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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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schüttelte mit glänzenden Augen den Kopf. »Nein. Ich gehe nicht zurück.«
    Pallis runzelte die Stirn. »Was ist mit deinen Eltern?«
    »Sie sind tot. Alle beide.«
    Pallis ballte die Hände zu Fäusten und stemmte sie in die Hüften. »Nun hör mir mal gut zu. Du wirst zurückkehren müssen. Du darfst auf dem Floß bleiben, bis der nächste Versorgungsbaum abgeht; aber dann wirst du zurückgebracht. Im Übrigen erwarte ich, dass du dich hier nützlich machst, um die Passage abzuarbeiten…«
    Rees schüttelte wieder den Kopf, und sein Gesicht war eine Maske der Entschlossenheit.
    Pallis musterte den jungen Bergmann und verspürte wider Willen Sympathie für ihn. »Na ja, fürs Erste müssen wir uns irgendwie zusammenraufen. Komm mit!«
    Er führte den Jungen über die Oberfläche des Baums zu seinem kleinen Lebensmittelvorrat.
    Nach einem Dutzend Metern scheuchten sie einen Schwarm Skitters auf. Die kleinen Wesen schwirrten in Rees’ Gesicht, und er wich erschrocken zurück. Pallis lachte. »Keine Angst. Skitters sind harmlos. Sie sind die Samen, aus denen ein Baum wird…«
    Rees nickte. »Hab ich mir schon gedacht.«
    Pallis zog eine Augenbraue hoch. »Wirklich?«
    »Ja. Die Form ist offensichtlich die gleiche. Nur die Größe ist unterschiedlich.«
    Pallis zog die andere Augenbraue hoch. Ein kluger Junge.
    Der Junge haute rein, als ob er noch nie etwas zu essen bekommen hätte.
    * * *
    Nachdem er dem Jungen für eine Viertelschicht Schlaf gegönnt hatte, schickte Pallis ihn an die Arbeit. Bald war Rees über einen Feuerkessel gebeugt und kratzte mit Holzspachteln Asche und Ruß vom Eisen ab. Pallis stellte fest, dass Rees schnell und gründlich arbeitete, ob man ihn beaufsichtigte oder nicht. Auch in dieser Hinsicht machte Gover eine schlechte Figur, und die bösen Blicke, die er Rees zuwarf, sagten Pallis, dass er sich dessen wohl bewusst war.
    Rees ging zu Pallis und nahm die Ration in Empfang, die es zu jedem Schichtende gab. Der junge Mineur ließ abwesend den Blick über den leeren Himmel schweifen. Je weiter der Baum sich vom Kern entfernte und je näher er dem Floß und dem Rand des Nebels kam, desto heller wurde die Luft.
    »Komm mit«, sagte Pallis. »Ich möchte dir etwas zeigen.«
    Er führte den Jungen zum Baumstamm.
    Verstohlen beobachtete er den Jungen, wie er sich über die laubbedeckte Plattform bewegte. Er suchte mit den Füßen Halt und grub sie dann ins Blattwerk ein, so dass er auf dem Baum ›stand‹. Der Kontrast zu Govers ungeschicktem Stolpern war bemerkenswert. Pallis ertappte sich bei dem Gedanken, was für einen Waldläufer der Junge wohl abgeben würde…
    Sie erreichten den Stamm. Rees trat vor das große zylindrische Gebilde und fuhr mit den Fingern über das knorrige Holz. Pallis unterdrückte ein Lächeln. »Leg das Ohr ans Holz. Mach schon!«
    Rees gehorchte mit einem erstaunten Blick, der sich zu einer fast komischen Freude wandelte.
    »Das ist der bole, der sich im Innern des Stamms dreht. Du siehst, der Baum ist durch und durch lebendig.«
    Rees’ Augen waren weit aufgerissen.
    * * *
    Rees erwachte nach einem erholsamen Schlaf im Blätternest. Die Konturen des über ihm hängenden Pallis hoben sich gegen den hellen Himmel ab. »Schichtwechsel«, sagte der Pilot energisch. »Harte Arbeit für uns: Anlegen, Entladen und…«
    »Anlegen?« Rees schüttelte sich den Schlaf aus dem Kopf. »Dann sind wir also angekommen?«
    Pallis grinste. »Ist das nicht offensichtlich?«
    Er trat zur Seite. Hinter ihm hing groß das Floß am Himmel. Ein paar Dutzend Kilometer über dem Floß hing ein Stern, ein gelb flackernder Feuerball mit einem Durchmesser von knapp einer Meile, und das riesige metallische Gebilde warf einen immer längeren, meilenweiten Schatten in der staubigen Luft.
    Unter Pallis’ Anleitung schürten Rees und Gover die Feuer in den Kesseln, gingen über die Oberfläche und wedelten mit großen leichten Decken über den wallenden Rauch. Pallis betrachtete das Rauchdach mit kritischem Blick; aus Gewohnheit unzufrieden, nölte und schnauzte er die Jungen an. Dennoch ging der Aufstieg des Baums durch den Nebel langsam, aber stetig in eine sanfte Kurve zum Rand des Floßes über.
    * * *
    Das Floß am Himmel wurde immer größer, bis es den Nebel halb verdeckte. Von unten sah es aus wie eine fast einen Kilometer durchmessende, zerklüftete Scheibe; Metallplatten reflektierten glitzernd das Sternenlicht, und Licht drang aus Dutzenden von Öffnungen auf dem Deck. Als der Baum

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