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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Geheimnisse haben kann. Glaubst du denn, dass die anderen es auch schon wissen?«
    Die haarartigen Wimpern, mit denen der Rumpf von Starke Flosse bewachsen war, vibrierten leicht, als sie sprach. »Nur Eisgeborene hegt den Verdacht, dass etwas nicht stimmen könne. Und wenn sie diesen Verdacht nicht hätte, würden wir sie aufklären müssen.« Eisgeborene war die zweite von Goldwimpers Gefährtinnen.
    »Ich kann mir jetzt keine Schwächen leisten, Starke Flosse. Nicht jetzt.«
    Während sie gemeinsam weiterschwammen, schwang sich Starke Flosse auf ihren Rücken. Tunnelwasser wurde zwischen dem Panzer von Starke Flosse und ihrem Körper hindurchgepresst; ihre Wimpern zuckten, als sie Nahrungspartikel aus dem Strom filterten und in die multiplen Münder stopften, mit denen ihr Körper besetzt war. »Goldwimper«, sagte sie. »Ich kenne das Problem. Du trägst einen Sucher in dir, nicht wahr?«
    »Ja. Aber woher weißt du das überhaupt?«
    »Ich liebe dich«, meinte Starke Flosse. »Daher weiß ich es.«
    Der Schmerz, den die Offenbarung von Starke Flosse hervorrief, war genauso heftig und unerwartet wie in dem Augenblick, als Goldwimper zum ersten Mal die Anzeichen des in ihr hausenden Parasiten entdeckt hatte… und schreckerfüllt begriffen hatte, dass sie ihr Leben unausweichlich im Wahnsinn beschließen und sinnlos auf dem Eis über der Welt herumkratzen würde. »Es ist noch im Frühstadium, glaube ich. Es ist wie eine große Wärme in mir. Und ich spüre, wie es nach meinem Verstand greift. Oh, Starke Flosse…«
    »Bekämpfe es!«
    »Ich kann nicht. Ich…«
    »Du kannst. Du musst.«
    Das Ende des Tunnels erschien als eine dräuende Scheibe aus Dunkelheit; Goldwimper spürte bereits die einladende Wärme des durch den Kamin erhitzten Wassers in der darunterliegenden Kaverne.
    Dies hätte eigentlich die Klimax darstellen sollen, den erhabensten Moment in Goldwimpers Leben.
    Der alte Kamin der Gruppe mit seiner Quelle, die warmes, sauerstoffreiches Wasser gespendet hatte, versiegte; und deshalb mussten sie fliehen und sich einen Platz in einer neuen Kaverne erkämpfen.
    Entweder das oder untergehen.
    Es war Goldwimper gewesen, die den neuen Kamin gefunden hatte, als sie das endlose Tunnellabyrinth zwischen den Kamin-Höhlen erkundet hatte. Daher war es ihr Part, in diesem Krieg die Anführerin zu sein – Sucher hin oder her.
    Sie raffte die Reste ihres schwindenden Mutes zusammen.
    »Du bist die Beste von uns, Goldwimper«, sagte Starke Flosse und wurde dabei langsamer. »Vergiss das nie.«
    In stummer Dankbarkeit drückte Goldwimper ihren Panzer gegen den von Starke Flosse.
    Goldwimper drehte sich um und klapperte mit den Mandibeln, wodurch sie den Rest des Volkes zum Halten brachte. Die Erwachsenen legten mit ihren starken Panzern einen Schirm um die kleineren Kinder.
    Starke Flosse lag flach auf dem Boden und fuhr einen Augenstiel in Richtung der Tunnelmündung aus. Ihre Vorsicht war begründet; es gab hier nämlich Spezies, die innerhalb eines Lidschlags eines unaufmerksamen Auges angriffen.
    Nach ein paar Augenblicken stummer Beobachtung robbte Starke Flosse über die Eisfläche zu Goldwimper zurück.
    Sie zögerte. »Wir bekommen Probleme, befürchte ich«, meldete sie schließlich.
    Der Sucher in Goldwimpers Innern schien zu pulsieren und ihre Eingeweide einzuschnüren. »Welche Probleme?«
    »Dieser Kamin ist schon bewohnt. Von Köpfen.«

    Kevan Scholes stoppte das Geländefahrzeug hundert Meter vor dem Kamm der Kraterwandung.
    Die in einen geliehenen Schutzanzug gehüllte Irina Larionova konnte aus der Schräglage der Kabine schließen, dass die Oberfläche hier eine Steigung von etwa vierzig Grad aufwies – weniger als eine Treppe. Dieser stark erodierte ›Berg‹ war im Grunde nicht mehr als ein staubüberzogener Hügel, dachte sie.
    »Die Wand des Chao-Meng-Fu-Kraters«, sagte Scholes mit Verve, wobei seine durch die Funkverbindung verzerrte Stimme blechern klang. »Kommen Sie. Wir werden von hier aus zum Gipfel gehen.«
    »Gehen?« Sie musterte ihn irritiert. »Scholes, ich habe in den letzten sechsunddreißig Stunden gerade eine geschlafen; ich bin hundertfünfzig Millionen Kilometer weit gereist per Schiff und über Wurmloch-Transitstrecken – und dann sagen Sie mir, ich solle diesen verdammten Hügel hinauf laufen?«
    Scholes grinste durch das Helmvisier. Larionova schätzte, dass er im physischen Alter von ungefähr fünfundzwanzig Jahren AS-konserviert worden war, und sein jungenhaftes

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