpft, daß, wenn die eine ausfällt, die andere zwangsläufig…«
    Michael streckte die Hand nach der Projektion seines Vaters aus; verlegen zog er sie wieder zurück. »Nein. Ich weiß. Ich glaube auch, daß es mir leid tut. Wenn es ein Trost sein sollte; ich werde es auch nicht überleben.«
    Harrys junges Gesicht zerfiel in eine Wolke aus Bildpunkten. »Das ist überhaupt kein Trost, verdammt«, flüsterte er wie von weit her.
    Das Interface war jetzt sehr nahe; Michael sah Spiegelungen des Spline auf dieser großen, schimmernden Fläche, als ob die Facette ein riesiges Becken wäre, in welches das Kampfschiff gleich stürzen würde.
    Harry löste sich in Pixel-Staub auf und konsolidierte seine Konturen dann wieder. »Zum Teufel mit diesen Drohnen«, grummelte er. »Sieh, Michael, in der Zeit, die wir noch haben, muß ich dir etwas sagen…«

    Der für Flüge innerhalb des Sonnensystems ausgelegte Frachter senkte sich über den ramponierten, ausgetrockneten Augapfel des Spline. Ladeluken standen einladend offen und gaben den Blick auf einen hell erleuchteten Frachtraum frei.
    Das Auge kollidierte mit der flachen Decke des Laderaums und sprang leicht zurück; der einige Meter lange, zerfaserte Sehnervenstrang wurde wie eine zerfleischte Nabelschnur nachgeschleppt und wickelte sich langsam um das rotierende Auge. Dann glitt das Laderaumschott zu, und das Auge war verschluckt.
    In einer

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