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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Mysterien des tief unter ihnen liegenden Quanten-Meeres. Ein Luft-Schwein hingegen paßte irgendwie hierher, sagte er sich. Rund und fett und kompakt… es war sogar imstande, den Ausbruch eines Neutrino-Geysirs zu überstehen; dazu mußte es nur die Stielaugen einfahren, die Flossen anlegen und den Sturm abreiten. Was konnte ihm schon zustoßen, solange es nicht gerade aus dem Stern geschleudert wurde? Und wenn der Sturm sich dann gelegt hatte, fuhr das Schwein einfach wieder die Augen aus, entfaltete die Flossen und widmete sich erneut der Nahrungssuche – denn ein Baum war ein Baum, in welchem Abschnitt der Kruste er auch wuchs. Oder es paarte sich, sagte Adda sich und grinste.
    Die Menschen waren anders. Die Menschen waren zart. Sie waren nicht sehr widerstandsfähig. Er dachte an Esk: er war ein verdammter Narr gewesen, aber trotzdem hatte er einen solchen Tod nicht verdient. Und, was am schwersten wog, die Menschen waren fremd. Wenn Adda einen dieser lästigen Parasiten aus der Augenhöhle geholt und ihn näher betrachtet hätte, dann hätte er das gleiche Grundmuster wie beim Durchschnitts-Luft-Schwein festgestellt: sechs symmetrisch angeordnete Flossen, eine Ansaugöffnung an der Vorderseite, mehrere Austrittsöffnungen an der Rückseite und sechs winzige Augen. Alle Mantel-Tiere besaßen die gleiche Struktur, nur daß sie hinsichtlich der Größe oder der Proportionen variierten; die gemeinsamen Merkmale waren sogar noch bei Tieren wie den Rochen zu erkennen, die auf den ersten Blick einer anderen Gattung anzugehören schienen…
    … bis auf die Menschen. Es gab kein Wesen in dieser weiten Welt, das Ähnlichkeit mit einem Menschen gehabt hätte.
    Andererseits war das auch kein Wunder. Schon mit der Muttermilch sogen die Kinder das Wissen ein, daß die Ur-Menschen von einem weit entfernten Ort gekommen waren, der natürlich viel besser gewesen war als dieser hier. Adda vermutete, daß die Menschen auf allen Planeten in diesem Glauben aufwuchsen – und daß man Kinder hierher gebracht hatte, damit sie sich in einer schwierigen Umwelt bewährten und sich eines Tages wieder der menschlichen Gemeinschaft anschlossen, unter dem gütigen Blick dieses multiplen und abstrakten Gottes, den Xeelee.
    Also hatte man die Menschlichen Wesen hier ausgesetzt. Adda zweifelte nicht am Wahrheitsgehalt der alten Geschichte – verdammt, allein der Formationsflug der Menschen war der beste Beweis –, doch andererseits, so sagte er sich, während er den Flug der Menschlichen Wesen am Himmel verfolgte, wollte er gar nicht die Statur eines Luft-Schweins haben. Fett und rund und von Winden angetrieben.
    In dieser Disziplin hatte er mit zunehmendem Alter indes eine beträchtliche Routine erlangt. Vielleicht wäre ein Dasein als Luft-Schwein doch nicht so schlecht gewesen.
    Adda war das älteste Menschliche Wesen. Er wußte durchaus, was die anderen von ihm hielten: daß er ein griesgrämiger alter Narr sei, der noch einmal an seiner eigenen Muffigkeit ersticken würde. Doch das kümmerte ihn nicht weiter. Schließlich war es kein Zufall, daß er all seine Altersgenossen überlebt hatte. Dennoch war er nur ein schlicht strukturierter Mensch, der nicht mit den Führungsqualitäten und der Eloquenz eines, sagen wir, Logue gesegnet war. In dieser Hinsicht reichte er nicht einmal an Dura heran, sagte er sich, auch wenn sie sich dessen bisher vielleicht noch nicht bewußt geworden war. Dafür nervte er die Leute mit Anekdoten aus seiner Jugend. Sollten sie ruhig über ihn lachen; solange sie auch nur eine der Lektionen beherzigten, die ihm beim Überleben geholfen hatten, war Adda zufrieden.
    Natürlich gab es auch Episoden, die er mit niemandem teilte. So stand es für ihn zum Beispiel außer Frage, daß die Störfälle eine neue Qualität erlangt hatten.
    Störfälle, Spin-Stürme, hatte es immer schon gegeben. Ihm waren, auf abstrakter Ebene, sogar die Gründe für ihre Entstehung bekannt: die Verlangsamung der Rotation des Sterns und der daraus folgende explosive Ausgleich der Spin-Energie. Doch in den letzten Jahren hatte die Intensität der Störfälle ständig zugenommen… wie auch ihre Häufigkeit.
    Die Störfälle hatten nun andere Ursachen. Titanische Kräfte zerrten am Stern…
    Sein skurriles Verhalten hatte indes einen Vorteil, den er sich selbst nur halb eingestanden und den anderen gegenüber schon gar nicht geäußert hatte. Hinter der düsteren Fassade versteckten sich nämlich die grenzenlose Liebe, die er beim

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