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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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begrenzt von einer schwach leuchtenden Linie. Er konnte noch immer Sterne durch die Basis der Lebenskuppel sehen, aber nun realisierte er, daß sie nicht völlig durchsichtig war. Sie reflektierte einen Teil des indirekten internen Lichts der Lebenskuppel und ließ sie wie einen echten Boden der Welt erscheinen. Vielleicht hatte sich im Laufe der Jahrhunderte auch eine Staubschicht an der Basis abgelagert und ihre ursprüngliche Transparenz verschleiert.
    Im Kontrast hierzu existierte nichts in dem vom auffahrenden Schott freigegebenen Ausschnitt – nichts, nicht einmal Uvarovs Sterne. Die Schleuse kam auf ihn zu und schickte sich an, ihn und sein lächerliches Boot wie ein sich öffnender Mund zu verschlucken.
    Die Schleuse war der Zugang in die Leere.
    Er spürte, wie ihm das Herz in die Hosen rutschte. Angst war sein ständiger Begleiter und drohte permanent, seiner Kontrolle zu entgleiten und zu eruptieren…
    Die Stimme von Seilspinnerin drang leise und verzerrt durch die Luft. »Pfeilmacher? Hörst du mich? Bist du in Ordnung?«
    Er schrie auf und packte die Armlehnen seines Sitzes. Seine Kehle war vor Anspannung derartig eingeschnürt, daß er nicht sprechen konnte. Er schloß die Augen, blendete die ihn umgebende riesige, bizarre Irrealität aus und versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er führte die Hände an die Hüfte; er berührte das Lianenseil, das Seilspinnerin ihm kurz vor dem Abflug als Talisman umgewickelt hatte.
    »Pfeilmacher? Pfeilmacher?«
    »…Seilspinnerin«, keuchte er. »Ich höre dich. Ist mit dir alles in Ordnung?«
    Sie lachte, und für einen kurzen Moment konnte er ihr rundes, spöttisches Gesicht visualisieren, wie sie die Brille auf ihrer Stupsnase zurechtrückte. »Das ist jetzt wohl nicht so wichtig, oder? Die Frage ist, ist mit dir alles in Ordnung?«
    »Ja.« Vorsichtig schlug er die Augen auf. Die unsichtbaren Maschinen dieser Seifenblase summten fast lautlos, und unter ihm war die Schleuse der Lebenskuppel ein Boden grauer Leere, der mit dezidierter Gemächlichkeit auf ihn zukam. »Ja. Mir geht es gut. Du hast mich nur etwas erschreckt, das ist alles.«
    »Das wundert mich nicht.« Die Stimme des großen, nüchternen Mannes von den Decks – Morrow – wirkte aufgrund der Verzerrungen durch die verborgenen Kommunikationseinrichtungen noch monotoner als sonst. »Vielleicht hätten wir mehr Zeit darauf verwenden sollen, euch zu zeigen, was ihr zu erwarten habt.«
    »Habt ihr einen besonderen Wunsch?«
    »Ja, Seilspinnerin.« Pfeilmacher fühlte sich klein, hilflos, isoliert, wie ein Kind in einem für Erwachsene konzipierten Fahrzeug. Alles um ihn herum verströmte einen stechenden, leeren Geruch: Nach Kunststoff und Metall, ein Fehlen von Leben. Er sehnte sich nach der lebendigen Feuchtigkeit des Dschungels. »Ich wollte, wir könnten wieder nach Hause gehen«, eröffnete er seiner Tochter.
    »Um Himmels willen, hör mit diesem Geschwätz auf.« Garry Uvarovs Stimme klang wie ein auf Glas schlagende Knochen. »Pfeilmacher«, sagte Uvarov. »Wo steckst du?«
    Pfeilmacher zögerte. Die Schleuse der Lebenskuppel stand nun groß unter ihm – er war bereits so nahe, daß sich ihre Ecken und Kanten perspektivisch verkürzten; die semitransparente Oberfläche der Lebenskuppel verwandelte sich in den Rand eines entfernten, sternenübersäten Teppichs um diese immense Höhle. Er spürte, wie er zusammenzuckte. Blindlings griff er nach dem Bogen und preßte ihn an die Brust; er war ein kleines Requisit der Normalität in dieser fremden Welt. »Ich bin höchstens noch vier Meter vom Ausgang entfernt. Und ich…«
    Die hell beleuchtete Schleusenkante glitt nach oben und umfaßte das Boot; Pfeilmacher hatte den Eindruck, in ein bodenloses Becken einzutauchen.

    Als sie begriff, daß die Vögel sie füttern wollten, versuchte sie, einzelne Entitäten innerhalb der riesigen Schwärme auszumachen. Sie nahm sich vor, die Vögel zu studieren: Sie wollte mehr über ihren Lebenszyklus erfahren, wenn auch nur über die Mittlerfunktion baryonischer Materie, und vielleicht sogar versuchen, eine Gefühlsbindung zu den Vögeln herzustellen sowie ihre Individual- und Kollektivziele zu verstehen.
    Aber die Herstellung freundschaftlicher Beziehungen zu Photino-Vögeln – das Knüpfen von Kontakten mit Individuen im herkömmlichen menschlichen Sinn – war einfach keine Option für sie, wie sich herausstellte. Sie waren fast alle identisch – schließlich waren die Vögel, so überlegte

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