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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Fehler bei den automatischen Systemen liegen, die ihr Bewußtsein aufrechterhielten – die in die Mündung des Wurmlochs integrierten Kühlsysteme oder vielleicht auch die abgeschirmten Prozessorbänke, in denen ihr Bewußtsein residierte.
    Zögernd rief sie Diagnoseroutinen aus ihren zentralen Systemen auf. Verdammt…
    Es hatte sich etwas verändert, wie sie schnell feststellte. Aber das Problem lag nicht in ihren eigenen Systemen. Die Veränderung betraf die externe Umgebung. Der Photonenfluß aus der Sonnenmaterie zu ihrem Wurmloch-Interface hatte sich deutlich verstärkt. Ihre Kühlmodule konnten diesen größeren Energiezufluß wohl noch bewältigen, aber sie mußten ihre Funktion entsprechend anpassen – und es war diese automatische Adaption, die sie als vages Unbehagen registriert hatte. Der verstärkte Photonenfluß verwirrte sie. Woher kam der? Sie führte einige kurze Untersuchungen der solaren Umgebung durch. Die letzten Photonen diffundierten noch immer auf ihrer Millionen Jahren währenden, erratischen Wanderung auf die Photosphäre zu. War es vielleicht möglich, daß die kernzerstörenden Aktionen der Vögel, ihr kontinuierliches Absaugen der Kernenergie, irgendwelche Auswirkungen auf den Fluß der Photonen hatte? Sie suchte und fand eine Struktur im verstärkten Fluß. Die Flußdichte war in Richtung der Orbits der Photino-Vögel mit Abstand am höchsten. Diese Korrelation war mit Sicherheit kein Zufall; irgendwie beeinflußten die Vögel tatsächlich die Flußdichte.
    Und – wie sich herausstellte – der verstärkte Fluß war lokal begrenzt. Er war nur in einem Abstand von einigen Kilometern zu ihrer Position wirksam.
    Die Erkenntnis stellte sich langsam, fast schmerzhaft ein.
    Der Photonenfluß folgte ihr nach.
    Sie zwang sich zu der Akzeptanz der Tatsache, daß die Photino-Vögel das mit Absicht taten. Sie leiteten die Zufallspfade der Photonen um und überfluteten sie.
    Für eine Weile wurde sie von Angst gepackt. Versuchten die Vögel gar, diesen lästigen Fremdkörper inmitten ihres Schwarms zu töten – vielleicht, indem sie darauf abzielten, ihr Kühlsystem zu überlasten?
    Wenn dem wirklich so war, dann gab es nicht viel, was sie dagegen hätte tun können. Es existierte niemand, den sie um Hilfe hätte bitten können, und eine Fluchtmöglichkeit bestand im Grunde auch nicht. Für eine lange Zeit folgte sie den Vögeln auf ihren endlosen Orbits um den Kern, beobachtete den Photonenfluß und versuchte, ihre Angst zu kontrollieren, das Gefühl des Eingesperrtseins und der Panik.
    Aber der Fluß blieb stetig – er verstärkte sich sogar noch, konnte aber von ihren körpereigenen Systemen leicht neutralisiert werden. Und die Vögel ließen ihr gegenüber keine Anzeichen von feindseligen Absichten erkennen; sie wirbelten nur weiterhin in beschwingten Strömen um sie herum und gruppierten sich hinter ihr zu ihren großen, präzisen, kegelförmigen Formationen. Sie unternahmen nicht den Versuch, ihre Jungen vor ihr abzuschirmen oder ihre fragil wirkenden internen Strukturen zu schützen.
    Sie mußte diesen Kreaturen aus Dunkelmaterie unglaublich schwach vorkommen.
    Und langsam begann sie zu verstehen.
    Diese absichtliche Umleitung des Photonenflusses in sie hinein war weder eine Drohung noch ein Versuch, sie zu vernichten. Vielleicht glaubten sie, daß sie verletzt sei oder sogar im Sterben läge. Sie mußten wohl in der Lage sein, die von ihrem Wurmloch-Schlund absorbierte Strahlungsenergie zu registrieren. Die Vögel halfen ihr – sie versuchten, ihr mehr von dem bereitzustellen, was ihnen als Grundvoraussetzung für das Leben erscheinen mußte.
    Natürlich war das Geschenk nutzlos – hinsichtlich der erhöhten Belastung ihrer Kühlsysteme schlechter als nur nutzlos. Aber, so dachte sie ironisch, schließlich ist es ja der gute Wille, der zählt.
    Die Vögel versuchten, sie zu füttern.
    Mit dem Gefühl einer seltsamen Rührung machte sie angesichts des Geschenks der Photino-Vögel gute Miene zum bösen Spiel.

    Im Zeitablauf beobachtete sie den immer schneller voranschreitenden Verfall der Sonne. Sie verspürte eine obskure, düstere Spannung, als sich der riesige physikalische Prozeß um sie herum entfaltete.
    Der noch immer von den Schwärmen der Photino-Vögel ausgesaugte Kern schrumpfte und begann sich zu erwärmen. Schließlich erreichten die den ausgezehrten Kern umgebenden Wasserstoffschichten eine Temperatur von mehreren Dutzend Millionen Grad. Eine Schale aus fusionierendem

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