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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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davon Wind bekommt, werden diese Flocken-Spinnen unter Naturschutz gestellt. Nicht wahr?«
    »Natürlich. Und was wäre so schlimm daran?«
    »Es wäre schlimm für uns, Lvov. Du hast selbst gesehen, in welchem Zustand Pooles Truppe Charon zurückgelassen hat. Falls dieses System bewohnt ist, wird kein schnelles EFT-Schiff die Genehmigung erhalten, uns abzuholen. Weil es hier nicht auftanken dürfte. Nicht, wenn die einheimischen Lebensformen dadurch beschädigt würden.«
    Lvov zuckte die Achseln. »Dann müssten wir halt auf ein langsameres Schiff warten, das hier keine Reaktionsmasse bunkern müsste.«
    Cobh lachte sie aus. »Du hast keine Ahnung von der Ökonomie des EFT-Schiff-Transports, was? Wo das System nun wie ein Schweizer Käse von Poole-Wurmlöchern durchzogen ist, was glaubst du wohl, wie viele Großraumschiffe noch im Einsatz sind? Ich habe die Schiffsregister überprüft. Es gibt noch zwei Schiffe mit einem Aktionsradius bis zum Pluto. Das eine liegt im Trockendock, und das andere ist zum Saturn unterwegs…«
    »Auf der anderen Seite des Systems.«
    »Richtig. Wir müssten mindestens ein Jahr auf eins von beiden Schiffen warten.«
    Wir haben nur Vorräte für einen Monat. Panik wallte in Lvov auf.
    »Hast du es dann endlich kapiert?«, fragte Cobh heftig. »Man wird uns opfern, wenn auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit besteht, dass die neue Ökologie durch die Rettungsaktion Schaden nimmt.«
    »Nein. Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    Cobh zuckte die Achseln. »Es gibt Präzedenzfälle.«
    Lvov wusste, dass sie Recht hatte. Im Fall der ›Baumstumpf‹-Lebensformen, die man auf einem entfernten Kuiper-Objekt entdeckt hatte, war das Gelände weiträumig eingezäunt worden. Wenn man irgendwo Leben – sei es auch nur ein plausibler ›Kandidat‹ für Leben – entdeckte, wurde das entsprechende Gebiet als Schutzzone ausgewiesen.
    »Pan-genetische Vielfalt und pan-ökologisches Management«, sagte Cobh. »Diesen beiden Prämissen folgt die offizielle Politik des Artenschutzes und der Erhaltung von Habitaten im Sonnensystem – bis in alle Ewigkeit. Zwei Menschenleben zählen da verdammt wenig.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Dass wir dem inneren System nichts von den Flocken erzählen.«
    Lvov versuchte, die Befindlichkeit zu rekapitulieren, die sie vor ein paar Tagen verspürt hatte: Als Pluto sie kalt gelassen hatte, als der Absturz nur ein Malheur gewesen war. Und nun sprechen wir plötzlich über die Gefährdung unseres Lebens und über die Zerstörung einer ganzen Ökologie.
    Was für ein Dilemma. Wenn ich die Flocken unterschlage, wird ihre Ökologie bei unserer Bergung vielleicht zerstört werden. Und wenn ich das System informiere, wird das EFT-Schiff mich nicht abholen, und ich werde hier krepieren.
    Cobh schien auf eine Antwort zu warten.
    Lvov fragte sich, wie die Eisfelder des Pluto in der Morgendämmerung anmuteten.
    Sie verlegte sich aufs Taktieren. »Wir werden nichts sagen. Vorerst nicht. Aber ich akzeptiere keine deiner Optionen.«
    Cobh lachte. »Gibt es denn noch eine? Das Wurmloch ist zerstört, und der Gleiter ist Schrott.«
    »Wir haben Zeit. Das EFT-Schiff wird erst in ein paar Tagen starten. Wir sollten nach einer anderen Lösung suchen. Eine, bei der es keine Verlierer, sondern nur Gewinner gibt.«
    Cobh zuckte die Achseln und schaute argwöhnisch.
    Sie hat auch allen Grund dazu, sagte Lvov sich, als sie sich das wahre Motiv für ihre Entscheidung eingestand. Ich werde später mit der Wahrheit rausrücken und das EFT-Schiff zum Abdrehen veranlassen, wenn es sein muss.
    Ich werde mein Leben für das dieser Welt geben.
    Glaube ich jedenfalls.
    * * *
    In den folgenden Tagen fummelte Cobh am EFT-Antrieb herum und flog noch einmal zum Interface hinauf, um weitere Daten über das Alcubierre-Phänomen zu sammeln.
    Lvov streifte derweil über die Oberfläche von Pluto. Sie hatte die Aufnahmefunktion des Computers auf maximale Aussteuerung geschaltet. Sie verliebte sich geradezu in die Zirruswolken, den großen nebelverhangenen Mond und das langsame Pulsieren des Jahrhunderte langen Jahrs.
    Überall stieß sie auf die trägen Körper von Schneeflocken beziehungsweise auf Anzeichen ihrer Präsenz: Eier und abgedeckte Mulden. Andere Lebensformen fand sie nicht – was wohl daran lag, sagte sie sich, dass sie nicht über die entsprechende Ausrüstung verfügte.
    Sie ging noch einmal zu Christy zurück, dem sub-Charon-Punkt mit der komplexesten und interessantesten Topographie

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