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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sie glaubte, sie würde ins purpurne Herz des Quantenmeers selbst eintauchen.
    Sie schaute zum Südpol hinunter, dem Ort, an dem all die Vortexlinien zusammenliefen. Sie jagte durch die Luft und betäubte die Zweifel – und das Bild mit dem Gesichtsausdruck des Helden – durch Bewegung.
    … Doch da war etwas im Weg.
    Spinnennetz.
    * * *
    Das Netz war mit kleinen festen Ringen aus Geflecht an der Vortexlinie befestigt, welche die glühenden Spin-Singularitäten umgaben, ohne sie jedoch zu berühren. Die einzelnen Fäden des Geflechts waren fast unsichtbar. In den dichten Matten brach sich aber das gelbe und purpurne Glühen des Mantels, so dass die Linien aus Licht zu einem komplexen Muster verwoben wurden.
    Es war wirklich wunderschön, sagte Thea sich abwesend. Es war aber auch eine Wand, die sich durch den Himmel zog.
    Die Spin-Spinne selbst hockte als dunkle Masse im oberen Winkel des Blickfelds. Thea fragte sich, ob sie sich schon auf den Punkt zubewegte, wo sie das Netz berühren würde – oder ob sie warten würde, bis sie sich in den klebrigen Strängen verheddert hatte. Die Spinne sah aus wie die vergrößerte Version eines aufgeschlitzten Luft-Schweins. Die sechs Beine waren jeweils mannshoch, und wenn sie das Maul aufriss, würde sie Thea am Stück verschlingen.
    Der Anzug würde ihr da keinen Schutz bieten.
    Sie drehte sich in der Hüfte und stemmte die Beine gegen das Magfeld, um die Geschwindigkeit aufzuzehren. Weil sie jedoch mit Höchstgeschwindigkeit geflogen war, würde sie nicht rechtzeitig zum Stehen kommen. Sie ließ den Blick über den Himmel schweifen. Wenn sie schon nicht zu stoppen vermochte, gelang es ihr vielleicht, die Falle sicher zu umfliegen. Allerdings sah sie nicht einmal die Ränder des Netzes: Spin-Spinnennetze erstreckten sich oftmals über Hunderte von Mannhöhen.
    Das Netz explodierte am Himmel. Sie sah die Knoten, wo die Stränge miteinander verknüpft waren, und die klebrig glitzernden Fäden selbst.
    Sie rollte sich zu einer Kugel zusammen und barg den Kopf in den Armen.
    Wie konnte sie auch nur so blöd sein, in solch eine Falle zu gehen? Lur und Wesa würden sie noch unter Tränen eine Närrin schelten, wenn sie davon erfuhren. Die Stimme ihres Vaters tönte ihr in den Ohren: ›Immer flussauf- und abwärts schauen. Unbedingt. In welche Richtung bewegt sich ein ängstliches Luft-Ferkel? Entlang der Fluss-Pfade, weil es so am schnellsten vorankommt. Deshalb stellen Räuber ihre Fallen auch quer zur Flussrichtung und warten darauf, dass jemand so blöd ist, ihnen ins offene Maul zu fliegen…‹
    Sie fragte sich, wie lang die Spin-Spinne wohl brauchen würde, um zu ihr herabzusteigen. Würde sie es bei vollem Bewusstsein miterleben, wie das Vieh sie aus dem Helden-Anzug schälte und ihren Körper in mundgerechte Happen tranchierte?
    …Eine Masse wanderte von links ins Blickfeld und raste aufs Netz zu. Sie zuckte zusammen und schaute auf. Hatte die Spinne das Netz etwa verlassen und machte Jagd auf sie?
    Nein, es war der Held. Er hatte ihre erratische Spur durch den Himmel verfolgt und sie gejagt – ohne dass sie ihn bemerkt hätte, sagte sie sich zerknirscht. Er hielt das Schwert, die schimmernde Klinge aus Kernstoff, in der knochigen Hand.
    … Doch er kam zu spät; sie hatte sich bereits in den Strängen des Netzes verfangen und wurde brutal abgebremst.
    Nach ein paar Herzschlägen kam sie tief im Innern des Netzes zum Stillstand. Fäden senkten sich vor dem Gesicht herab und legten sich über Schultern, Arme und Kopf. Sie versuchte sich zu bewegen, doch die Fäden schnürten sie nur noch fester ein. Sie war in einem dreidimensionalen, silbern und purpurn schimmernden Geflecht aus Licht gefangen.
    Das Netz erzitterte und schüttelte sie im Anzug durch. Die Spin-Spinne war im Anmarsch, um die Beute zu erlegen…
    »Thea! Thea!«
    Sie versuchte, den Kopf zu drehen, wurde aber durch Fäden im Nacken behindert. Der Held schwang das Schwert und schlug eine Schneise ins Netz. Die Muskeln zeichneten sich als Knoten unter der ledrigen Haut ab. Thea sah, dass baumelnde Fäden über die bloßen Arme und Schultern des Helden strichen, sich spannten und rissen, während er eine immer tiefere Bresche ins Netz schlug.
    Er arbeitete sich zu ihr vor.
    »Zieh den Anzug aus! Er steckt fest, du aber nicht. Komm schon, Mädchen!«
    Es gelang ihr, eine zitternde Hand zur Brust zu führen. Sie hatte Schwierigkeiten, im penetranten Zugriff des Netzes die Naht zu finden, doch dann schälte der

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