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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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mir erklärt hast.«
    »Um Himmels willen, Jack! Werd bloß nicht sentimental!«
    »Tu mir den Gefallen. Es ist wichtig!«
    Sie seufzte und zupfte an einer Locke, die sich selbständig gemacht hatte – eine Geste, die sie sich schon als kleines Mädchen angewöhnt hatte. »Also meinetwegen. Aber ich werd’s kurz machen. Und wenn ich fertig bin, dann ist auch wirklich Schluss.«
    »Abgemacht.«
    Eve wirkte plötzlich jünger, saß jetzt entspannter auf ihrer Couch. Eine Veränderung, die kaum merklich vor sich ging; nichts deutete darauf hin, dass ihr Bild neu aufgebaut worden wäre. Wahrscheinlich war die Wand dabei, auf einen früheren Teil ihrer Notebooks zuzugreifen. »Wenn man die Heisenberg’sche Unschärferelation verstehen will«, fing sie an, »muss man die Quantenmechanik verstanden haben.«
    Laut Quantentheorie existieren Teilchen wie etwa Elektronen nicht als Masse- oder Ladungspunkte. Stattdessen hat jedes Teilchen eine Wellenfunktion, die seine Position, seine Geschwindigkeit und seine sonstigen Eigenschaften beschreibt. So als ob ein Elektron über ein kleines Raumgebiet verschmiert wäre, dessen Ausdehnung von seiner Wellenfunktion abhängt.
    »Und was hat das mit dem Unschärfeprinzip zu tun?«
    Eve spielte mit meinem Ring, den sie am Finger trug. »Man kann die Streuung der Wellenbereiche zwar eingrenzen und die Position eines Elektrons messen – indem man es etwa mit Hochfrequenzphotonen bestrahlt. Der Haken bei der Sache ist aber, dass dann der Wellenbereich, der einer anderen Variable zugeordnet ist – etwa dem Impuls des Elektrons –, enorm expandiert. Und vice versa. Was bedeutet, dass es nicht möglich ist, sowohl die Position wie den Impuls eines Elektrons zu kennen. Dass es deshalb auch unmöglich ist, beide Wellenbereiche auf Null zu bringen.«
    »Also gut. Und welche Größe haben diese Wellenbereiche?«
    »Die Größenordnung ist durch die Planck’sche Konstante gegeben – eine kleine Zahl, eine der fundamentalen physikalischen Konstanten. Um es anschaulich zu machen: Angenommen, man würde die Position eines Elektrons bis auf ein Milliardstel Meter genau messen, dann würde der Impuls so unbestimmt, dass auch nur eine Sekunde später das verdammte Ding innerhalb der nächsten hundert Kilometer nicht mehr auffindbar wäre.«
    Ich nickte. »Dann beschreibt das Unschärfeprinzip also eine fundamentale ›Fuzziness‹ in der Realität…«
    Wütend wedelte sie mit den Händen: »Erspar mir diese Allerweltsweisheiten! Hat sich was mit ›fuzzy‹ und Realität! Wellenfunktionen sind die grundlegenden Bausteine des Universums, die Wellengleichungen, die ihnen zugrunde liegen, sind absolut deterministisch… Aber lassen wir das. Das Unschärfeprinzip ist letztlich nichts anderes als ein skalarischer Ausdruck der Wellenfunktionen.«
    »Und was hat das mit deiner Arbeit zu tun?«
    Eve lehnte sich in ihr Sofa zurück: »Das war das Kernstück meiner Arbeit, Jack«, seufzte sie.
    Eve hatte sich in ihrer Arbeit auf die Grundlagenforschung zum Problem der Teleportation kapriziert. Für Laien wie unsereins: Sie wollte herausfinden, ob es tatsächlich möglich ist, jemanden hin und her zu beamen.
    »Teleportation wäre vielleicht dann möglich«, fuhr sie fort, »wenn man die Position eines jeden Teilchens in einem Objekt exakt abtasten würde. Diese Informationen könnte man dann an einen anderen Ort transmittieren und dort eine bis auf das letzte Elektron identische Kopie erstellen.«
    »Und genau das gelingt nicht – wegen des Unschärfeprinzips?«
    »Richtig. Aber das Prinzip sagt nichts über den Transfer der exakten Daten der Wellenfunktionen selbst… Daran habe ich gearbeitet. Und an dem Problem, dass Quantenwellen – auf irgendeine Art, von der wir immer noch keine genaue Vorstellung haben – für eine feste räumliche Bindung sorgen. Sobald einmal zwei Objekte miteinander verbunden sind, sind sie auf Grund ihrer Quanteneigenschaften in gewisser Weise für immer verbunden. Gut möglich, dass Teleportation so lange unmöglich bleibt, bis nicht komplette Quantenfunktionen kopiert werden können.«
    »Auf dass der Mensch nicht trenne, was Gott verbunden hat.«
    Sie sah mich misstrauisch an. Befürchtete wohl, dass ich gleich in Tränen ausbrechen könnte.
    »Etwas in der Art. Vielleicht. Es wäre aber auch möglich, Jack, dass unser Bewusstsein ein Quantenphänomen ist. Ohne die Quantenfunktionen, durch die wir definiert sind, die uns in unserer Realität und den anderen Realitäten

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