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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ein Becken aus kühler Dunkelheit – und dort, an die Unterseite der Basis der Lebenskuppel geheftet, wie ein riesiges, in einen Teich getauchtes Insekt, hing die schlanke Struktur des Xeelee-Nightfighters, der sie durch das All trug. Seine Platanensetzling-Schwingen wirkten irgendwie noch dunkler als die Leere zwischen den Sternen.
    Der Planer drehte sich steif zu ihr um und lächelte. »Sie machen einen – unbehaglichen – Eindruck auf diesem Gleiter.«
    Sie unterdrückte ein Grinsen. Ich? »Unbehaglich? Eigentlich nicht.« Sie schnickte mit den Fingern, und ihr Gleiter verschwand. Sie lächelte Milpitas schelmisch an. Dann schlug sie einen doppelten Salto rückwärts durch die Luft; der klare Boden unter ihr wirbelte über ihr Blickfeld.
    Sie beendete den Fall wieder neben Milpitas. »Ich fühle mich nicht unbehaglich«, dementierte sie. »Nur… – nun, etwas dumm. Manchmal habe ich den Eindruck, daß diese virtuellen Masken, die Mark für mich entwirft, etwas verkrampft sind.«
    Milpitas hatte sich mit bleichem Gesicht von ihren Luftnummern abgewandt; er packte die Griffe seines Gleiters so fest, daß die Knöchel weiß hervortraten.
    Hastig zitierte sie mit subvokalen Kommandos wieder ihren virtuellen Gleiter herbei. »Es tut mir leid«, meinte sie aufrichtig. »Ich hätte das wohl nicht tun sollen.«
    Sie sah, daß Schweiß auf dem Patchwork-Muster der Narben auf seiner Stirn glitzerte, aber er hielt sich tapfer aufrecht auf seinem Gleiter. »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, meinte er pikiert. »Schließlich befinden wir uns hier auf einem Inspektionsflug, um den Zustand des Schiffes zu überprüfen, nicht mein Wohlbefinden.«
    So hatte Milpitas also nach diesem kurzen Moment menschlicher Schwäche wieder seine Maske aufgesetzt. Sie wandte sich mit einem vagen Gefühl der Enttäuschung ab.
    Sie näherten sich nun der Basis des Laderaums. Lieserl sah, wie die kleinen Zwillingsdüsen ihres Gleiters von dem klaren Boden reflektiert wurden; wie sich gegenseitig anziehende Sterne verschmolz sie mit ihrem eigenen Spiegelbild – tatsächlich war es aber das Abbild eines Abbildes, überlegte sie ironisch; die ihre Existenz sichernden Prozessoren kreierten heute eine wirklich schöne virtuelle Realität.
    Mit einem verkrampften Zucken seines knochigen, narbigen Körpers ging Milpitas in den Horizontalflug und begann parallel zum Boden zu fliegen. Lieserl folgte ihm in einem Abstand von einigen Metern.
    Unter der Kuppelbasis breitete der Xeelee-Nightfighter seine großen und schlafenden Schwingen aus.

    »Guten Morgen, Seilspinnerin«, sagte Louise.
    Seilspinnerin streckte sich. Sie ließ sich beim Aufwachen Zeit, saugte angereicherten Fruchtsaft aus den Helmnippeln und ließ die Haut vom Schutzanzug mit Ultraschallstößen reinigen; sie spürte, wie Urin warm in den Katheter tröpfelte.
    Sie beantwortete Louises Gruß mit einem Grunzen.
    Es war Seilspinnerins zehnter Tag in der Kanzel des Nightfighters.
    Sie lockerte die Gurte und schaute sich um – und merkte, daß sie in den intergalaktischen Leerraum starrte. In der Entfernung waren verschwommene Lichtflecken, die vielleicht Galaxien oder Galaxien-Cluster darstellten – so weit entfernt, daß sie selbst bei der immensen Geschwindigkeit des ’fighters von drei Millionen Lichtjahren pro Tag keine erkennbare Annäherung feststellen konnte.
    Seilspinnerin ließ sich wieder in den Sitz fallen. »Teufel. Wieder ein Tag inmitten dieser grauen, leblosen Wüste«, sagte sie säuerlich.
    Louise – die, wie Seilspinnerin wußte, sie von ihrem Camp auf dem Walddeck der Northern beobachtete – lachte auf sympathische Weise. »Aber heute dürfte es etwas interessanter als sonst werden, Seilspinnerin. Wir haben einen Meilenstein erreicht. Oder vielmehr einen Mega-Lichtjahre-Stein…«
    »Haben wir?«
    »Nach zehn Tagen haben wir uns dreißig Millionen Lichtjahre von Sol entfernt. Seilspinnerin, wir stehen jetzt im Zentrum des Virgo-Clusters – des Superclusters von Galaxien, zu dem auch unsere Galaxis gehört. Ein Stück hinter dir ist ein kleiner Lichtfleck: Das ist die Lokale Gruppe – mit einem Durchmesser von drei Millionen Lichtjahren, der kleine Cluster, der von unserer Galaxis und der Andromeda-Galaxis dominiert wird. Und zu deiner Linken, auf etwa elf Uhr, kannst du das Zentrum des Virgo-Clusters selbst erkennen: Diese massive Gruppe aus etlichen tausend hellen Galaxien. Zumindest waren sie einmal hell…«
    Seilspinnerin machte die zentrale

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