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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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tanzende Kinder; Figur drei verwandelte sich in drei Bären, drei in der Luft schwimmende Fische und drei Kuchen. Der Junge sagte die Zahlen auf, wobei er der blechernen Stimme der Projektion folgte. »Zwei. Eins. Zwei und Eins ist Drei.«
    Paul stellte sie dem Jungen vor – Tommy –, und sie setzte sich zu ihm. Zu Lieserls Erleichterung war Tommy so von der Darstellung fasziniert, daß er ihre Präsenz kaum zur Kenntnis nahm – ganz zu schweigen ihre Andersartigkeit.
    Tommy legte sich auf den Bauch und stützte das Kinn in die zusammengelegten Handflächen. Unbeholfen imitierte Lieserl seine Positur.
    Die Zahlendarstellung durchlief ihren Zyklus und erlosch. »Tschüß, Tommy! Auf Wiedersehen, Lieserl!«
    Jetzt wandte Tommy ihr seine Aufmerksamkeit zu – er sah sie wortlos an, mit unbewußter Akzeptanz.
    »Können wir das noch mal sehen?« fragte Lieserl.
    Er gähnte und bohrte in einem Nasenloch herum. »Nein. Laß uns etwas anderes anschauen. Es gibt da was sehr Interessantes über die Explosion im Prä-Kambrium…«
    »Das was?«
    Er wedelte lässig mit einer Hand. »Den Burgess-Schiefer und das alles, weißt du. Warte einmal ab, bis du erst die Hallucigenia über deinen Nacken krabbeln spürst…«
    Die Kinder spielten und lernten und machten Nickerchen. Später fing das Mädchen, das Lieserl die Grimasse geschnitten hatte – Ginnie –, Streit an. Sie mokierte sich darüber, wie Lieserls knochige Handgelenke aus den Ärmeln hervorschauten (Lieserls Wachstum verlangsamte sich bereits, aber sie wuchs noch immer täglich aus ihren Sachen heraus). Dann – unerwartet und erstaunlich – begann Ginnie loszubrüllen und behauptete, daß Lieserl über ihre Projektion gelaufen wäre. Als Paul herbeikam, wollte Lieserl ihm ruhig und rational erklären, daß Ginnie sich irren mußte; aber Paul sagte ihr, daß sie nicht solchen Ärger machen sollte, und zur Strafe mußte sie zehn Minuten isoliert von den anderen Kindern sitzen, ohne Stimulation.
    Das alles war in höchstem Maße unfair. Es waren die längsten zehn Minuten in Lieserls Leben. Sie schaute Ginnie düster und voller Abneigung an.

    Am nächsten Tag freute sie sich darauf, wieder mit den Kindern im Klassenzimmer zu sein. Sie ging mit ihrer Mutter durch sonnenbeschienene Gänge. Dann erreichten sie den Raum, an den Lieserl sich erinnerte – da waren Paul, der sie ein wenig melancholisch anlächelte, und Tommy, und das Mädchen Ginnie –, aber Ginnie wirkte jetzt anders: kindlich, unentwickelt… Wenigstens einen Kopf kleiner als Lieserl.
    Lieserl versuchte, diese köstliche Feindschaft des Vortages wieder aufleben zu lassen, aber es gelang ihr nicht mehr. Ginnie war nur ein Kind.
    Sie hatte den Eindruck, als ob ihr etwas gestohlen worden wäre.
    Ihre Mutter drückte ihre Hand. »Komm mit. Wir suchen einen anderen Raum, in dem du spielen kannst.«

    Jeder Tag war einzigartig. Lieserl verbrachte jeden Tag an einem neuen Ort, mit neuen Leuten. Die Welt erstrahlte im Sonnenlicht. Endlos zogen leuchtende Punkte über den Himmel: Raumstationen in niedrigen Umlaufbahnen und Kometenkerne, die als Energie- und Treibstoffquellen verankert waren.
    Menschen bewegten sich durch ein Meer aus Informationen und hatten weltweit Zugang zu allen verfügbaren virtuellen Bibliotheken, die sie durch subvokale Befehle öffnen konnten. Die Landschaft verfügte über ein profundes Bewußtsein; es war praktisch unmöglich, sich zu verlaufen, zu verletzen oder auch nur zu langweilen.
    Am neunten Tag betrachtete Lieserl sich in einem virtuellen Holospiegel. Sie ließ das Bild sich drehen, so daß sie die Form ihres Kopfes und den Fall des Haares sehen konnte. Sie befand, daß ihr Gesicht noch immer kindlich weich wirkte, aber die Frau in ihr entwickelte sich bereits, als ob die Ebbe ihrer Kindheit eingesetzt hätte. Sie würde das Gesicht ihrer Mutter – Phillida – haben, mit der kräftigen Nase und den großen, verletzlichen Augen; aber sie würde den sandfarbenen Teint ihres Vaters George aufweisen.
    Lieserl hatte das Aussehen einer Neunjährigen. Aber sie war gerade einmal neun Tage alt.
    Sie brach die Darstellung ab; sie zerfiel in Millionen winziger Abbildungen ihres Gesichts, die wie Fliegen im Sonnenschein davonflogen.
    Phillida und George waren gute Eltern, dachte sie. Sie waren Physiker, und beide gehörten sie einer Organisation mit der Bezeichnung ›Suprahet‹ an. Sie verbrachten ihre Zeit mit der Bearbeitung technischer Unterlagen – die wie herabfallende Blätter

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