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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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keine schützende Schale. Nur wir beide.«
    Peinlich berührt schlug Allel den Blick nieder. »Aber wie ist das nur möglich?«, fragte sie. »Wenn wir auf der Schale sind, wieso steigt das Land dann nicht an wie bei einer Untertasse? Wieso sehen wir Heimat nicht als Kugel dort oben treiben? Wie kann sie wie eine Schale aussehen?«
    Boyd knurrte leise und warf das Brennerteil ins Gras. Ein kleiner Schwarm eisblauer Vögel stob auf. »Du bist die Träumerin. Träum dir eine Antwort zusammen.«
    Allel legte sich auf den Boden, auf ganz gewöhnlichen Lehm und schaute durch Wolkenlücken zum Himmel. Sie stellte sich zwei Welten vor, von denen jede eine Kugel war und die sich doch gegenseitig umhüllten wie eine Schale eine Nuss. Wie war das möglich?
    Ihre Sicht des Universums bröckelte wie das abblätternde Planet-in-der-Kiste- Milchgemälde an der Wand des Museums. Sie stellte sich vor, in die Kiste zu greifen und die Wahrheit zu fassen…
    »Und was nun?«, fragte Boyd.
    Allel gestikulierte hilflos. »Den Ballon reparieren und wieder nach Hause fliegen. Wir müssen unsren Leuten davon berichten. Wir müssen mehr Ballons bauen und zu den alten Städten fliegen. Wir müssen eine Möglichkeit finden, die Gletscher zurückzudrängen oder die Sonne wieder anzuheizen…«
    Boyd schaute ihr über die Schulter. Allel drehte sich um – und setzte sich hastig auf.
    Der Junge stand am Rand des Kuh-Baum-Wäldchens. Er war nicht besser gekleidet als sie. Zähne blitzten in einem dunklen Gesicht, während er lächelnd auf sie einredete, mit dem Finger zeigte und eine hohle Hand formte.
    Allel schaute verblüfft zu. »Was will er denn?«
    Boyd lachte schallend. »Ich glaube, er fragt, wie das Leben auf einer Untertasse sei.«
    Boyd stand auf und strich die zerrissene Steppjacke glatt, um wenigstens den Anschein von Würde zu bewahren. Allel erhob sich ebenfalls. »Komm«, sagte Boyd. »Schaun wir mal, ob diese Leute auch so gute Köche sind wie dein Großvater.«
    Sie gingen über die Wiese mit leuchtend orangefarbenen Blumen auf den Jungen zu.

›Verdammt. Ich will einfach nicht glauben, dass sie so tief gesunken sind. Sie sind völlig abhängig von dieser künstlichen Biosphäre. Sie sind auf einen zivilisatorischen Stand der Steinzeit zurückgefallen…‹
    ›Immerhin haben sie überlebt‹, sagte Eve. ›Die Menschen haben über die Evakuierung der Xeelee hinaus überlebt. In einer Welt, die für sie sorgte. Man könnte nun einwenden, das sei eine utopische Vision…‹
    ›Diese Welt mit der Schale ist eine vierdimensionale Sphäre. Kein Wunder, dass sie ihnen Rätsel aufgibt.‹
    Ich suchte nach zweidimensionalen Analogien. Allels Leute waren wie zweidimensionale Wesen, die über die Oberfläche einer dreidimensionalen Kugel krochen. Heimat und Schale, die Zwillingswelten, glichen Breitengraden: einem oberen und einem unteren. Jeder von ihnen war eine autonome Entität und stand scheinbar über dem jeweils anderen. Genau das hatten die Grafiken in der ›Stadt‹ ihnen zeigen wollen.
    ›Sie waren durchaus in der Lage, es zu verstehen‹, sagte Eve. ›Nach einer Million Jahren hatten die Menschen sich auf der geistigen Ebene verändert. Allel besaß die Fähigkeit, zu visualisieren und in höheren Dimensionen zu denken. Sie hätte es verstanden, wenn man es ihr erklärt hätte. Genau diese Funktion hatten die Grafiken an dem Ort, den sie als Stadt bezeichnete. Sie würde schon noch dahinterkommen…‹
    ›Sie waren gefangen‹, sagte ich. ›In einem Gefängnis aus gefalteter Raumzeit.‹
    ›Schon möglich‹, sagte Eve. ›Schon möglich. Aber sie gaben nicht auf…‹

Die Achte Kammer
    A.D. 4.101.266

    Teal verschlief die Dämmerung.
    Er schreckte aus dem Schlaf. Ein zartrosa Streifen zog sich um die lederne Klappe des Tipis.
    Seine ganze Planung stand auf dem Spiel… es würde heller Tag sein, wenn er den Brückenanker erreichte.
    Die Sache entbehrte nicht einer gewissen Ironie, sagte er sich zerknirscht. Die Morgenröte war zu schwach gewesen, um ihn zu wecken – und das war auch der Kern des Problems.
    Die Sonne war kurz vor dem Erlöschen. Und heute würde Teal versuchen, sie zu reparieren.
    Mit einer gleitenden Bewegung erhob er sich von der Pritsche und stand in der Dunkelheit.
    Erwals Atem ging ruhig und gleichmäßig. Teal zögerte; dann beugte er sich über seine Frau und berührte ihren Bauch. Mit den Fingern fuhr er über die weiche Decke aus Mummy-Leder, um den zweiten Herzschlag in ihrem Leib zu

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