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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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dicht behaarten muskulösen Arm zu streichen.
    * * *
    Paul jubilierte.
    Die Menschen waren auf einen niedrigen Entwicklungsstand zurückgefallen, aber noch lang nicht primitiv, wie Paul nun erkannte. Sie waren über Millionen von Jahren durch die Bedingungen einer Galaxis geformt worden. Die Frau hatte trotz aller Furcht und Bedenken keine Probleme, die grundlegenden Konzepte zu erfassen: Dass das Objekt, in dem sie saß, ein Schiff war, das man über gewaltige Entfernungen zu steuern vermochte. Und das, obwohl sie keinen praktischen Bezug zu solchen Dingen hatte. Die Evolution schien die Menschen geradezu an die Raumfahrt herangeführt und die erforderlichen imaginativen Konzepte als mentale Muster im Gehirn der Frau verankert zu haben. Sie hatten sich vielleicht zurückgebildet, waren aber noch vorhanden.
    Paul versuchte, seine eigenen Reaktionen zu analysieren. Vor kurzem hatte er mit dem Multiplex-Bewusstsein und den die Galaxis durchstreifenden Sinnen fast den Gipfel seiner Entwicklung erreicht… Und nun verbrachte er so viel Zeit als primitives Einzelperspektiven-Selbstbewusstseins-Modell, um mit der Piloten-Frau zu kommunizieren, dass er Gefahr lief zu degenerieren.
    Wieso tat er das? Wieso beschäftigte er sich überhaupt damit?
    Er riss sich von der Nabelschau los. Es gab wichtigere Probleme. Er hatte sich so lang darauf konzentriert, die Menschen in der Steuerung des Schiffs zu unterweisen, dass er darüber die Frage aus den Augen verloren hatte, wohin sie überhaupt fliegen sollten. Zumal er den Eindruck hatte, dass die Klügste von allen, die Piloten-Frau, sich diese Frage auch schon stellte.
    Er musste nachdenken.
    Er zog sich von der Frau zurück. (Und fühlte einen stechenden bittersüßen Schmerz des Verlusts.) Dann multiplizierte sein fragmentiertes Bewusstsein sich, spreizte sich wie die Schwingen des Schiffs, und der Schmerz verging.
    * * *
    Das Qax, das in der Rolle des Beobachters verharrte, hatte die Quantenfunktions-Kreatur anhand ihrer Interaktion mit den Primitiven ausgemacht, aber erst nach einiger Zeit als einen Menschen höherer Ordnung identifiziert.
    Nun war der entwickelte Mensch verschwunden.
    Das Qax dachte nach.
    Die primitiven Menschen waren hilflos. Es würde sich später noch eine Gelegenheit bieten, sie einzusammeln.
    Das Qax verließ den Beobachtungsposten und folgte dem entwickelten Menschen.
    * * *
    Der Freund war verschwunden.
    Er würde zurückkommen, wenn sie ihn brauchte, sagte Erwal sich nach anfänglicher Niedergeschlagenheit.
    Und in der Zwischenzeit würde sie sich mit dem Schiff befassen.
    Im warmen Innern des Schiffs war ein Tag wie der andere, und dass die Zeit überhaupt verging, merkte man nur an den Schlafintervallen.
    Erwal fand einen Dreh, das Licht in der Hauptkammer zu dämpfen. Jeden ›Abend‹ verkrochen die Dörfler sich in ihre Nester aus Decken, und bald erfüllte eine Geräuschkulisse aus Schnarchen, leisen Rülpsern und Furzen das Schiff.
    Erwal kam kaum zur Ruhe.
    Die Nächte – ›Nächte‹ – waren die Zeit, wo sie Damen am meisten vermisste. Sie lag stundenlang auf ihrem Lager und starrte die fugenlose Decke an. Schließlich wurde es ihr langweilig, schlaflos dazuliegen, und sie schlich an den schlafenden Kameraden vorbei zum Steuertisch. Sie schob die Hände in die warmen Handschuhe und berührte die starken Muskeln des Schiffs.
    Sie wurde den Gedanken nicht los, dass sie nicht so weit gekommen waren, nur um hier festzusitzen. Sie hatten dem Schnee getrotzt, um die Kammern zu erreichen – sie hatten das Schiff so weit zu beherrschen gelernt, dass es sie nährte und umsorgte…
    Sie waren sogar imstande, es zu fliegen.
    Sie vermochte sich nicht vorzustellen, dass das schon alles gewesen sein sollte. Wenn sie schon imstande waren, das Schiff zu fliegen, wieso sollten sie dann nicht eine weite Reise durch dieses seltsame unbedachte Universum unternehmen?
    Die Wärme und die menschlichen Ausdünstungen schlugen wieder über ihr zusammen.
    Sie wünschte sich, der Freund wäre hier. Doch sie war allein mit ihrer Ratlosigkeit.
    Arke kam mit sorgenvoll gerunzelter Stirn zu ihr. »Ich mach mir Sorgen um dich«, sagte er leise.
    »Brauchst du nicht…«
    »Erwal, die meisten von uns sind schon froh, dass wir diesen Zufluchtsort erreicht haben. Wärme, Sicherheit, Frieden, Nahrung – was wollen wir mehr? Wir sind der Ungewissheit und Rastlosigkeit überdrüssig. Das weißt du auch. Aber du – du bist anders. Du bist eine Getriebene«, sagte

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