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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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dort im freien Fall befinden. Es werden Gezeitenkräfte auftreten, aber nur schwach. Du musst nur gleichmäßig atmen und…«
    »Sei still, Cobh«, sagte Lvov mit belegter Stimme. »Ich weiß Bescheid.«
    Der Monitor von Cobhs Computer loderte auf. »Dort«, sagte sie atemlos. »Das EFT-Triebwerk hat gezündet. Nur noch ein paar Sekunden.«
    Ein Lichtbogen stieg von Plutos Oberfläche auf und verschwand in völliger Stille unter dem Rund des Planeten. Das war das EFT-Triebwerk des Gleiters, das Cobh geborgen und instand gesetzt hatte. Die Flamme war heller als Sol. Lvov sah, wie sie von Pluto reflektiert wurde, als ob die Oberfläche ein gesprungener Spiegel aus Eis sei. Wo die Flamme das Eis bestrich, stachen Zungen aus Stickstoff-Gas in die Höhe.
    Der EFT-Antrieb flog über Christy hinweg. Lvov hatte den Computer dort zurückgelassen, um die Flocken weiter zu beobachten. Das Bild, das der Computer übertrug und in die Ecke des Helmvisiers projizierte, zeigte einen Funken, der den Himmel durchzog.
    Dann zog das EFT-Triebwerk steil hoch und nahm Kurs auf Lvov und Cobh, die am Interface warteten.
    »Cobh, bist du sicher, dass das klappt?«
    Lvov hörte Cobhs raspelnden Atem. »Schau, Lvov, ich weiß, dass du Angst hast. Aber es hilft auch nichts, mich mit blöden Fragen zu nerven. Wenn das Triebwerk einmal ins Interface eingedrungen ist, tritt binnen weniger Sekunden die Instabilität ein. In ein paar Sekunden sind wir zu Hause. Im inneren System zumindest. Oder…«
    »Oder was?«
    Cobh antwortete nicht.
    Oder auch nicht, ergänzte Lvov den Satz für sie. Wenn Cobh diese neue Instabilität richtig berechnet hat, wird die Alcubierre-Welle uns nach Hause bringen. Wenn nicht…
    »Verdammt«, flüsterte Cobh.
    »Was?«, fragte Lvov erschrocken.
    »Wirf mal einen Blick auf Pluto. Auf Christy.«
    Lvov schaute aufs Helmvisier.
    Wo der EFT-Antrieb wie ein Flammenwerfer über Christy hinweggegangen war, tobte ein Inferno. Stickstoff wallte auf. Und inmitten der fahlen Fontänen brachen Mulden auf. Deckel rollten sich zurück. Eier platzten auf. Neugeborene Flocken schossen in die Höhe und trieben mit Netzen aus ihrem Seiden-Analogon in der Thermik.
    Streiflichtartig erkannte Lvov lange glitzernde Fäden, die auf die Oberfläche von Pluto zurückfielen – und zu Charon aufstiegen. Lvov sah, dass ein paar Baby-Flocken sich schon mehr als einen Planetendurchmesser von der Oberfläche entfernt hatten und dem Mond entgegenstrebten.
    »Es ist Altweibersommer«, sagte sie.
    »Was?«
    »Ich kenne das aus der Kindheit… Die jungen Spinnen flechten Netze, erklimmen Grashalme und werden vom Wind verweht. Altweibersommer eben.«
    »Na gut«, sagte Cobh skeptisch. »Es schaut jedenfalls so aus, als ob sie Charon ansteuerten. Sie nutzen den Auftrieb der verdampfenden Atmosphäre… Vielleicht folgen sie den Fäden des letzten Jahrs zum Mond. Sie müssen jedes Perihel losfliegen und die Netzbrücke jedes Mal erneuern. Sie glauben, das Perihel sei schon da. Die Hitze des Antriebs – es ist erstaunlich. Aber wieso fliegen sie nach Charon?«
    Lvov vermochte sich nicht vom Anblick der Flocken loszureißen. »Wegen des Wassers«, sagte sie. Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen, als sie die Flocken in Aktion sah. »Es muss Wasser-Glas auf Charons Oberfläche geben. Die Baby-Flocken erschaffen sich daraus einen Körper. Sie nehmen Nährstoffe aus dem Innern von Pluto und das Glas von Charon… Sie brauchen die Ressourcen beider Welten zum Überleben…«
    »Lvov!«
    Das EFT-Triebwerk raste wie ein lodernder Schemen an ihnen vorbei und bohrte sich ins beschädigte Interface.
    * * *
    Xenonblaues Licht quoll explosionsartig aus dem Interface und schlug über ihr zusammen.
    Ein gespenstischer Feuerball stand hinter ihr und ein unregelmäßiger Ausschnitt aus Dunkelheit vor ihr, der wie ein Riss im Raum klaffte. Gezeitenkräfte zupften sanft an ihrem Körper und an den Gliedmaßen.
    Pluto, Charon und das Spinnennetz verschwanden. Doch die Sterne, die ewigen Sterne, schienen auf sie herab, wie sie es seit ihrer Kindheit auf der Erde getan hatten. Sie schaute voller Vertrauen zu den Sternen hinauf und fürchtete sich nicht.
    Von fern hörte sie Cobhs Jubelschrei.
    Die Gezeiten ebbten ab. Die Dunkelheit vor ihr wich der Helligkeit und Wärme von Sol.

Es war eine Zeit außergewöhnlicher Ambitionen und Leistungen. Die anthropischen Theorien kosmologischer Evolution näherten sich dem paradigmatischen Gipfel. Manche glaubten, die Menschen seien

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