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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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verankern – ohne diese Quantenfunktionen wären wir nichts.«
    Ich stellte mein Glas ab, stand auf und trat an die Wand.
    Sie erhob sich ebenfalls und wich vorsichtig zurück. »Und diese Abbildung von Wellenfunktionen – war es das, woran du immer gescheitert bist?«
    Sie tat das mit einem Achselzucken ab. »Hat ja vielleicht auch sein Gutes. Wenn das, was hier in der Wand gespeichert ist, eine perfekte Kopie meiner Person wäre, dann zögst du wohl nie aus diesem verdammten Appartement aus.« Sie sah zu mir auf: »Hab ich Recht?« Und ich bildete mir ein, dass ihr Blick sanfter wurde.
    »Was passiert, wenn man das Unschärfeprinzip verletzt?«
    Das Bild zitterte leicht. Ich spürte regelrecht, wie die Wand ihren gesamten Datenvorrat verzweifelt nach einer Antwort durchforstete. »Das geht nicht. Jack! Hast du eigentlich irgendetwas davon kapiert, was ich dir erzählt habe?«
    »Trotzdem. Nur mal angenommen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Wenn man das Unschärfelimit auf irgendeine Art und Weise senken würde, könnte man eine höhere Datenspeicherdichte erreichen.«
    »Und hätte schärfere Wandbilder. Was sonst noch?«
    »Schnellere und kompaktere Rechner.« Plötzlich zerfiel das Bild für einen schrecklichen Augenblick in einen Hagelsturm würfelförmiger Pixel. »Jack! Das geht jetzt an den äußersten Rand davon, was ich in meinem Notebook hinterlassen habe.«
    »Hab noch einen Moment Geduld mit mir, bitte… Es ist wichtig. Wie könnte man es machen?«
    Sie massierte den Nasenrücken, als hätte sie Kopfschmerzen. »Angenommen, wir sprechen über das Universum, in dem wir leben – die fundamentalen Gesetzmäßigkeiten sind also dieselben –, dann müsste man versuchen, einen Weg zu finden, um die Planck’sche Konstante in einem bestimmten Bereich zu reduzieren. Nicht uninteressant, wie die Schnittstellen zwischen den Räumen, die sich dann hinsichtlich der Planck’schen Konstante unterscheiden, aussehen würden. Aber das ist natürlich unmöglich.« Sie sah gequält zu mir auf. »Jack, ich mag das nicht. Ich habe ein ungutes Gefühl dabei.«
    »Tut mir leid.« Ohne zu überlegen, fasste ich durch die Wand nach ihr. Aber meine Hand glitt durch sie hindurch, glitt so mühelos durch ihren Arm, als bestünde sie aus altem morschen Papier.
    »Jack! Nicht!« Sie wich zurück, so weit zurück, dass ich sie nicht mehr erreichen konnte. »Du tust dir nur weh.«
    »Ich muss fort.«
    »Was?«
    »Ich soll ein Versuchsvorhaben der Geister inspizieren. Ihrer Meinung nach muss ich physisch verändert werden… Möglich, dass ich nicht mehr zurückkomme.«
    »Ja und?«, fragte Eve. »Verdammt noch mal, Jack! Ich bin jetzt seit drei Jahren tot. Wird ja langsam krankhaft, wie du dich anstellst.« Dann hob sie die Hände und sagte undeutlich: »Wenn man die Planck’sche Konstante endgültig auf Null…«
    »Ja? Was dann? Sag’s mir, Eve!«
    Hinter einem Pixelhagel sah ich ihre weit aufgerissenen Augen: »Das Universum könnte in die Brüche gehen…«
    Sie löste sich auf. Die Wand war wieder eine Wand.

    Die Geister hatten eines Tages feststellen müssen, dass sie in einer Welt lebten, die um einen Stern kreiste, der dem Untergang geweiht war. Sein Begleiter, ein Pulsar, hatte ihn seit über einer Milliarde Jahren verwüstet und in einen wertlosen Schatten verwandelt. Damals fingen die Geister an, den Himmel zu hassen, unter dem sie lebten – einen trügerischen und heimtückischen Himmel, den sie den Pfuhl nannten, den Hitzepfuhl. Und als es dann auch noch anfing zu schneien, blieb den Geistern nur eine Wahl: entweder untergehen oder – umbauen. Sich selbst umbauen.
    Sie bauten sich um.
    Und jetzt sollte also auch ich zu einem Geist gemacht werden – die Gründe wollte mir der Pfuhlbotschafter noch nicht verraten.
    Gehirn und Rückenmark rollten sie auf und packten das Ganze in meinen leer geräumten Brustkasten. Das Blutkreislaufsystem falteten sie zu einem kompakten Bündel zusammen und wickelten es um die Hirnschale. Die Geister konstruierten ein neues Stoffwechselsystem, wesentlich leistungsfähiger als mein bisheriges. Damit kann ich Strahlungsimmissionen direkt umsetzen und verwerten. Ein Paar neue Augen wurde mir in den Kopf eingesetzt, Augen, die auch noch in jenen Bereichen des Lichtspektrums funktionieren, die sonst weit außerhalb des menschlichen Wahrnehmungsvermögens liegen. Dazu ein winziger Antigravitationsantrieb und stabile Steueraggregate: meine Geistermuskulatur.
    Zum Schluss wurde ich noch in

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