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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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her!«
    Der Junge näherte sich zögernd. Auf seinem schmalen Gesicht lag ein ängstlicher Ausdruck.
    Pallis rührte sich nicht, bis Gover auf Armeslänge herangekommen war; dann holte er mit der rechten Hand aus und packte den Assistenten an der Schulter. Pallis zeigte auf die beschädigten Behälter. »Was sagst du dazu?«
    Der Blick, mit dem Gover die Behälter anstarrte, sagte Pallis, dass er wirklich schockiert war. »Ich war’s nicht, Pilot. Ich wäre doch nicht so blöd – ah!«
    Pallis bohrte den Daumen noch tiefer ins Schultergelenk des Jungen und suchte nach dem Nerv. »Glaubst du, ich hätte den Proviant vor den Bergleuten versteckt, nur damit du dir den Wanst vollschlägst? Ich hätte größte Lust, dich über Bord zu werfen, du kleiner Scheißer…«
    Plötzlich verstummte er und beruhigte sich wieder.
    Er witterte noch eine Unstimmigkeit.
    Die den Körben entnommene Proviant-Masse reichte nicht annähernd hin, um die Unwucht des Baums zu erklären. Und was Gover betraf – er hatte sich in der Vergangenheit als Dieb, Lügner und überhaupt als schlimmer Finger erwiesen, doch in einem hatte er Recht: So dumm, um so etwas zu tun, war er dann doch nicht.
    Widerstrebend ließ er die Schulter des Jungen los. Gover massierte sich den Nacken und starrte Pallis vorwurfsvoll an. Pallis kratzte sich am Kinn. »Wenn du das Zeug nicht genommen hast, Gover, wer dann? Hä?« Bei den Boneys, sie hatten einen blinden Passagier an Bord.
    Pallis ließ sich auf alle viere nieder und presste Hände und Füße gegen das Holz eines Asts. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf die leichte Vibration. Wenn die Unwucht nicht am Rand war, wo dann…?
    Unvermittelt richtete er sich auf und lief ungefähr ein Viertel des Umfangs ab, wobei er nur mit den Zehen das Laub berührte. Dann hielt er für ein paar Sekunden inne und umklammerte wieder einen Ast. Schließlich ging er langsam aufs Zentrum des Baums zu und blieb auf halbem Weg zum Stamm stehen.
    Da war ein Nest im Laub. Durch den Blättervorhang erkannte er ein paar Fetzen verblichenen Tuchs, einen strubbeligen schwarzen Haarschopf und eine kraftlos baumelnde Hand; die Hand gehörte wohl einem Jungen oder einem jungen Mann, war aber mit Schwielen und kleinen Schnittwunden übersät.
    Pallis richtete sich zu voller Größe auf. »Ach, hier haben wir unsren Ballast, Assistent. Wünsche wohl geruht zu haben, der Herr! Darf ich Ihnen nun das Frühstück servieren?«
    Das Nest explodierte. Skitters schwirrten aufgescheucht aus dem Geäst und flogen davon. Die Wesen erweckten geradezu den Eindruck, als ob sie sich echauffierten. Schließlich stand halb gebeugt ein Junge vor Pallis, mit verquollenen Augen und vor Entsetzen aufgerissenem Mund.
    Gover trat neben Pallis. »Bei den Boneys, das ist eine Minenratte.«
    Pallis’ Blick wanderte zwischen den beiden Jungen hin und her. Die beiden schienen etwa gleichaltrig zu sein, doch während Gover wohlgenährt, aber schwächlich war, hatte der blinde Passagier einen Leib wie eine Skulptur und Muskeln wie ein ausgewachsener Mann. Und den Händen sah man die harte Arbeit deutlich an. Um die Augen hatte der Junge dunkle Ränder. Pallis erinnerte sich an die implodierte Gießerei und fragte sich, wie viele Momente des Schreckens der junge Mann schon durchlebt hatte. Nun schwellte der Junge trotzig die Brust und ballte die Hände zu Fäusten.
    Gover stand mit verschränkten Armen da und grinste. »Was machen wir mit ihm, Pilot? Ihn an die Boneys verfüttern?«
    Pallis drehte sich knurrend zu ihm um. »Hast du schon die Feuerkessel gesäubert? Nein? Dann tu es. Sofort!«
    Mit einem letzten grimmigen Blick auf den blinden Passagier machte Gover sich unbeholfen über den Baum davon.
    Der blinde Passagier sah ihm mit einiger Erleichterung nach und wandte sich wieder Pallis zu.
    Der Pilot hob beschwichtigend die Hände. »Keine Angst. Ich werde dir nichts tun… Sag mir deinen Namen.«
    Der Junge bewegte den Mund, ohne jedoch einen Ton hervorzubringen. Er leckte sich die rissigen Lippen und brachte es dann fertig, ›Rees‹ zu sagen.
    »Okay. Ich heiße Pallis. Ich bin der Pilot dieses Baums. Weißt du, was das bedeutet?«
    »Ich… ja.«
    »Bei den Boneys, du bist völlig ausgetrocknet, nicht wahr? Kein Wunder, dass du das Wasser genommen hast. Das warst doch du, oder? Und die Lebensmittel?«
    Der Junge nickte zögernd. »Tut mir leid. Ich werde es bezahlen…«
    »Wann denn? Wenn du auf den Gürtel zurückkommst?«
    Der Junge

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