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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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es erwartest. Stell mir nicht immer so blöde Fragen, Louise.«
    »Du bist mit der Situation verdammt gut zurechtgekommen.«
    Seilspinnerin grunzte. »Woher willst du wissen, daß ich damit zurechtgekommen bin?«
    »Weil ich dich nicht schreien gehört habe. Und weil meine Instrumente anzeigen, daß du nicht das Innere deines Helms auffrißt. Und…«
    »Louise, ich wußte, was mich erwartet.«
    »Kann schon sein. Aber es war trotzdem unmenschlich. Ein Xeelee hätte diesen Flug sicherlich genossen… Menschen hingegen müssen anscheinend kleinere Brötchen backen.«
    »Was du nicht sagst.«
    »… Wenn du soweit bist, schau dich mal um.«
    Seilspinnerin löste den Mund von dem Nippel. Das Pinkfarbene Licht von der hinter ihr liegenden Quelle spielte noch immer über die Oberflächen der Waldos und an den Beinen über das zerknitterte Gewebe des Anzugs.
    Vorsichtig lockerte sie die Gurte und drehte sich um.
    Eine Decke aus Licht hing über ihr, eine riesige Ebene aus gequirltem Rauch: Hellrot im Mittelpunkt, und mit intensiven Einsprengseln – gelb und orange und blau – an der Peripherie. Die Ebene war perspektivisch verkürzt, so daß sie über gezackte Pfade aus Gas auf das sich ausbeulende, lichtschwangere Zentrum schaute. Rauchiges Gas umhüllte den Kern in ätherischen, bunten Spiralen.
    Die Ebene aus Licht wich fast unmerklich langsam vom Schiff zurück. Sie wirkte wie die Kuppel einer Kathedrale, und der Nightfighter – mit seiner wertvollen menschlichen Fracht und den ganzen Hoffnungen der Menschheit – war wie eine Fliege, die nach unten wegtauchte und sich von dieser riesigen Fläche entfernte.
    »Louise, es ist schön. Ich wußte nicht…«
    »Verstehst du denn, was du siehst, Seilspinnerin?« Louises Stimme klang brüchig, als ob sie mit der Bedeutung ihrer Worte zu kämpfen hätte. »Seilspinnerin, du siehst zu unserer Galaxis hoch – von außerhalb. Und deswegen hat das Sperrfeuer aus Sternen auch aufgehört… Die Scheibe unserer Galaxis ist nur knapp dreitausend Lichtjahre dick. Weil wir in einem steilen Winkel zu ihrer Ebene flogen, hatten wir sie schon nach wenigen Minuten verlassen.«
    Der Nightfighter war an einem Punkt aus der Galaxis ausgetreten, der etwa bei zwei Dritteln des Radius vom Zentrum in Richtung des Randes lag. Das Schiff durchflog die Galaxis unterhalb des Mittelpunktes der Scheibe; diese aufgeblähte Masse aus rotem Licht hing wie ein himmlischer, Tausende Lichtjahre durchmessender Kronleuchter über ihrem Kopf. Spiralarme – wolkig und scheinbar strömend – breiteten sich beschaulich über ihr aus. Sie sah, daß die Arme mit Gasblasen durchsetzt waren, Blasen aus angeschwollener Farbe.
    »Seilspinnerin, die Scheibe hat einen Durchmesser von hunderttausend Lichtjahren. Wir würden nur fünfzig Minuten zu ihrer Durchquerung benötigen…«
    Seilspinnerin hörte, wie Louise sich abwandte und etwas nuschelte.
    »Was war das?«
    »Deine Schwester. Kosmetikerin. Sie hat gefragt, warum wir keine relativistische Verzerrung sehen.«
    Seilspinnerin grinste. »Sag ihr, daß sie uns nicht mit solch dummen Fragen belästigen soll.«
    »Wir sind schließlich nicht alle so ausgebuffte Raumpiloten wie du, Seilspinnerin…«
    Es gab keine relativistische Verzerrung – keinen Sternenbogen, keine Rot- oder Blauverschiebung –, weil der Nightfighter sich nämlich nicht durch das Universum bewegte. Der ’fighter hüpfte vielmehr von Punkt zu Punkt – wie ein Baumfrosch, dachte Seilspinnerin, der zwischen den Bromelien umhersprang. Und am Endpunkt eines jeden Sprungs stand das Schiff stationär – nur für eine Sekunde – relativ zur Galaxis.
    Keine Blauverschiebung also.
    Aber der Nightfighter strebte mit millionenfacher Überlicht-Effektivgeschwindigkeit aus der Galaxis hinaus. Es war die Frequenz der Sprünge, die Seilspinnerin diese Illusion einer konstanten, stetigen Bewegung vermittelten.
    Alles lief wie geplant.
    »Wir schaffen es, Louise«, freute sich Seilspinnerin. »Wir machen es wahr.«
    »Ja… Aber …«
    Seilspinnerin gab ein gespieltes Stöhnen von sich. »Aber jetzt wirst du mir wieder mal erzählen, daß die Dinge einfach nicht mehr so sind, wie sie früher einmal waren, stimmt’s?«
    »Ja, das stimmt, Seilspinnerin«, bestätigte Louise verärgert. »Sieh doch hin… Selbst auf diese Entfernung, von außerhalb der Galaxis, kannst du die Auswirkungen dieser verdammten Photino-Vögel erkennen.«
    Louise erläuterte Seilspinnerin, daß die Galaxis aus zwei Hauptklassen

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