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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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wirst… sie re-reparieren, Ssir?«
    Teal lachte – wenn es nur einen Menschen mit so viel Phantasie gäbe. »Vielleicht.«
    Die Dämmerung hellte den Himmel langsam, aber stetig auf. Bald würde das Dorf erwachen; bis dahin musste er in der Luft sein…
    Ein verschmitzter Ausdruck erschien in Oranges Blick. »Ich… w-werde dir helfen.« Sie machte kehrt und ging zu einem der Stapel mit Ballon-Ausrüstung. Mit beiden Händen zerrte sie an einer Rinden-Plane.
    Teal fiel ein Stein vom Herzen. Er scheuchte die anderen Kühe vom Seilanker weg und kontrollierte die Knoten und Halterungen.
    * * *
    Der Vormittag näherte sich bereits dem trüben Zenit, als Teal und seine unverhoffte Bundesgenossin einen Ballon montiert und an der Seilbrücke verankert hatten. Teal mühte sich mit ein paar Alkohol-Brennern ab und leitete Heißluft in die braune Höhle der Lederhülle.
    Schließlich löste der Ballon sich von der gefrorenen Erde und schwankte wie ein erwachender Riese. Orange versuchte ihn zu halten und trompetete erschrocken, als sie über den Boden geschleift wurde. Teal legte das Gurtzeug an.
    Ein Windstoß erfasste den Ballon, und die Halteseile schabten an der Seilbrücke.
    Das Geschirr grub sich in Teals Ellbogen. Die Füße verloren den Kontakt zum Boden.
    Orange fiel nach unten weg und schwenkte den massigen Schädel zu ihm empor. Bald war der Anker zu einem Haufen von Bündeln geschrumpft, die mit der grauen Landschaft verschmolzen.
    Er wand sich im Gurtzeug und schwang langsam unter der Ballonhülle. Er schaute nach Süden und machte das Dorf aus. Es wirkte wie eine mit Tipis gesprenkelte Lehmkuhle… und aus einem dieser Tipis kam eine Gestalt gerannt und schrillte wie ein zorniges Insekt.
    Damen, sein Bruder. Er musste es sein. Egal, für Teal gab es nun kein Halten mehr.
    Er stieg immer höher, und Damens Geschrei verhallte. Bald hörte er nur noch das Knarren der Takelage und seinen schnellen Atem.
    Die öde Landschaft entfaltete sich unter ihm. Es war ein tristes Panorama aus Rot und Grau, von der sterbenden Sonne aller Farbe und Wärme beraubt. Seine Großmutter hatte ihm von Blumen in leuchtendem Orange und Vögeln so blau wie Eis erzählt – von Hunderten, gar Tausenden von Menschen in so dicht gedrängten Dörfern, dass sie um die Ressourcen kämpfen mussten.
    Doch nun waren Farben wie Blau nur noch eine ferne Kindheitserinnerung für Teal. Es lebten auch nur noch ein paar Dutzend Leute in Teals Dorf, und niemand wusste, wie weit die nächsten überlebenden Nachbarn entfernt waren.
    Die niedrigen Wolken senkten sich auf ihn herab, und die Welt schrumpfte zu einem flauschigen Kokon. Schneeflocken stoben ihm ins Gesicht, und er zog sich die Kapuze der Lederjacke tief ins Gesicht.
    Dann tauchte er in rotes Sonnenlicht ein.
    Angesichts der plötzlichen Klarheit der Luft stockte ihm der Atem. Reif überzog seine Wangen.
    Die Seilbrücke schälte sich aus dem Wolkenteppich unter ihm und spannte sich in einem eleganten Bogen über die Lücke, wie ein Spinnennetz zwischen den Zwillingswelten. Auf der anderen Seite der Lücke verschwand sie in einer zweiten durchbrochenen Wolkenschicht… einer Schicht, die zu einer anderen Welt gehörte – auf den Kopf gestellt und hoch über ihm.
    Die Landschaft der oberen Welt – Heimat genannt – diente Teals Welt – die Schale genannt – als Himmel. Sie war eine fugenlose Decke mit einem Muster aus Meeren, Flüssen, Wäldern und Eiskappen. Teal hielt Ausschau nach vertrauten Merkmalen. Er sah Rauch aufsteigen: Feuer, die nun selbst am Mittag die Kälte abhalten mussten.
    Er hörte ein Geräusch hinter sich. Es klang wie der Atem eines riesigen Tiers.
    Er drehte sich um und verharrte in dieser Stellung – und orangefarbenes Licht erfüllte seine Augen.
    Die Lücke zwischen Schale und Heimat war frei. Das trübe Tageslicht der beiden Welten wurde ihnen widerwillig von einer Sonne gespendet, einer trüben, fleckigen Kugel mit einem Durchmesser von einer Meile – einer Kugel, die nun einen Schwenk vollführte und durch den Himmel auf Teal zurollte…
    …Doch sie würde meilenweit über ihm vorbeifliegen.
    Fluchend bediente Teal die Brenner. Der Ballon riss ihn unsanft in die Höhe, doch bald wurde der Druck der Gurte schwächer. Er näherte sich der Mitte der Lücke: Dem Punkt auf halber Strecke zwischen den Welten, wo das Gewicht verschwand. Er wusste, wenn er den Aufstieg fortsetzte, würde aus ›oben‹ ›unten‹ werden; Heimat würde sich von einer Decke in einen

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