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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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noch funktionieren. – Aber…«, fuhr sie trocken fort, »wir wissen nicht, zu welchen Reaktionen sie den Nightfighter veranlassen werden. Wir wissen nicht, was geschieht, wenn du die Waldos berührst. Deshalb müssen wir geduldig sein. Experimentieren.«
    »Gut«, meinte Seilspinnerin. »Aber die früheren Forscher, vor dem Krieg, müssen doch gewußt haben, was sie taten. Oder?«
    »Nicht unbedingt«, relativierte Mark. »Wenn sie nämlich in der Lage gewesen wären, die Xeelee-Technologie zu enträtseln, hätten sie den Krieg vielleicht nicht verloren…«
    »Halt’s Maul«, sagte Louise milde. »Nun, Seilspinnerin. Hör mir jetzt gut zu. Du hast drei Waldos – drei Boxen. Wir glauben – wir vermuten –, daß die Box direkt vor dir über eine Schnittstelle mit der Steuerung des Hyperantriebs verbunden ist und die zwei an den Seiten mit dem IntraSystem-Antrieb.«
    »IntraSystem?«
    »Unterlicht-Antrieb, mit dem du dich im Sonnensystem bewegen kannst. Alles klar? Nun, Seilspinnerin, heute werden wir den Hyperantrieb nicht betätigen – der Waldo ist nämlich noch nicht aktiviert. Wir wollen nur sehen, ob der IntraSystem-Antrieb arbeitet. In Ordnung?«
    »Ja.« Seilspinnerin schaute auf die zwei Boxen; die in stetem Gelb und Grün glühenden Sensorflächen signalisierten Bereitschaft.
    »Auf dem Waldo zu deiner Linken befindet sich eine gelbe Markierung. Sie müßte eigentlich leuchten. Siehst du sie?«
    »Ja.«
    Louise zögerte. »Seilspinnerin, fertig werden. Wir wissen nicht, was wir zu erwarten haben. Es könnten Veränderungen eintreten…«
    »Ich bin bereit.«
    »Berühre die gelbe Fläche – einmal, und zwar so kurz wie möglich…«
    Seilspinnerin versuchte, ihre Angst zu verdrängen. Sie hob die Hand…
    Seilspinnerin. Hab keine Angst.
    Konsterniert drehte sie sich im Sessel um.
    Es war eine trockene, müde Stimme gewesen – die Stimme eines Mannes, die irgendwo in ihrem Helm ertönte.
    Natürlich befand sie sich allein in dem Käfig.
    Es ist nur eine Maschine, sagte die Stimme jetzt. Es gibt nichts, wovor du dich fürchten müßtest…
    Teufel, dachte sie. Was ist das? Drehe ich etwa durch?
    Aber seltsamerweise war die Stimme – der Eindruck einer unsichtbaren Präsenz, hier bei ihr im Käfig – irgendwie tröstlich.
    Seilspinnerin ließ die rechte Hand über dem Waldo schweben. Dann drückte sie einen behandschuhten Finger in das gelbe Licht.
    Eine kaum wahrnehmbare Veränderung der Lichtverhältnisse um sie herum. Kein Laut, keine Bewegung. Sie schaute nach unten, durch die Stangen ihres Käfigs.
    Das Eis war weg. Callisto war verschwunden.
    Sie wand sich im Sitz, wobei die Gurte an der Brust schabten, und schaute aus dem Käfig. Die Ringe von Jupiter und der aufgeblähte Leib der Sonne bedeckten den Himmel – völlig unbeeindruckt vom Verschwinden eines einzelnen Mondes. Sie konnte die Northern nicht sehen.
    Rechts von ihr, unterhalb des Nightfighters, ortete sie eine Eiskugel, die so klein war, daß sie sie mit der Hand hätte umschließen können.
    War das vielleicht Callisto? Wenn ja, dann hatte sie sich in weniger als einem Herzschlag Tausende von Kilometern von dem Mond entfernt – und nichts gespürt.
    Sie schaute sich um.
    Der Xeelee-Nightfighter hatte seine Platanensetzling-Schwingen entfaltet. Schichten aus tiefer Schwärze - Hunderte von Kilometern lang – wickelten sich aus ihren Hundert-Meter-Behältern im Raum hinter ihr ab und verdeckten die Sterne.
    Mit ihrer Berührung hatte sie das alte Xeelee-Schiff zum Leben erweckt.
    Sie schrie auf und bedeckte das Helmvisier mit den Händen.
    Lieserl verließ den Kern, durchbrach die Schale des fusionierenden Wasserstoffs und inspizierte ihre Maser-Konvektionsschleifen. Sie spürte die verzerrten Echos der letzten Sendung, die ihre Zyklen durch die Kohärenzpfade der Konvektionsschleifen überstanden hatten.
    Sie justierte den Informationsgehalt ihrer Maserbrücken und initialisierte neue Sendungen. Sie führte auf der Basis ihrer neuesten Erkenntnisse Updates durch und erneuerte – so eindringlich und prägnant wie möglich – ihre Warnungen bezüglich der wahrscheinlichen zukünftigen Entwicklung der Sonne.
    Als sie damit fertig war, spürte sie Erleichterung. Wieder einmal war sie diesem absurden Kommunikationsbedürfnis nachgekommen; wieder einmal hatte sie ihre absurden alten Schuldgefühle beruhigt…
    Aber erst nachdem sie ihre Botschaft abgeschickt hatte, befaßte sie sich eingehend mit den umlaufenden Resten ihrer letzten

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