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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Gesicht.
    ›Junge, jedes Leben hat einen Part im großen kosmischen Drama, in dem wir mitspielen müssen. Pass gut auf…‹

Planck-Null
    A.D. 5653

    Erst neulich habe ich wieder einmal endlos über Texten zur Theoretischen Physik gehockt. Meine Freunde – diejenigen, die meinen Anblick noch ertragen, nachdem die Geister mich umgebaut haben – können das nicht verstehen. Zugegeben – meinen sie –, das Planck-Null-Experiment der Geister hätte dich beinahe umgebracht. War schrecklich. Aber jetzt ist doch alles vorbei! Was soll also dieses ewige Brüten? Warum gehst du – oder besser fliegst du – nicht in die Sonne und genießt, was dir vom Leben noch geblieben ist?
    Aber ich muss das hier zu Ende bringen. Muss die Antwort auf eine ganz bestimmte Frage finden: Gibt es irgendeine Möglichkeit, um aus einem Schwarzen Loch wieder herauszukommen?

    Als ich damals von dem Experiment hörte, das die Geister vorhatten, habe ich einen Mordskrach geschlagen. So lange Krach geschlagen, bis ihr Botschafter zu einem Treffen mit mir bereit war. Allerdings hatten sie sich darauf versteift, dass der Schauplatz unseres Treffens die erdabgewandte Seite des Mondes sein musste. Wobei es natürlich für einen Silbergeist vollkommen egal gewesen wäre, ob wir uns dort oder hier auf der Erde getroffen hätten… Aber dergleichen gehört nun einmal zu jener endlosen diplomatischen Spiegelfechterei, wie die Geister sie so sehr schätzen. Und wenn mich dieser Eiertanz auch beinahe die Wände hochtrieb – als Delegationschef unserer Kooperationsverhandlungen mit den Geistern war es nun einmal meine Pflicht, mich von dergleichen eben gerade nicht die Wände hochtreiben zu lassen.
    Vielleicht lag es ja an meinem Alter – vielleicht auch daran, dass ich den Tod von Eve noch nicht überwunden hatte –, aber es fiel mir damals immer schwerer, die Marotten der interplanetarischen Diplomatie einfach wegzustecken.
    Aber nun gut. Ich fuhr also mit dem Lunar Cable vom Antarktis Terminal ab. Richtung Kopernikuskuppel, wo unser Treffen stattfinden sollte.
    Ich warf mich in Schale, stieg aus und ging die Sache energisch an. Wenn der Botschafter vielleicht geglaubt hatte, dass ich mir solche Expeditionen nicht mehr zutrauen würde, bloß weil ich fünfundsechzig war, dann hatte er sich geschnitten.
    Der Geisterbotschafter vom Hitzepfuhl schaukelte einen knappen Meter über dem Regolithschotter der Mondoberfläche dahin – eine eins fünfzig große silberglänzende Kugel, auf deren ›Taille‹ wie ein verzerrter Halbmond die Erde sich spiegelte.
    Wir trafen uns allein. Ohne Assistenten oder Berater, wie ich es zur Bedingung gemacht hatte, und kommunizierten über einen geschlossenen Kanal.
    Ich kam sofort zur Sache: »Botschafter, ich wollte Sie sprechen, weil wir den Verdacht haben, dass Sie unerlaubte Experimente mit Quagmamaterial durchführen.«
    Die Kugel hüpfte auf und ab wie ein Luftballon. Ein Gegenstand, der auf den Mond etwas deplatziert wirkte: Es gibt dort oben keine Luft. »Unerlaubt? Wir sind nicht verpflichtet, uns von Ihnen Erlaubnis für unsere Unternehmungen einzuholen.«
    »O doch, das sind Sie. Laut Vertragstext haben wir das Recht, jedes Ihrer Projekte zu kontrollieren, das mit Quagma zu tun hat. Genauso wie umgekehrt Sie das Recht haben, uns zu kontrollieren.«
    Nachdem er einen kurzen Moment gezögert hatte, wollte er wissen: »Dürfte ich wohl die Beweise sehen, Jack, die Ihre Behauptung stützen?«
    Darauf war ich vorbereitet. »Sie werden die Dossiers bekommen. Mehr, als Ihnen lieb sein wird. Aber erst nachdem ich sicher sein kann, dass Sie genauso ehrlich zu mir sind, wie ich es zu Ihnen bin.«
    Ich gab mir Mühe, das dünne Zirpen der Translatorchips zu verstehen. »Und wenn Sie nur pokern? Wenn Sie nur« …Sendepause… »auf den Busch klopfen wollen? Wenn das Ganze nur ein Versuch ist, verwertbare Informationen aus mir herauszuholen, indem Sie mir mit Beweisen drohen, die gar nicht existieren?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Überlegen Sie doch, Botschafter. Ihre Rasse und meine Rasse unterhalten Kontakte auf vielen Ebenen – bis hinunter zum fliegenden Händler. Die Kontaktsperren zwischen Ihrer Art und meiner Art sind so porös wie die menschliche Haut.« Zugegeben kein sehr passender Vergleich für einen Geist.
    »Mag sein.« Sein Gehopse wurde ruhiger, vieldeutig fluoreszierte er vor sich hin. »Also gut, Jack Raoul. Wir beide haben uns während der letzten Jahrzehnte gründlich kennen gelernt, und ich weiß

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