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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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stehen schien, destabilisiert durch den Sturz in die monströse Gravitationsquelle des Attraktors; sie konnte deutlich die vielen Kerne der Ellipse erkennen, die einander in einem Gespinst aus mindestens einer Billion Sternen umliefen.
    Manche der Galaxien waren so nahe, daß sie einzelne Sterne ausmachen konnte – große ätherische Ströme in zerfaserten Spiralarmen –, und an manch anderen Orten funkelten Supernovae wie Diamanten vor dem blassen Hintergrund schwächerer Sterne. Sie wählte eine gestreifte Spirale mit einem dicken, glühenden Kern aus, der seinen abmontierenden Armen folgte, die sich wie Bänder abwickelten. Und dann gab es noch eine Spirale – die eine deprimierende Ähnlichkeit mit ihrer Heimatgalaxis hatte –, die langsam und gemessen mit einer flachen Ellipse kollidierte; die Scheiben der Galaxien hatten sich ineinander verhakt, und entlang der Schnittlinie loderten gelbweiße Sterne, wie eine Wunde.
    Es kam ihr so vor, als ob das Universum in Watte gepackt sei und in diese tiefe, starke Gravitationstasche gestopft wurde.
    Überall nahm sie Bewegung und Aktivität wahr: Aber es war Bewegung in einem gigantischen Maßstab und eingefroren in der Zeit. Lieserl verglich die Galaxien mit riesigen Raumschiffen, die hierher unterwegs waren, zum Zentrum aller Dinge – aber es waren Schiffe, die im Blitzlicht-Bewußtsein ihrer Menschlichkeit erstarrt waren. Sie sehnte sich nach der zeitlosen Perspektive eines Gottes, um dieses gigantische Diorama aus seiner Statik zu lösen und ablaufen lassen zu können.
    »Das ist alles sehr schön«, sagte sie. »Aber es wirkt fast künstlich – wie ein Planetarium.«
    »Eher wie eine Insektensammlung«, brummte Mark. »Motten vielleicht, die von einer unsichtbaren Gravitations-Flamme angezogen werden. Wir werten noch immer die eingehenden Daten aus«, sagte er leise. »Nie hat ein Astronom in der menschlichen Geschichte jemals die Möglichkeit gehabt, einen derart opulenten Himmel zu studieren… markiert das Ende der Zeit.
    Aber wir sind auf eine Anomalie gestoßen, Lieserl.«
    »Eine Anomalie? Wo?«
    Er hob den Arm und deutete auf einen anonym wirkenden Sektor des Himmels hinter der Höhle. »Dort drüben. Ein Sender im Wasserstoff-Frequenzband. Soweit wir wissen, stammen die Signale von einem Neutronenstern-System – aber der Neutronenstern bewegt sich mit einer immensen Geschwindigkeit, knapp unterhalb der Lichtgeschwindigkeit. Überall Anomalien, nicht wahr? Die Quelle kann bei diesem ganzen galaktischen Gerödel im Vordergrund nur schwer geortet werden. Aber ohne Zweifel existiert sie…«
    »Was ist denn so Besonderes an ihr?«
    Er zögerte. »Lieserl, es scheint ein Signal zu sein.«
    »Ein Signal? Von wem?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Vielleicht ist es auch nur ein Echo; ein Phantom unserer Instrumente.«
    »Schon möglich. Aber wir wollen seinen Ursprung genau überprüfen. Es ist nur eine Million Lichtjahre entfernt.« Er lächelte verschmitzt. »Das sind nur acht Stunden Flug, wenn man einen Nightfighter zur Verfügung hat…«
    Ein Signal, hier am Ende von Raum und Zeit… Konnte es sein, daß die zusammengewürfelte Besatzung der Northern schließlich doch nicht allein war?
    Sie verspürte ein Kribbeln auf der Kopfhaut. Am Ende dieses langen Lebens hatte sie eigentlich gedacht, daß es nichts mehr gab, was sie noch hätte überraschen können.
    Offensichtlich hatte sie sich da geirrt.
    »Lieserl«, sagte Mark, »was du hier siehst, ist sichtbares Licht: Die Virtuelldarstellung, in deren Innern wir umherdriften, basierend auf Bildern direkt aus dem Zentrum des für Menschen sichtbaren Spektrums. Du siehst genau das, was auch jeder andere von uns mit bloßem Auge sehen würde.«
    »Ich verstehe.«
    Jetzt verschwand die Blautönung von den galaktischen Abbildungen, bleichte aus wie qualitativ minderwertige Farbe.
    Ein neuer Farbton überflutete die Reste der Galaxien, aber es war die Farbe des Verfalls – dominiert von grellen Rottönen, die an manchen Stellen vom lodernden Blauweiß von Supernovae durchsetzt waren. Und ohne die von der Blauverschiebung hervorgerufene Verstärkung verschwanden einige Galaxien vollständig aus ihrem Blickfeld.
    Die Galaxien hatten sich in Feuerschiffe verwandelt, dachte sie.
    Marks Profil wurde jetzt blutrot konturiert. »Schau dich nur gründlich um, Lieserl«, empfahl er ihr düster. »Ich habe die Blauverschiebung neutralisiert; so sehen die Dinge wirklich aus.«
    Sie betrachtete ihn neugierig; sein Ton

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