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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sich hatte. »Wenigstens sorgt die Stadt dafür, daß man zu essen und ein Dach über dem Kopf hat.«
    »Aber vielleicht ist das manchen Leuten zu wenig. Gibt es denn nicht noch mehr Dinge im Leben?« Wieder schaute er Farr mit diesem Anflug von Neid an. »Deshalb surfe ich auch… das Leben am Oberlauf muß so interessant sein. Man wacht jeden Tag in der freien Luft auf und weiß nie, was der Tag einem bringen wird. Man muß in die Wildnis hinausgehen und mit bloßen Händen Nahrung beschaffen…« Dabei betrachtete Cris seine gepflegten Hände.
    Farr wußte nicht, was er darauf erwidern sollte. Seine bisherige Überzeugung, daß die Bewohner der Stadt von überlegener Intelligenz seien, geriet durch den Unsinn, den dieser Städter ihm nun erzählte, stark ins Wanken.
    »Was ist das?« fragte er, um überhaupt etwas zu sagen, und deutete auf das Brett, das Cris noch immer in den Armen hielt.
    »Mein Brett. Mein Surfbrett.« Cris zögerte. »Du hast noch nie eins gesehen?«
    Farr streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingern über die blanke Oberfläche. Das Holz war so sorgfältig poliert, daß das Material sich fast gar nicht mehr wie Holz anfühlte; er hatte fast den Eindruck, Haut zu berühren – Babyhaut zum Beispiel. Das Geflecht aus leuchtenden Fäden war gerade so tief eingearbeitet worden, daß man es als feines Netzwerk aus Vertiefungen ertastete.
    »Es ist wunderschön.«
    »Ja«, sagte Cris stolz. »Es gibt zwar noch welche, die teurer sind. Aber ich habe verdammt viel Arbeit hineingesteckt, und ich bezweifle, daß es auf dieser Seite von Pall Mall ein besseres Brett gibt.«
    »Aber wofür ist es überhaupt gut?« fragte Farr zögernd; seine Ignoranz war ihm peinlich.
    »Zum Surfen.« Cris brachte das Brett in die Horizontale, machte einen Salto in der Luft und kam mit beiden Füßen auf dem Brett zu stehen. Natürlich wurde das Brett abgetrieben, doch Farr sah, mit welcher Geschicklichkeit Cris sich auf dem Brett bewegte. Cris streckte die Arme aus und schwankte in der Luft. »Und so gleitet man dann durchs Magfeld. Das Gefühl der Leichtigkeit und Geschwindigkeit ist unvergleichlich…«
    »Aber wie? Schwimmst du?«
    »Natürlich nicht«, sagte Cris lachend. »Zumindest ansatzweise«, fügte er dann nachdenklich hinzu. Mit einem Rückwärtssalto, was im engen Raum eine beachtliche Leistung war, schwang er sich vom Brett und fing es dann auf. »Siehst du die Drähte, die in die Oberfläche eingearbeitet sind? Das ist Kernstoff. Supraleitend. Das macht die Bretter auch so verdammt teuer.« Er schaukelte das Brett in der Luft. »So sieht die Beinarbeit aus. Siehst du? Es ist wie Schwimmen, nur daß das Brett die Rolle des Körpers übernimmt. Die Ströme in den Supraleitern drücken gegen das Magfeld, und…« – er machte eine schnelle Handbewegung -»schwupp!«
    »Und bist du auf diese Art schneller, als wenn du schwimmen würdest?« fragte Farr.
    »Schneller?« fragte Cris belustigt. »Ich bin schneller als jeder Wagen und jedes Windende Schwein – und wenn man hoch über dem Pol steht, hat man sogar das Gefühl, seinen eigenen Gedanken zu entfliehen.« Ein verträumter, abwesender Ausdruck erschien in seinem Gesicht.
    Farr musterte ihn, gleichermaßen fasziniert und neugierig.
    »Dazu ist das Brett gut… unter anderem. Mit seiner Hilfe werde ich hier rauskommen und meine Zukunft selbst bestimmen.« Cris wirkte nun verlegen, fast scheu. »Ich bin ein guter Surfer, Farr. Ich gehöre zu den Besten in meiner Altersgruppe; von den Wettbewerben, an denen ich bisher teilgenommen hatte, habe ich viele gewonnen. Und in ein paar Monaten werde ich mich für das große Rennen qualifizieren. Für die Spiele. Ich werde gegen die Besten antreten; das ist meine Chance…«
    »Die Spiele?«
    »Die größten. Wenn du dort erfolgreich bist und zum Star der Spiele avancierst, macht Parz die Beine für dich breit.« Cris lachte rauh, und Farr grinste unsicher. »Das ist mein Ernst«, sagte Cris. »Parties im Palast. Ruhm.« Er zuckte die Achseln. »Natürlich wird das irgendwann einmal vorbei sein. Aber wenn man gut genug ist, wird man sie nie verlieren, die Aura. Glaub mir… Wirst du noch hier sein, wenn die Spiele stattfinden?«
    »Ich weiß nicht. Adda…«
    »Dein Freund im Krankenhaus. Genau.« Cris’ Stimmung schien wieder umzuschlagen. »Tut mir leid, daß ich dich mit dem Surfen vollgelabert habe. Ich weiß, daß du in einer schwierigen Lage bist.«
    »Ich habe dir gern zugehört«, sagte Farr lächelnd,

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