Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Stadt, in den Kern selbst versetzt wäre und mit dieser bizarren, monströsen Entität alleingelassen worden wäre.

8

    CRIS ERGRIFF SEIN SURFBRETT und führte Farr durch das Herz der Stadt.
    Sie bewegten sich durch ein Gewirr aus Seitenstraßen, um die Hauptrouten zu vermeiden. Farr versuchte sich den Weg zu merken, doch seine erst rudimentär ausgeprägte Fähigkeit, sich in der Stadt zu orientieren, ließ ihn bald im Stich. Also folgte er Cris und hielt unwillentlich Ausschau nach dem Quantenmeer und dem Magfeld, um sich zu orientieren. Doch hier, tief im Innern von Parz, wurde die Welt von anonymen hölzernen Wänden ausgeblendet.
    Irgendwann erkannte er, daß sie den Äquator der Stadt passiert haben mußten und sich nun in dem Bereich befanden, der als Unterseite bezeichnet wurde. Die Straßen waren dunkler, denn die Abstände zwischen den Lichtschächten und Holz-Lampen waren viel größer als oben. Es gab nur wenige Wagen und noch weniger Schwimmer, und die verschrammten und schmutzigen Türen der Wohnbezirke wirkten sehr massiv. Cris äußerte sich nicht zu der veränderten Umgebung – er schwärmte pausenlos vom Surfen –, doch Farr bemerkte sehr wohl, daß der Stadtjunge das wertvolle Brett an die Brust gedrückt hatte und es mit dem Körper abschirmte.
    Schließlich kamen sie zu einer breiten, ovalen Luke, die in die Straßenwand eingelassen war. Der hinter dieser Luke verlaufende Schacht mit einem Durchmesser von etwa zehn Mannhöhen war noch viel unansehnlicher als die Straßen – die verschrammten, unfertig wirkenden Wände waren völlig kahl –, doch Farr erkannte an seinem Ende eine Ellipse aus hellem Luft-Licht. Er schaute begierig nach unten und betrachtete Staunend die glitzernden Lichtreflexe an der Wandung des Schachts.
    »Gehen wir hier runter?«
    »Durch diese Ladeluke? Aus der Haut heraus? Aber das wäre doch ein Verstoß gegen städtische Bestimmungen…« Cris grinste. »Darauf kannst du wetten, daß wir das tun.« Cris stieß einen Jubelruf aus, stützte sich mit einer Hand auf die Kante des Schachts und schlug einen Purzelbaum. Er hielt das Brett über dem Kopf und schwamm den Schacht hinunter. Farr stellte sich etwas ungeschickter an; er stieg über die Kante der Luke und ließ sich einfach fallen. Lachend, wobei die Stimmen von den Wänden widerhallten, trudelten die Jungen der freien Luft entgegen.
    Dann schoß Farr aus der engen Stadt hinaus, spreizte Arme und Beine, sog die gelb leuchtende Luft ein und bewegte sich auf den Scheitelpunkt der Feldlinien zu.
    Cris musterte ihn skeptisch. »Bist du in Ordnung?«
    »Ich bin froh, draußen an der Luft zu sein… auch wenn es nur dieses stickige Polarzeug ist.«
    »Richtig. Nicht so wie am guten alten Oberlauf, was?« Cris brachte das Brett in eine waagrechte Position und drückte es mit der flachen Hand versuchsweise gegen das Magfeld.
    Farr aalte sich in der Luft. Die Luke, aus der sie gekommen waren, wirkte wie ein in die hölzerne Hülle – die Haut – eingelassenes, geöffnetes Maul, das vor ihnen dräute und sie wieder den hölzernen Eingeweiden der Stadt einzuverleiben drohte. Doch als die Jungen sich von der Stadt entfernten, sah Farr, daß diese Luke nur eine von vielen ähnlichen Öffnungen war, die über die ganze Hülle der Stadt verteilt waren. Farr versuchte, sich ›ihre‹ Luke einzuprägen, damit er sie im Notfall wiederfand. Doch sie war nicht mehr als ein Riß in der hölzernen Haut, der sich in nichts von hundert anderen unterschied. Bald gab Farr es auf. Wenn er sich verirrte, befand er sich ohnehin in einer prekären Situation; selbst wenn er diese bestimmte Luke wiederfand, würde er im Labyrinth der Straßen nie mehr zum Haus der Mixxax’ zurückfinden.
    Er entfernte sich ein Stück von der Stadt. Die Haut war wie eine riesige Maske, die auf ihn herabblickte. Aus dieser Entfernung erkannte er jedes Detail der aus Brettern und Kernmaterie zusammengestoppelten und dennoch eindrucksvollen Hülle. Die mehreren Dutzend Frachtluken in diesem Abschnitt der Haut verglich er mit Mündern, die ständig Nahrung aufnahmen und mit Kapillarenporen, welche die in der Luft schwebenden Holz- und Nahrungspartikel einsogen. Als er sich noch weiter zurückzog, sah er die Abwasser- und Fäkalienströme, die sich unablässig aus den über die Basis der Stadt verteilten Entsorgungsanlagen ergossen; das Rauschen der halbfesten Substanzen, die dem UnterMantel entgegenstrebten, schien die ganze Luft zu erfüllen.
    Wenn die Stadt auch

Weitere Kostenlose Bücher