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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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nun, dass die Oberfläche mit Gebäuden übersät war: Sie hatten jeweils die ungefähre Größe der Achten Kammer, kamen aber in allen Formen vor, die Erwal sich vorzustellen vermochte – Kuppeln, Würfel, Zylinder und Türme –, und dann gab es noch schalen- und trichterförmige Bauten, die himmelwärts sich öffneten. Die Bauwerke waren durch bogen- und schleifenförmige Stränge verknüpft, die sich wie ein Netz über die Landschaft spannten und ihr das Aussehen eines riesigen Teppichs verliehen.
    Erwal sah weder eine freie Fläche noch einen Grashalm. Ebenso wenig sah sie irgendwelche Anzeichen von Menschen.
    Wie ein rohes Ei setzte sie das Schiff auf einem der größeren Gebäude auf. Sura wollte aussteigen und die Gegend erkunden – vielleicht nachsehen, was im Innern der geheimnisvollen Gebäude war –, doch die Tür des Schiffs ließ sich nicht öffnen.
    »Ich glaube, das Schiff weiß, was am besten für uns ist«, sagte Erwal. »Vielleicht sollten wir nicht nach draußen gehen. Möglicherweise ist es zu heiß – oder zu kalt –, oder vielleicht lauern andere Gefahren auf uns, von denen wir keine Vorstellung haben.«
    »Aber es ist so frustrierend!«
    Erwal runzelte die Stirn. »Nun, da ließe sich vielleicht etwas machen.« Sie schob die Hände in die Handschuhe. »Vor ein paar Tagen habe ich etwas gefunden. Komm mit und schau es dir an.«
    Das Paneel über dem Steuertisch zeigte die kahle Wand eines blasenförmigen Gebäudes. Eine runde Tür führte in einen abgedunkelten Innenraum, in dem sich interessante Dinge zu verbergen schienen. Erwal bewegte die Daumen und hob die Handgelenke – und die Perspektive veränderte sich. Es war, als ob der dunkle Eingang näher käme.
    Sie spürte, wie Sura die Rückenlehne des Sitzes packte. »Bewegen wir uns, Erwal?«, fragte sie.
    »Nein«, sagte Erwal bedächtig. »Aber das Bild bewegt sich. Verstehst du?« Nervös harrte sie der Reaktion des Mädchens. Von allen Wundern, die Erwal schon erlebt hatte, tat sie sich mit diesem seltsamerweise am schwersten. Sie befand sich also in einem Gerät, das durch die Leere flog: Na gut, Vögel flogen auch durch die Luft, oder? – Zumal hinlänglich bekannt war, dass die Menschen früher solche Schiffe mit der gleichen Routine gebaut hatten, mit der Damen ein Feuer entfachte. Sogar die Visionen des Freunds waren den Träumen ähnlich, die sie zuvor schon heimgesucht hatten, vor allem seit Teal verschollen war. Bei diesen Phänomenen handelte es sich lediglich um Variationen eines bekannten Themas.
    Ein Fenster war ein Loch im Tipi, das bei aufkommendem Wind mit einer Klappe geschlossen wurde. Es lag nahe, dass man beim Blick aus dem Fenster immer das gleiche Bild sah.
    Der Gedanke, dass ein unbewegliches Fenster verschiedene Szenen zeigte – als ob sie durch die Augen einer anderen Person schaute –, überstieg ihr Vorstellungsvermögen.
    Sura indes starrte verzückt auf die sich entfaltende Szenerie. »Sehr schön«, sagte sie. »Kannst du es auch schneller laufen lassen?«
    Erwal seufzte. Vielleicht sollte sie es aufgeben, den Dingen auf den Grund gehen zu wollen, und die Fenster – wie Sura es auch tat – als das akzeptieren, was sie waren.
    Nützliche Zauberei.
    In der nächsten Stunde unternahmen sie einen virtuellen Streifzug durch die verlassenen Straßen der Stadt. Dies war offensichtlich eine Welt der Menschen gewesen, wie sie an den auf die Größe von Menschen zugeschnittenen Stühlen, Tischen und Betten erkannten. Das Ambiente war steril: Es gab weder Bilder an den Wänden noch andere Verzierungen, weder Vorhänge noch Teppiche, die über die reine Funktion hinausgingen. Dafür waren die Gebäude mit großen Geräten angefüllt, die den Frauen völlig unbekannt waren: Riesige Zylinder lagen auf der Seite oder ragten durch Öffnungen in den Himmel, und andere Räume waren mit anonymen grauen Kästen vollgestellt.
    Überall herrschten Dunkelheit und – Erwal spürte das förmlich – Kälte. Die Gebäude-Welt war in ordentlichem Zustand zurückgelassen worden, als ob die Bewohner jeden Moment zurückkehren würden.
    Sura, die auf dem Boden hockte, schlang schaudernd die Arme um die Brust. »Ich glaube nicht, dass ich hier hätte leben wollen.«
    »Ich auch nicht.« Erwal fragte sich, welchem Zweck all diese Bänke aus Maschinen und Kästen wohl dienten. Den Geräten fehlte die schlichte menschliche Zweckmäßigkeit der Schränke, die sie im Schiff gefunden hatte. Diese Maschinen wirkten düster, fast

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