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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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war plötzlich feindselig geworden. Obwohl er noch immer ihre Hand hielt, lagen seine Finger steif um die ihren, wie ein Käfig. »Was meinst du damit?«
    »Hier haben wir das Resultat der Aktivitäten deiner putzigen Photino-Vögel«, erklärte er. »In der Woche seit unserer Ankunft haben wir über eine Million Galaxien katalogisieren können, die diesen Leerraum umgeben. In jeder einzelnen dieser Million sehen wir, daß Sterne aus der Hauptreihe verdrängt werden, indem sie entweder als Nova oder Supernova explodieren oder in den Zyklus eines Roten Riesen eintreten. Überall stehen die Sterne kurz vor dem Ende ihres Lebenszyklus – und, was noch schlimmer ist: Es gibt nirgendwo Anzeichen neuer Sternbildung.«
    Plötzlich begriff sie. »Ach so. Deshalb hast du diese Präsentation für mich arrangiert. Du willst mich auf die Probe stellen, richtig?« Tief in ihrem Innern fühlte sie Zorn aufsteigen. »Du willst wissen, wie das alles auf mich wirkt. Selbst jetzt noch – nachdem wir uns so nahe waren – bist du dir noch immer nicht ganz sicher, ob ich wirklich menschlich bin.«
    Er grinste, wobei die Zähne wie Blutstropfen in seinem Mund standen. »Du mußt schon zugeben, daß du eine ziemlich ungewöhnliche Vita vorzuweisen hast, Lieserl. Ich weiß nicht, ob jeder von uns dich akzeptieren kann.«
    »Dann«, erwiderte sie schroff, »solltest du dir verdammt große Mühe geben. Vielleicht ist ja gerade das auch das Elend des größten Teils der Menschheitsgeschichte gewesen. Schau dir das alles nur mal an: Wir sind hier Zeugen des Todes von Galaxien. Und da fragst du dich, wie ich mich dabei fühle? Glaubst du etwa, all das sei ein Versuchsaufbau, um meine Loyalität zur menschlichen Rasse zu testen.«
    »Lieserl…«
    »Ich werde dir sagen, wie ich mich fühle. Ich glaube, daß wir hier ein Gefühl für die Perspektive brauchen, Mark. Was nämlich, wenn das hier – diese kosmische Diskontinuität – für Leute wie du und mich lebensfeindlich sein sollte?« Sie rückte von ihm ab und straffte den Rücken. »Mark, das ist die größte kosmische Ingenieursleistung, die unser armes Universum jemals erleben wird – der bedeutendste Vorgang seit dem Urknall. Vielleicht ist es an der Zeit, daß wir Menschen unseren rassenspezifischen Chauvinismus einmal vergessen – unseren trotzigen Zorn, weil das Universum sich auf eine Art entwickelt, die uns nicht bekömmlich ist.«
    Er lächelte sie an. »Eine schöne Ansprache.«
    Sie knuffte ihn sanft unter die Rippen und genoß die Art, wie die Faust in sein Fleisch eindrang. »Nun, du hast es auch verdient, verdammt.«
    »Ich wollte damit nicht sagen…«
    »Doch, hast du«, unterbrach sie ihn heftig. »Nun, es tut mir leid, wenn ich deinen Test nicht bestanden haben sollte, Mark. Schau, du und ich haben – zum Guten oder Schlechten – den Niedergang und die Vernichtung unserer Spezies überlebt. Ich weiß, daß wir ums Überleben kämpfen müssen, und ich werde neben dir kämpfen, so gut ich kann. Aber das schmälert indessen nicht die Größe dieser kosmischen Ingenieursleistung – genausowenig, wie die Zerstörung eines Ameisenhaufens wegen der Errichtung einer Kathedrale die Größe des Ergebnisses herabsetzen würde.«
    Noch immer ihre Hand mit seinen steifen Fingern umschließend, wandte er den Blick zum galaxienübersäten Himmel. Seine Betroffenheit wegen ihrer Worte war spürbar; er mußte einen großen Teil der Prozessorkapazität zur Neutralisierung dieser nüchternen Zurechtweisung aufwenden. »Manchmal bist du verdammt kalt, Lieserl.«
    Teufel, dachte sie. Menschen. »Nein«, dementierte sie. »Ich verfüge nur über eine umfassendere Perspektive als du.« Sie seufzte. »Oh, komm schon, Mark. Zeige mir den Ring«, verlangte sie.

    Die Skulptur des Strings, der sich in das Herz der Galaxis erstreckte, war nicht symmetrisch. Er hatte in etwa die Form einer Acht; aber jeder Kringel der Figur wurde von komplexeren Wellenformen überlagert – einer Serie von Wellen, die in scharfen, spitzen Scheitelpunkten ausliefen.
    »Siehst du das, Seilspinnerin?« fragte Mark. »Das ist eine String-Schleife mit einem Durchmesser von fast tausend Lichtjahren.«
    Seilspinnerin lächelte. »Das ist keine Schleife. Das ist ein Knoten.«
    »Es bewegt sich mit mehr als der Hälfte der Lichtgeschwindigkeit auf das galaktische Zentrum zu. Es hat eine Masse von hundert Milliarden Sternen… Kannst du dir das vorstellen? Es ist so massereich wie eine mittelgroße Galaxis. Kein Wunder,

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