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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Ereignisse Revue passieren und versuchte ihre Bedeutung zu ergründen.
    In den nächsten Tagen erlebte sie eine Reihe weiterer Tagträume und lernte allmählich, ihnen zu vertrauen. Sie griff in andere Silberpaneele und brachte Nahrungsmittel und Getränke in Hülle und Fülle zum Vorschein. Die Dörfler gerieten schier aus dem Häuschen und hatten wieder einen Anlass zum Feiern. Dann tat sich nach einer zufälligen Berührung von Erwal der Boden auf und enthüllte ein Becken mit warmem klaren Wasser. Die Dörfler hatten noch nie ein so großes Gewässer gesehen, das nicht zugefroren gewesen wäre, und beäugten es skeptisch. Die Kinder wagten sich als Erste ins Wasser, und die Erwachsenen ließen sich auch nicht mehr lang bitten. Erwal wusch sich den Schmutz von der Haut; und gleichzeitig fiel etwas von der Last der Verantwortung ab, die sie seit dem Verlassen des Dorfs getragen hatte. Bald schwappte nur noch eine schmutzige Brühe im Becken. Erwal berührte erneut den Boden, und das Wasser war so sauber wie zuvor.
    Die Dörfler waren sehr angetan von diesen Wundern. Immer wenn Erwal mit einer neuen Überraschung aufwartete, sahen die Leute sie neugierig an und fragten sie, woher sie denn gewusst hätte, wie man die Paneele oder die Wände oder den Boden berühren müsse. Weil sie die Tagträume, die nur sie erlebte, nicht zu erklären vermochte, lächelte sie nur und zuckte die Achseln.
    Vielleicht gab es etwas im Schiff, das ihr diese Träume schickte. Nachdem sie schon das Wunderheilungs-Paneel gesehen hatte, wäre sie über ein Traum-Paneel auch nicht mehr erstaunt gewesen…
    Dennoch glaubte sie nicht daran. Die Visionen zeichneten sich durch eine Geduld und Sympathie aus, die sie an Leute erinnerten, die ihr einmal nahegestanden hatten: Ihre Mutter, Teal, die alte Allel. Bestimmt stand eine Person hinter diesen Visionen, und bestimmt war diese Person ein Mensch wie sie.
    Bald bezeichnete sie ihren Wohltäter als den Freund.
    Sie fragte sich, weshalb er – oder sie – nicht einfach durch die Tür des Schiffs kam und sich zeigte. Seinen Namen würde sie wohl nie erfahren. Sie war aber überzeugt davon, dass er ihr nur helfen wollte, und sprach ihm ihren stummen Dank aus.
    Doch dann änderten sich die Visionen, und sie wünschte sich, dass sie mit derselben Leichtigkeit, mit der sie die Augen schloss und sich die Ohren zuhielt, das Bewusstsein abzuschalten imstande wäre.
    In diesen neuen Träumen saß sie an einem Ende der Kammer, und zwar am Tisch, an dem die merkwürdigen weichen Handschuhe befestigt waren. Sie schlüpfte mit den Händen hinein, legte die Hand auf die Tischplatte und spreizte die Finger. Das war an sich nicht weiter schlimm… doch dann machte sie eine hilflose Bewegung, als ob sie über eine Eisfläche schlitterte, und der Traum verwandelte sich in einen Alptraum.
    Sie versuchte sich den Träumen zu widersetzen, doch sie brandeten ständig gegen ihr Bewusstsein an. Nicht einmal im Schlaf wurde sie davon verschont. Sie spürte eine gewisse Dringlichkeit und Besorgnis hinter diesen Träumen, aber auch Toleranz und Wohlwollen. Offensichtlich war dem Freund daran gelegen, dass sie die Hände in die Handschuhe steckte und sich dieser furchtbaren Wahrnehmung des Falls aussetzte. Aber sie hatte auch das Gefühl, dass, wenn sie die Angst nicht überwand, der Freund hier bei ihr in den Acht Kammern und im Schiff bleiben und für ihre Leute sorgen würde, solange sie lebten.
    Nach ein paar Tagen verschwanden die Träume schließlich. Vielleicht hatte der Freund alles in seiner Macht Stehende getan und wartete nun darauf, dass sie eine Entscheidung traf. Sie wurde unruhig in der Enge des Schiffs und der Kammern, unleidlich gegenüber ihren Kameraden und schlief schlecht.
    Schließlich ging sie zum Tisch. Zwei Kinder tollten unbeaufsichtigt zu ihren Füßen umher. Sie setzte sich und schob die Hände in die Handschuhe. Sie spürte ein intensives Prickeln, als ob die Handschuhe mit feinen Nadeln besetzt wären, aber keinen Schmerz.
    Das Schiff erzitterte.
    Sie keuchte. Die Regung, die durch die Struktur des Schiffs gegangen war, hatte eine fast sexuelle Intensität gehabt; als ob sie einen Liebhaber berührt hätte.
    Sie wurde sich bewusst, dass der Lärmpegel in der Kammer gesunken war. Die Dörfler hatten das Zittern auch gespürt und schauten sich unbehaglich um. Ihre neue Heimat war mit einem Mal wieder ein fremder Ort geworden.
    Langsam spreizte sie die Finger, drehte die Handflächen nach unten

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