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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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so weit wir wissen, entspricht seine Stärke gerade einer Planckschen Wellenlänge, der kürzesten überhaupt möglichen Distanz. Er hat eine extrem hohe Oberflächenspannung – bzw. äquivalent hierzu eine hohe Oberflächen-Energiedichte –, so hoch, daß sein Schwerefeld nicht mehr den Newtonschen Standards entspricht; es ist vielmehr schon relativistisch… Verstehst du das, Seilspinnerin?«
    Seilspinnerin erwiderte nichts.
    »Schau«, sagte Louise, »auf weite Entfernung wurde das Boot schon von den Schwingen angezogen, als ob sie aus normaler Materie bestünden. Aber das tun sie nicht. Und aus dieser Nähe kann ich auch den Unterschied erkennen.«
    Sie brachte das Beiboot zum Stillstand und ließ es langsam auf die Oberfläche des Flügels hinabsinken.
    Seilspinnerin schaute hinunter und konnte dabei nicht sagen, wie weit der nachtschwarze, konturenlose Boden entfernt war. Wollte Louise etwa dort landen?
    Der Abstieg des Bootes verlangsamte sich.
    Louise bearbeitete ihre Steuerkonsole und ließ die kleinen Noniusdüsen feuern, einmal, zweimal, und schickte sie wieder in Richtung der Flügeloberfläche. Aber erneut verzögerte das Boot; es kam allmählich zum Stillstand und begann dann wieder langsam zu steigen, als ob es abgeprallt wäre.
    In Louises Gesicht spiegelte sich Erregung. »Seilspinnerin, hast du das eben gespürt? Siehst du, was geschieht? Auf diese geringe Distanz weist die Oberfläche der Schwinge eine negative Gravitation auf. Sie stößt uns ab!«
    Seilspinnerin musterte sie. »Ich kenne dich, Louise. Du hast doch sicher schon herausgefunden, wie ein Diskontinuitätentriebwerk arbeitet. Du hast diesen Abstoßungseffekt doch erwartet, stimmt’s?«
    Louise lächelte und wedelte mit einer Hand in Richtung des Xeelee-Schiffes. »Nun ja. Vielleicht habe ich ein paar fundierte Überlegungen angestellt. Dieses Schiff ist kein Zauberwerk. Nicht einmal hinsichtlich dieses Antigravitations-Effekts. Es ist nur eine Umsetzung der höheren Physik. Aber wir könnten so etwas natürlich nicht bauen.« Ihr Blick wirkte entrückt. »Jedenfalls noch nicht…«
    »Erzähl mir, wie es funktioniert, Louise.«

    Bei extremen Temperatur- und Druckverhältnissen erreichte die Raumzeit ein Maximum an Symmetrie (so erfuhr Seilspinnerin von Louise). Die Fundamentalkräfte der Physik vereinigten sich zu einer einzigen Superkraft.
    Bei einer Reduktion dieses Extremzustandes zerbrachen die Symmetrien. Die Kräfte der Physik – Gravitation, Kernkraft, Elektromagnetismus – kondensierten aus der Superkraft.
    »Nun«, sagte Louise, »überlege einmal, wie Wasser zu Eis gefriert. Erinnere dich an das, was wir auf Callisto gesehen haben – all diese Verwerfungen im Eis, weißt du noch? Wenn Wasser gefriert, geschieht das nicht auf gleichmäßige und symmetrische Art. Es treten gewöhnlich Defekte auf – Diskontinuitäten im Eis.
    Und genau auf diese Art, wenn die physikalischen Kräfte aus der Superkraft ausfallen, können Defekte auftreten – aber hier handelt es sich dann um Defekte in der Raumzeit selbst.«
    Der Raum war dreidimensional. Es waren drei Arten stabiler Defekte möglich: In null, einer oder zwei Dimensionen. Bei diesen Defekten handelte es sich um Punkte – Monopole – oder Linien – kosmische Strings – oder Ebenen – Weltflächen.
    Die Defekte waren echte Verwerfungen in der Raumzeit. Innerhalb der Defekte existierten Schichten – oder Punkte bzw. Linien – eines Falschvakuums: Stellen, an denen die Bedingungen des hochdichten, symmetrischen und vereinigten Zustands noch immer Gültigkeit hatten – wie im Eis eingeschlossene Schichten aus flüssigem Wasser.
    »Diese Erscheinungen können natürlichen Ursprungs sein«, dozierte Louise. »Wahrscheinlich kamen die meisten zustande, als das Universum nach dem Urknall expandierte. Und möglicherweise«, fuhr sie langsam fort, »können diese Defekte auch künstlich erzeugt werden.«
    Seilspinnerin schaute aus dem Beiboot auf den Nightfighter. »Willst du damit sagen…«
    »Ich will damit sagen, daß die Xeelee Raumzeitdefekte erzeugen und kontrollieren können. Wir vermuten, daß die ›Flügel‹ dieses Nightfighters Defekte repräsentieren: Weltflächen, die durch Schleifen aus kosmischen Strings miteinander verknüpft sind.
    Seilspinnerin, die Xeelee verwenden Schichten aus Antimaterie zum Antrieb ihrer Raumfahrzeuge…«
    Die Weltflächen waren inhärent instabil; sich selbst überlassen zerfielen sie unter Aussendung von Gravitationsstößen und

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