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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Stößen schwammen sie die Avenue hinab. Dura empfand das verlegene Schweigen, das immer wieder zwischen ihr und dieser netten Frau auftrat, als peinlich – doch worüber hätten sie sich auch unterhalten sollen?
    »Weshalb lebst du überhaupt in der Stadt?« fragte Dura. »Ich meine, wo Tobas Farm doch so weit entfernt ist…«
    »Nun, ich habe selbst eine Arbeit«, sagte Ito. »Die Farm ist zwar groß, aber der Boden gibt nicht viel her. Sie liegt direkt an der Grenze des Hinterlands, so weit flußaufwärts, daß es sogar ein Problem ist, Kulis für die Arbeit dort draußen anzuheuern; sie fürchten sich nämlich vor…« Sie verstummte.
    »Sie fürchten sich vor den Oberströmlern. Ist schon in Ordnung.«
    »Die Farm wirft nicht so viel ab, wie sie sollte. Und dann die Kosten…«
    »Aber ihr könntet auf der Farm leben.« Dieser Gedanke übte auf Dura einen gewissen Reiz aus. Dort draußen hätte es ihr besser gefallen als in diesem muffigen Verschlag – zumal sie sich in einem Bereich der Kultivierung, der Ordnung befunden hätte, im Bewußtsein, einen Raum zu kontrollieren, der sich über viele hundert Mannhöhen in alle Richtungen erstreckte.
    »Vielleicht«, sagte Ito zögernd. »Aber wer will schon ein Subsistenzfarmer sein? Außerdem muß Cris zur Schule gehen.«
    »Du könntest ihn selbst unterrichten.«
    Ito schüttelte den Kopf. »Nein, meine Liebe«, erwiderte sie geduldig, »jedenfalls nicht so gut wie ein ausgebildeter Lehrer. Und die gibt es nur hier, in der Stadt.« Ihr müder, sorgenvoller Gesichtsausdruck kehrte zurück. »Und ich will, daß Cris die beste Ausbildung erhält, die wir uns leisten können. Und daß er sie auch beendet, trotz seiner Träume vom Surfen.«
    Surfen?
    Dura sagte nichts, sondern versuchte, das alles erst einmal zu sortieren.
    »Außerdem – bei allem Respekt für dich und dein Volk, meine Liebe – würde ich nicht auf einer entlegenen Farm leben wollen, wenn ich auch in einer solchen Umgebung leben kann. Die Geschäfte, die Theater, die Universitätsbibliothek…« Sie sah Dura neugierig an. »Ich weiß, daß dir das alles fremd vorkommt, aber spürst du nicht, wie das Leben hier pulsiert? Und wenn wir eines Tages ein Stück weiter nach oben ziehen könnten…«
    »Nach oben?«
    »Näher zum Palast.« Ito wies nach oben, den Weg zurück, den sie gekommen waren. »Er bildet den oberen Abschluß der Stadt. Dieser Bereich, oberhalb des Markts, ist die Oberseite.«
    »Und unterhalb des Markts…«
    Ito blinzelte. »Nun, das ist natürlich die Unterseite. Dort befinden sich der Hafen, die Dynamohallen, Ladeluken und Entsorgungsanlagen.« Sie rümpfte die Nase. »Niemand würde freiwillig dort unten leben.«
    Dura schwamm geduldig weiter, wobei die ungewohnten Kleider an Rücken und Beinen kratzten.
    Je weiter sie hinabstiegen, desto weiter traten die Wände von Pall Mall auseinander, bis die Avenue in den Marktplatz mündete. Beim Marktplatz handelte es sich um eine kugelförmige Kammer, deren Durchmesser vielleicht der doppelten Breite der Avenue entsprach. Der Markt war anscheinend der Endpunkt eines Dutzends Straßen – nicht nur der Mall – und wurde von unaufhörlichen Verkehrsströmen durchzogen. Wagen und Leute wirbelten in einem chaotischen, staubigen Reigen durcheinander; Dura sah, daß manche Fahrer sich aus dem Wagen lehnten und, den Lärm übertönend, andere Verkehrsteilnehmer mit obskuren Sprüchen bedachten. Es gab hier auch Geschäfte, wobei es sich allerdings nur um kleine, bunte Buden handelte, die in der Kammer aufgereiht waren. Die Inhaber hingen in allen Positionen in der Luft, priesen ihre Ware an und versuchten Passanten zum Kauf zu animieren.
    Im Mittelpunkt des Markts befand sich ein hölzernes Rad mit einem Durchmesser von ungefähr einer Mannhöhe. Es war auf einer langen Holzspindel montiert, die sich über den gesamten Durchmesser der Kammer hinzog und dabei die symbolischen Buden durchbohrte. Dura sagte sich, daß diese Spindel in einem Stück aus einem Krusten-Baum gefräst worden sein mußte; gleichzeitig fragte sie sich, wie die Zimmerleute es wohl fertiggebracht hatten, das Teil hierher, ins Herz der Stadt zu transportieren. Das Rad hatte fünf Speichen, von denen Seile herabbaumelten. Die Form des Rads kam Dura irgendwie bekannt vor, und dann erinnerte sie sich wieder an den merkwürdigen kleinen Talisman, den Toba um den Hals trug und der einen Menschen zeigte, der Arme und Beine vor dem Rad gespreizt hatte. Hatte jenes Rad nicht auch

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