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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Anblick des wunderschönen Fluges durch das Magfeld für seine Mitmenschen fühlte und der Herzschmerz, den er beim Verlust selbst des nutzlosesten Lebens empfand.
    Adda umklammerte den Speer und schwamm mit neuer Energie der Kruste entgegen.

    Farr schwebte mit angezogenen Knien in der Luft. Mit einigen kräftigen Stößen entleerte er den Darm. Er sah, wie die fahlen, geruchlosen Kotkügelchen sich funkelnd in der Luft verteilten und dem UnterMantel entgegenstrebten. Der mit Neutronen gesättigte Kot würde in den lebensfeindlichen UnterMantel eintauchen und schließlich im Quantenmeer versinken.
    So weit oben war er noch nie gewesen.
    Die Wipfel der Bäume waren nur noch wenige Schwimm-Minuten entfernt, vielleicht ein Dutzend Mannhöhen. Die runden, bronzefarbenen Blätter der Bäume waren auf das Quantenmeer gerichtet und bildeten ein glitzerndes Dach, das die Welt überspannte. Beim Schwimmen schaute er sehnsüchtig zur Decke empor, als ob die Blätter Sicherheit versprächen – und gleichzeitig war er nervös. Denn hinter den Blättern, in der Dunkelheit, befanden sich die Baumstämme, und hinter den Baumstämmen war die Kruste, auf der sich alles mögliche Getier tummelte… zumindest, wenn man Adda und einigen Kindern Glauben schenken wollte.
    Dennoch wäre er lieber dort oben zwischen den Bäumen, sagte Farr sich, als hier draußen zu hängen.
    Er stieß sich am Magfeld ab und flog weiter.
    Trotz seiner Jugend war die Furcht für Farr ein alltäglicher Begleiter. Er hatte sogar schon Todesangst verspürt. Doch die Angst, die ihn nun überkam, hatte eine neue Qualität; er setzte sich mit ihr auseinander und versuchte sie zu ergründen.
    Die neun Erwachsenen schwammen mit gleichmäßigen Stößen nach oben, wobei die Gesichter den Bäumen zugewandt waren. Die Körper bewegten sich effizient, jedoch mit unterschiedlicher Eleganz; Farr roch die Photonen, die sie ausdünsteten und hörte ihren rhythmischen Atem. Sein eigener Atem ging schnell; die Luft hier oben war dünn. Und trotz der intensiven Schwimmbewegungen wurde ihm kalt.
    Ohne daß es ihm bewußt geworden wäre, war Farr ins Zentrum der Gruppe gelangt, so daß die Menschen nun einen Schutzwall um ihn bildeten. Dann bemerkte er, daß er dicht neben seiner Schwester Dura schwamm, als ob er ein kleines Kind wäre, das an die Hand genommen werden wollte.
    Wie peinlich.
    Damit es nicht gar zu offensichtlich wurde, beugte er sich leicht nach vorne, so daß er auf den Rand der Gruppe zuglitt und sich von Dura entfernte. Dort angekommen, überkam ihn erneut diese Angst – eine Art Platzangst. Kopfschüttelnd, als ob er einen Luftaustausch vornehmen wollte, wandte er sich von der Gruppe ab und drehte sich in der Luft, so daß er nun den Mantel im Blick hatte.
    Farr wußte, daß der Mantel einen Durchmesser von vielen Millionen Mannhöhen hatte. Aber die Menschen konnten nur in einem Abschnitt mit einer Höhe von ungefähr zwei Millionen Mannhöhen überleben. Farr wußte auch weshalb… oder zumindest wußte er teilweise Bescheid. Die komplexen Verbindungen schwerer Zinnkerne, aus denen sein Körper bestand (so hatte sein Vater es ihm erklärt), waren nur in diesem Sektor stabil, wo die durch den Austausch von Neutronenpaaren bewirkten Bindungskräfte Bestand hatten. Es hatte mit der Neutronendichte zu tun: zu weit oben gab es zu wenig Neutronen, um die komplexe Bindung zwischen den Atomkernen zu unterstützen; zu weit unten, im mit Neutronen gesättigten UnterMantel, gab es zu viele Neutronen – dort würden die Atomkerne, aus denen sein Körper bestand, sich zu einer Neutronenflüssigkeit auflösen.
    Und hier – in der Nähe der Baumkronen, in der Randzone des Habitats – befand er sich mehrere zehntausend Mannhöhen oberhalb der Position des zerstörten Netzes.
    Farr schaute nach unten und überblickte den Weg, den sie genommen hatten. Die Feldlinien durchschnitten den weiten Himmel; es waren Hunderte von parallelen, weißblauen Strahlen, die in der Ferne in nebligen Fluchtpunkten zusammentrafen. Die Feldlinien verschwammen unter ihm, und die Abstände zwischen ihnen verkürzten sich perspektivisch, bis die Linien schließlich in einem strukturierten blauen Dunst über dem Quantenmeer miteinander verschmolzen. Das tödliche Meer selbst lag purpurfarben unterhalb der Feldlinien; die Oberfläche war von Dunst verhüllt.
    … Und die Oberfläche des Meeres war nach unten gekrümmt.
    Farr mußte schlucken, um einen Schrei zu unterdrücken. Dann schaute er

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