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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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schöne sternengesäumte Tal eine Länge von nicht weniger als fünfzigtausend Lichtjahren aufwies…
    Mit fünfunddreißig Lichtjahren pro Sekunde würde das Schiff den Kern in nicht einmal dreißig Minuten erreicht haben.
    Der Nightfighter drang in eine Bank aus undurchsichtigem Staub ein – und tauchte sofort wieder aus ihr auf, wobei die Sterne rot und golden in den Wänden des galaxienumspannenden Tunnels leuchteten.
    Seilspinnerin schlug die Faust auf die Handfläche und jubelte.
    Sie hörte Louises Lachen. »Genießt du den Flug, Seilspinnerin?«
    Stimmen ertönten hinter Louise Ye Armonk. »Ich sehe es.« Aufgeregte Rufe. »Ich sehe es…«
    Ich sehe es auch.
    Seilspinnerin drehte sich im Sitz um, wobei die Gurte sich auf der Brust nach oben verschoben. Die Stimme schien von der linken Seite gekommen zu sein.
    Es war natürlich die Stimme des Mannes aus ihren Waldträumen gewesen. Sie erwartete fast, seine schlanke, dunkle Gestalt dort draußen auf dem Käfig sitzen zu sehen: Das sechzig Jahre alte Gesicht, das graue Haar mit den schwarzen Einsprengseln, die verletzlichen braunen Augen…
    Irgendwie fühlte sie, daß er sich ihr näherte. Er entwickelte sich.
    Aber da war niemand. Sie spürte Enttäuschung und Sehnsucht.
    »Morrow hat dazwischengequatscht«, sagte Louise. »Tut mir leid, Seilspinnerin. Soll ich dich in das Gespräch zuschalten?… Seilspinnerin? Hast du mich verstanden? Ich sagte…«
    »Ich habe dich verstanden, Louise«, bestätigte sie. »Entschuldigung. Ja, schalte mir eine Verbindung, bitte.«
    »…direkt vor uns, am Ende dieser Schlucht«, sagte Morrow. »Dort… dort… Seht ihr?«
    »Seilspinnerin, ich werde dir unsere optischen Daten überspielen«, kündigte Louise an.
    Seilspinnerins Helmvisier wurde plötzlich von Falschfarben überzogen: Kräftige Rot-, Gelb- und Blautöne, die eine leichte Detailidentifizierung ermöglichten.
    Die glühenden Sternenwände schrumpften zu einem verwaschenen Nebel in der Unendlichkeit. Und am Ende des Tals – fast schon am Fluchtpunkt selbst – erschien eine Struktur: Eine Skulptur aus Fäden in Falschfarben-Blau.
    »Ich sehe es«, keuchte Seilspinnerin. Mit subvokalen Kommandos forderte sie eine Bildvergrößerung an.
    »Weißt du denn, was du da siehst, Seilspinnerin?« In Louises atemloser Stimme schwangen Ehrfurcht und ein Gefühl der Kleinheit mit. »Es muß sich unserer Ansicht nach um das handeln, was diesen Kanal gegraben hat. Es ist das Fragment eines kosmischen Strings…«

    Im Mittelpunkt einer immensen Höhle, die von dichtgepackten Galaxien ausgekleidet wurde, rotierten Lieserl und Mark langsam umeinander, warme menschliche Planeten.
    Der Himmel war mit den staubigen Spiralen von Galaxien gesättigt, dichter als die Sterne am Himmel der alten Erde. Aber die Wände der Höhle waren zerklüftet und verschwommen, so daß Lieserl glaubte, im Zentrum einer riesigen Explosion zu stehen. Und jede dieser Galaxien wurde von einer Blauverschiebung eingefärbt: Das Licht jeder dieser großen, fragilen Sternenballungen wurde durch seinen Milliarden Jahre dauernden Sturz in diesen Ort erkennbar komprimiert.
    Mark ergriff ihre Hand. Seine Handfläche ruhte warm auf der ihren, und als er sanft an ihrem Arm zog, rotierte ihr Körper langsam im Raum, bis sie ihn ansah.
    »Ich verstehe nicht«, meinte Lieserl. »Diese – Höhle – ist doch leer. Wo ist der Ring?«
    Das blauverschobene Licht von hunderttausend Galaxien flutete über Marks Gesicht. Er lächelte. »Hab Geduld, Lieserl. Orientiere dich erst einmal.
    Schau dich um. Wir haben eine Höhle erreicht, die einen Durchmesser von zehn Millionen Lichtjahren hat und in der sich fast keine Galaxien befinden: eine Höhle direkt an der Position des Großen Attraktors. Die gesamte Höhle ist mit Gravitationsstrahlung angefüllt. Wir sehen zwar nichts, aber dennoch wissen wir, daß sich hier in dieser Höhle etwas befindet… Es ist nur nicht das, was wir erwartet haben.«
    Lieserl hob den Kopf und überflog den sternenübersäten Himmel, die in die Wände dieser gigantischen Himmelshöhle eingelassenen Galaxien. Eine Galaxis mit einem aktiven Kern – vielleicht ein Seyfert – emittierte eine lange Gaswolke aus ihrem Zentrum; das Gas, das in der vom Mittelpunkt ausgehenden ionisierenden Strahlung wie ein Suchscheinwerferstrahl glühte, wurde von der hereinkommenden Galaxis wie der Schweif eines riesigen Kometen nachgeführt. Und dort gab es eine gigantische Ellipse, die kurz vor der Auflösung zu

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