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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Wange am Innenfutter des Helms. »Richtig. Du hast mich also ohne meine Zustimmung sediert. Louise Ye Armonk, Konstrukteurin menschlicher Körper und Seelen…«
    »Ich hätte das wohl mit dir besprechen sollen.«
    »Ja, das hättest du wirklich tun sollen«, sagte Seilspinnerin schwer atmend. »Und jetzt?«
    Louise zögerte. »Es wurde immer schwieriger, dich aus deinen Phantasien zu reißen, Seilspinnerin. Ich hatte schon befürchtet, daß wir dich ganz verlieren… dich in einem Waldtraum verlieren.«
    Ein Waldtraum.
    Mit einem Seufzer straffte sie sich in ihrem Sitz. »Keine Sorge, Louise. Ich lasse dich schon nicht im Stich.«
    »Ich weiß, daß du das nicht tun wirst, Seilspinnerin.« Louise klang nervös und aufgeregt – ganz untypisch. »Seilspinnerin… es ist der einundfünfzigste Tag. Schau dich mal um.«
    Seilspinnerin lockerte die Gurte; sie betrachtete ihre Umgebung, wobei sie zunächst nur Leere sah. Gereizt stieß sie subvokale Instruktionen aus, und das Helmvisier begann die optische Verstärkung.
    »Seilspinnerin, wir haben jetzt einhundertfünfzig Millionen Lichtjahre zurückgelegt. Wir nähern uns dem Ende der programmierten Hyperraum-Sprünge…
    Es ist bald vorbei, Seilspinnerin. Wir sind fast da.«
    Trübe Darstellungen erschienen auf dem aktivierten Visier – sie wurde von den mottenartigen Formen weit entfernter Galaxien umgeben. Sie sah Spiralen, Ellipsen, gigantische Unregelmäßige: Große galaktische Cluster mit ihren charakteristischen Fäden und Flächen, wobei das ganze Bild unglaublich fragil wirkte.
    Aber die blassen Darstellungen hatten irgend etwas Merkwürdiges an sich.
    »Wir sind da, Seilspinnerin«, verkündete Louise. »Wir befinden uns im Zentrum der Dinge.«
    Blauverschiebung, Seilspinnerin. Blauverschiebung, überall… Kannst du sie sehen?
    Ja. Die Galaxien – am ganzen Himmel – wiesen eine deutliche Blau tönung auf, wie sie jetzt realisierte. Blauverschiebung!
    Sie hatte den Ort erreicht, in den alle Galaxien hineinstürzten.



27

    DER NIGHTFIGHTER – der mit seiner fragilen menschlichen Fracht bei jedem Sprung durch den Hyperraum fünfunddreißig Lichtjahre zurücklegte – bewegte sich in einem Kreisbogen hinunter zu der Scheibe der narbigen Galaxis. Seilspinnerin saß in ihrem Cockpit und ließ die Waldos ihre programmgesteuerten Routinen abarbeiten; in ihren Augenwinkeln blinkten beruhigende Lampen.
    Diese Galaxis war eine breite Spirale, deren zahlreiche Arme sich fest um einen kompakten, glühenden Kern wickelten. Das Sternensystem war ein rostroter, von glühenden Novae und Supernovae durchsetzter Pool: Daraus schloß sie, daß auch diese Galaxis nicht der Verwüstung durch die Photino-Vögel entgangen war. Und die glühende Scheibe wurde durch ein prägnantes Merkmal entstellt: Diese riesige klaffende Narbe, ein Kanal aus Staub und glühender Sternenmaterie, der sich vom Rand bis zum Kern erstreckte.
    Nun näherte sich der durch den Hyperraum flackernde Nightfighter dem Rand der Scheibe, dicht am Ansatzpunkt der Narbe.
    Das könnte die ursprüngliche Menschheitsgalaxis gewesen sein, dachte Seilspinnerin, und sie fragte sich, ob Louise Ye Armonk unter der Himmelskuppel über dem Wald saß und ebenfalls diese Sternenfülle betrachtete. Vielleicht war diese nostalgische Ähnlichkeit auch der Grund, weshalb Louise und die anderen ausgerechnet diese Galaxis einer näheren Untersuchung unterziehen wollten, die zusammen mit hunderttausend anderen den Leerraum umschloß. Plötzlich stand die Ebene der Scheibe groß vor ihr – und der Nightfighter glitt präzise in die aus der Scheibe herausgefräste Kerbe hinein.
    »Gute Navigation, Louise«, lobte sie. »Exakt den Kanal getroffen.«
    »Nun, ich konnte ihn auch kaum verfehlen. Er ist schließlich über zweitausend Lichtjahre breit und so gerade wie eines deiner Blasrohre. Der Kanal ist erst vor kurzem entstanden, so daß er durch die Rotation der Galaxis noch nicht allzu stark gekrümmt wurde – obwohl in einigen hunderttausend Jahren kaum noch eine Spur von ihm zu sehen sein wird…«
    Der ’fighter jagte den Kanal entlang, und die Sicht war spektakulär. Über ihr hing der desolate, galaxienübersäte Himmel des Attraktors; unter ihr und um sie herum befand sich ein offener Sternentunnel, der an ihr vorüberwirbelte. Beim Blick in Flugrichtung hatte es den Anschein, als ob sie die ganze Strecke bis zu dem glühenden Kern der Galaxis überschauen könnte. Der Gedanke bereitete ihr Schwierigkeiten, daß dieses

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