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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Signale.
    Erneut ließ sie die Maserimpulse vor sich ablaufen. Die Inhalte hatten sich verändert – und diesmal waren die Signale nicht einfach nur schwächer geworden. Wie konnte das möglich sein? Vielleicht ein unbekannter physikalischer Vorgang an der Oberfläche des Roten Riesen? Oder – so spekulierte sie, während sie mit zunehmender Erregung Spuren einer Struktur in den Veränderungen registrierte – oder war da jemand dort draußen: Ein Überlebender, noch dazu eindeutig ein Mensch – und versuchte, mit ihr zu kommunizieren?
    Fieberhaft sog sie den schwachen, in den Maserimpulsen enthaltenen Datenstrom in sich auf.

    Achtzigtausend Kilometer von Callisto entfernt hatten sich Beiboote der Northern zu einer annähernden Kugel konfiguriert. Im Mittelpunkt dieser Kugel hingen die ausgefahrenen Schwingen des Xeelee-Schiffes und schimmerten dunkel – fast lebendig.
    Seilspinnerin saß mit Louise hinter der sicheren, schützenden Glaswandung eines Bootes. Mit Berührungen der kleinen Steuerkonsole vor ihr dirigierte Louise das Beiboot um den Xeelee-Nightfighter herum; benachbarte Boote glitten durch den Raum, Blasen aus Licht und Wärme. Die Schwingen waren riesige Skulpturen im Raum, Schwarz in Schwarz. Seilspinnerin hörte, wie Mark in Louises Ohr flüsterte, und Zahlen und Abbildungen liefen über ein Notebook in Louises Schoß.
    Seilspinnerins Helmvisier baumelte auf dem Rücken, und sie genoß das Gefühl frischer Luft im Gesicht. Es war wundervoll, einmal nicht ihre eigenen muffigen Ausdünstungen einatmen zu müssen.
    Sie hatte die Pfeilspitze ihres Vaters aus dem Anzug hervorgekramt, so daß sie nun auf der Brust baumelte; sie berührte sie und rieb die Hände hingebungsvoll an den glatten Flächen.
    Louise sah zu Seilspinnerin hinüber. »Bist du jetzt wieder in Ordnung?« Sie klang so, als ob sie sich entschuldigen wollte. »Mark ist so schnell zu dir gekommen, wie er konnte. Und…«
    Seilspinnerin nickte knapp. »Mir ist ja nichts passiert.«
    »Nein.« Louise wandte sich wieder ihrem Notebook zu; ihre Konzentration galt eindeutig den Daten, die von dem aktivierten Nightfighter hereinkamen. »Nein, du warst gut«, murmelte sie.
    »Ja«, grunzte Seilspinnerin. »Nun, ich hoffe, daß es das auch wert war.«
    Louise schaute von ihrem Rechner auf. »Das war es. Glaube mir, Seilspinnerin; selbst wenn du das jetzt noch nicht ganz nachvollziehen kannst. Schon die Tatsache, daß du auf diesem kurzen Flug nicht verletzt wurdest, ist schon bezeichnend genug.«
    Marks Stimme sagte: »Du hast im Bruchteil einer Sekunde mehr als zehntausend Kilometer zurückgelegt, Seilspinnerin. Eigentlich hätte man dich danach mit der Spachtel von den Stäben dieses Käfigs abkratzen müssen. Statt dessen hat dich jedoch etwas beschützt…«
    Louise sah Seilspinnerin an. »Er hat schon eine merkwürdige Art, die Dinge auf den Punkt zu bringen, was?«
    Sie lachten beide. Seilspinnerin spürte, wie ein Teil der Betäubung von ihr abfiel.
    »Mark hat recht«, bestätigte Louise. »Dank deiner Hilfe erfahren wir unwahrscheinlich viel über den Nightfighter. So wissen wir jetzt zum Beispiel, daß wir ihn benutzen können, ohne uns dabei selbst umzubringen… Und, Seilspinnerin, Verständnis ist der Schlüssel, um alles von einer Bedrohung in eine Chance umzuwandeln.«
    Louise führte das Boot auf eine ausgedehntere Kreisbahn um die ausgebreiteten Schwingen des Xeelee-Schiffes. Die Flügel waren wie ein Sternenloses Loch, das unterhalb von Seilspinnerin aus dem Raum gefräst worden war; sie wiesen nach wie vor die generellen Platanensetzling-Konturen der aus Xeelee-Werkstoff bestehenden Flügel auf, waren jetzt aber viel länger. Seilspinnerin konnte erkennen, daß ’bots auf der Oberfläche der Schwingen arbeiteten.
    »So weit draußen übt die Massenenergie des Flügelsystems tatsächlich eine Gravitationswirkung auf das Boot aus«, murmelte Louise. »Die Masse der Flügel entspricht der eines kleinen Asteroiden… Der Rechner zeigt mir, daß die Systeme des Bootes den Einfluß der Schwingen korrigieren müssen.«
    »Laß uns ein Stück hineinfliegen.«
    Sie führte das Boot auf einen niedrigen bogenförmigen Kurs über die Kante eines Flügels und dann an seiner Oberfläche entlang. Die Schwinge mit einer Länge von hundertsechzig Kilometern erstreckte sich unter Seilspinnerin wie die Haut einer dunklen Welt; das kleine Boot flog stetig über der schwarzen Landschaft dahin.
    Louise sprach weiter. »Der Flügel ist dünn –

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