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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Arke.
    Vielleicht sollte sie Arke vom Freund erzählen. Es wäre eine enorme Erleichterung, ihre Zweifel und Unsicherheit mit anderen zu teilen. Doch Arke, der brave Mann, würde bestimmt zum Schluss kommen, dass sie schlicht verrückt sei; und die Dörfler würden sie nie mehr unbeaufsichtigt an die Steuerung des Schiffs lassen.
    Zumal der Freund im Moment gar nicht da war, sagte sie sich. Was auch immer sie umtrieb und quälte, musste also aus ihr heraus kommen.
    Sie beugte sich nach vorn und schaute in Arkes blasse ängstliche Augen. »Ich glaube, wir müssen weitergehen. Wir können nicht hier bleiben.«
    Er breitete die Arme aus. »Wieso denn? Hier ist es doch gemütlich und sicher.«
    »Arke, dieses Schiff ist kein besseres Tipi. Es fliegt! Schau mal – der Erbauer der Acht Kammern wollte, dass wir sie finden. Stimmt’s?«
    Arke nickte bedächtig. »Es war jemand, der wusste, dass wir eines Tages vor dem Eis würden fliehen müssen.«
    »Aus einer Gefahr sind wir also gerettet worden – der Kälte. Aber Arke, wieso haben wir auch noch ein Schiff bekommen? Man hätte es doch bei den Acht Kammern belassen können.«
    Arke runzelte die Stirn. »Du meinst, da ist noch etwas anderes – noch eine Gefahr, der wir nur mit dem fliegenden Schiff entkommen können.«
    »Ja.« Sie lehnte sich zurück und legte die Hände auf die Knie. »Und aus diesem Grund glaube ich, dass wir uns mit der Bedienung dieses Schiffs vertraut machen müssen.«
    Arke rieb sich die breite Nase. »Erwal, du hast uns bisher gut geführt. Aber…« Er wies auf die schlafenden Dörfler. »Wir sind keine Pioniere. Wir sind nur so weit gekommen, weil die Alternative der sichere Tod war. Und selbst wenn du Recht hast, wird diese mysteriöse Gefahr sich vielleicht erst nach langer Zeit – nach Lebensaltern zeigen! Wieso entspannen wir uns nicht und überlassen es den Kindern, sich um die Zukunft zu sorgen?«
    Erwal schüttelte in Erinnerung ans Drängen des Freunds den Kopf. »Ich glaube nicht, das wir Lebensalter haben, Arke.«
    Arke breitete in einer Geste der Hilflosigkeit die Arme aus. »Ehrlich gesagt, Erwal, sehe ich nicht ein, dass wir dir erlauben sollten, unser Leben aufs Spiel zu setzen.«
    Sie nickte. »Beantworte mir eine Frage, Arke: Würdet ihr mich allein mit dem Schiff davonfliegen lassen? Dann würde ich mich schließlich nur selbst gefährden.«
    Er kratzte sich am Kinn. »Aber die Speisekammern…«
    »Ich würde die Mummy-Kuh nicht mitnehmen«, sagte sie. »Niemand müsste verhungern.«
    »Ich weiß nicht…«
    Sie ergriff seine Hände. »Arke, ich habe euch schon mal das Leben gerettet. Und nun werde ich es wohl wieder tun! Meinst du nicht, dass ich einen Versuch gut hätte?«
    Er schaute sie unsicher an. Sein runzliges Gesicht wurde vom Zwielicht in der Kammer weich gezeichnet.
    »Besprechen wir das morgen mit den anderen«, sagte er.
    * * *
    Die Aussicht, auf die Segnungen des Schiffs verzichten zu müssen, begeisterte die Leute nicht gerade, aber sie waren auch um Erwals Wohl besorgt. Sie war gerührt.
    Schließlich erklärten sie sich einverstanden.
    Es dauerte ein paar Tage, bis die Dörfler in die Acht Kammern umgezogen waren. Außer ein paar zurückgebliebenen Decken, Kleidungsstücken und anderen Gegenständen befand das Schiff sich wieder in dem Zustand, in dem sie es vorgefunden hatten. Erwal experimentierte derweil mit den Paneelen des Schiffs und versuchte ein Ziel zu bestimmen.
    Sie spürte eine leichte Hand auf der Schulter und drehte sich um. »Sura…«
    Das Mädchen lächelte sie an. »Bist du fertig?«
    »Was willst du denn hier?«
    Das Lächeln wurde breiter. »Ich kann dich doch nicht allein gehen lassen, oder?«
    Ein Anflug von Wärme mischte sich in den Überschwang und die Furcht, die Erwal verspürte. Flüchtig nahm sie Suras Hand – und dann wandte sie sich der Steuerung zu und schob die Hände in die Handschuhe.
    Das Schiff erzitterte.
    * * *
    Paul betrachtete die Trümmer des Sonnensystems.
    Seit dem Rückzug der Xeelee war das Universum für baryonische Lebensformen verloren. Die Photino-Vögel hatten die großen Konversions-Programme noch nicht vollendet – noch leuchteten Sterne, und noch war der Ring nicht geschlossen –, doch in nicht allzu ferner Zukunft würde auch das letzte Licht erlöschen und das baryonische Universum würde amorph und kalt werden: Die ideale Heimat für die Photino-Vögel.
    Eine Schiffsladung primitiver Menschen hatte nicht die geringste Überlebenschance in einem

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