Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
wobei er versuchte, den launischen Jungen emotional zu stabilisieren.
    Cris musterte Farr nachdenklich. »Hör zu, hast du schon einmal gesurft? Nein, natürlich nicht. Würdest du es gern mal versuchen? Wir könnten ein paar Bekannte von mir treffen…«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    »Im Grunde ist es auch einfach«, sagte Cris, »aber man braucht viel Übung. Man muß die Balance halten, das Brett zwischen sich und das Magfeld pressen und Kontakt zum Flux, den Flußlinien halten, um die Geschwindigkeit zu erhöhen.« Er schloß die Augen und wippte in der Luft.
    »Ich weiß nicht«, wiederholte Farr.
    Cris betrachtete ihn eingehend. »Kräftig genug bist du ja. Und weil du vom Oberlauf stammst, müßten auch dein Gleichgewichts- und Orientierungssinn gut entwickelt sein. Aber vielleicht hast du recht. Du hast eine Tonnenbrust und etwas zu kurze Beine. Trotzdem sollte es möglich sein, daß du dich für ein paar Sekunden auf dem Brett hältst…«
    Farr fühlte sich von dieser nüchternen Beurteilung geschmeichelt. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Tun wir es«, sagte er. »Wo?«
    Cris grinste. »Komm mit. Ich zeig es dir.«

    Ito besuchte mit Dura das Museum.
    Es befand sich auf dem Universitätsgelände der Stadt, weit oben – allmählich beherrschte Dura die Terminologie – und damit nicht allzu weit vom Palast entfernt. Die Universität war eine Reihe großer Kammern, die durch Korridore mit getäfelten Wänden miteinander verbunden waren. Ito erklärte ihr, daß sie die akademische Stille der Kammern nicht stören durften, aber immerhin war sie in der Lage, Bibliotheken zu bezeichnen, Seminarbereiche, die mit Gruppen ernsthafter junger Leute angefüllt waren, kleine Zellen, in denen die Gelehrten allein für sich arbeiteten und über ihren Studien brüteten.
    Wegen der Nähe zur Außenwand der Stadt war es in der Universität so hell, daß die Luft zu glühen schien. Es herrschte eine derart ruhige und intensive Atmosphäre, daß Dura sich noch deplazierter vorkam als in den anderen Bezirken der Stadt. Sie passierten eine Gruppe von Honoratioren der Universität, die in fließende Roben gekleidet waren und sich die Köpfe kahlgeschoren hatten. Sie würdigten die Frauen kaum eines Blickes und schwammen mit blasiertem Gesichtsausdruck an ihnen vorbei.
    Dura beugte sich dicht zu Ito hinüber und flüsterte: »Muub. Der Leiter des Krankenhauses. Er hatte sich den Kopf kahlgeschoren. Gehört er auch hierher?«
    Ito lächelte. »Ich kenne den Mann nicht; vermutlich wird er auch nicht in unseren Kreisen verkehren. Wenn er im Krankenhaus arbeitet, wird er keinen Kontakt mehr zur Universität haben. Aber vielleicht hat er hier studiert, und mit der Glatze will er die anderen daran erinnern, daß er auch einmal ein Gelehrter war.« Sie lächelte. »Manchmal tun die Leute so etwas, weißt du.«
    »Hast du auch an der Universität – studiert? Oder Toba?«
    »Ich?« fragte Ito mit einem leisen Lachen. »Sehe ich vielleicht so aus, als ob ich mir das hätte jemals leisten können?… Es wäre schön, wenn wenigstens Cris hier studieren würde. Wenn wir nur wüßten, wie wir die Studiengebühren aufbringen sollen – dann hätte er ganz andere Karrierechancen. Vielleicht würde er dann nicht mehr so viel Zeit mit diesem verdammten Surfbrett verschwenden.«
    Das Museum war eine große kubische Struktur im Zentrum des Universitätskomplexes. Es war von Gängen und Schächten durchzogen, so daß das poröse Innere von Licht durchflutet wurde. Während sie sich langsam durch das Labyrinth aus Korridoren bewegten, kamen sie an vielen Luken und Türen vorbei, hinter denen sich hundert Schätze zu verbergen schienen.
    In einem Korridor befanden sich Reihen von Schweinen, Rochen und Krusten-Spinnen. Anfangs wich Dura beim Anblick der sich aus der Dunkelheit schälenden Tiere zurück, doch dann begriff sie, daß diese Tiere keine Gefahr für sie darstellten – und auch für niemanden sonst. Sie hingen nämlich tot und konserviert an der Wand, in Parodien der Posen, die sie zu Lebzeiten innegehabt hatten: beim Anblick der ausgebreiteten Schwingen eines an ein Holzrahmen genagelten Rochens fühlte Dura sich unsagbar traurig. Etwas weiter vorne war ein Luft-Schwein ausgestellt – es war tot wie die anderen, und noch dazu aufgeschnitten. Die Organe – an der inneren Körperwand hängende Gewebeklumpen – waren zur Besichtigung freigelegt. Dura schauderte. Sie hatte schon Dutzende von Luft-Schweinen getötet,

Weitere Kostenlose Bücher