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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Wesen weckte eine sehnsüchtige Stimmung in ihr. Verdammt, rief sie sich ins Bewusstsein, dieser Junge ist wahrscheinlich älter als ich.
    »Vertrauen Sie mir«, sagte er. »Die Aussicht wird Ihnen gefallen. Und wir müssen das Transportmittel ohnehin wechseln.«
    »Warum?«
    »Das werden Sie schon sehen.«
    Er kam gewandt auf die Füße. Er streckte eine behandschuhte Hand aus, um Larionova zu helfen, die sich ungelenk von ihrem Sitz erhob. Als sie dann auf dem schrägen Kabinenboden stand, scheuerten ihr die schweren Stiefel die Knöchel wund.
    Scholes riss die Schleuse des Gleiters auf. Die restliche Luft verpuffte aus der Kabine und kristallisierte. Das aus der Kabine dringende Glühen blendete die Augen; hinter der Schleuse sah Larionova nichts als Dunkelheit.
    Scholes kletterte aus der Schleuse und betrat die unsichtbare Oberfläche des Planeten. Larionova folgte ihm unbeholfen; der Abstand zur einzigen Stufe der Schleuse kam ihr sehr groß vor.
    Ihre Stiefel senkten sich auf die Oberfläche und verursachten dabei ein leichtes Knirschen. Die Schleuse befand sich zwischen den Hinterrädern des Geländefahrzeuges: Die Räder waren breite und leichte Gebilde aus Metallbändern und Metallgewebe, wobei jedes Rad größer war als sie selbst.
    Scholes ließ das Schott zufahren, und Larionova stürzte in plötzliche Dunkelheit.
    Scholes tauchte groß vor ihr auf. Er zeichnete sich als Silhouette in der Schwärze ab. »Alles in Ordnung? Sie sind ja ganz außer Atem.«
    Sie konnte das Rasseln ihres Atems hören, laut und heftig. »Nur etwas desorientiert.«
    »Wir haben hier unten nur ein Drittel Ge, müssen Sie wissen. Sie werden sich daran gewöhnen. Warten Sie, bis die Augen sich auf die Dunkelheit eingestellt haben. Wir haben keine Eile.«
    Sie schaute nach oben.
    Am Rande ihres Blickfeldes erschienen bereits die Sterne. Sie hielt Ausschau nach einem hellen, blauweißen Doppelstern. Da war er: die Erde, zusammen mit Luna.
    Und nun, mit gemessener Eleganz, entfaltete sich die Landschaft vor ihren sich akkomodierenden Augen. Die Ebene, aus der das Geländefahrzeug emporgestiegen war, erstreckte sich am Fuß der Kraterwand. Sie war ein komplexer Flickenteppich aus dicht beieinander stehenden Kratern, Höhenrücken und Steilhängen – von denen manche kilometerhoch sein mussten –, und das Ganze erschien als glimmendes filigranes Netzwerk im Sternenlicht. Das Antlitz des Planeten wirkte runzlig, dachte sie, als ob er im Alter geschrumpft wäre.
    »Diese Kraterwände sind über anderthalb Kilometer hoch«, erläuterte Scholes. »Hier oben ist die Oberfläche so fest, dass man auf ihr herumlaufen kann; die Schicht aus Regolith-Staub ist nur ein paar Zentimeter dick. Aber unten in der Ebene ist die Staubschicht fünfundzwanzig bis vierzig Zentimeter tief. Deshalb ist das Fahrzeug auch mit so großen Rädern bestückt. Nun, so muss eine Landschaft wohl nach fünf Milliarden Jahren bei tausend Grad aussehen…«
    Noch vor vierundzwanzig Stunden, sinnierte Larionova, hatte sie sich in einem Sitzungssaal in New York aufgehalten und war in eine der endlosen Finanzierungs-Debatten von Suprahet involviert gewesen. Und nun dies… die Reise durch die Wurmlöcher hatte sie ziemlich mitgenommen. »Teufel«, stellte sie fest. »Es ist so… desolat.«
    Scholes verneigte sich ironisch. »Willkommen auf Merkur«, sagte er.

    Goldwimper und Starke Flosse spähten in die Kamin-Kaverne hinunter.
    Goldwimper hatte die Kaverne gut ausgesucht. Der hiesige Kamin war eine schöne junge Quelle, ein glühender Krater mit einem viel größeren Durchmesser als ihr altes, sterbendes Heim. Das Wasser oberhalb des Kamins war turbulent und mit Blasen durchsetzt; die Kaverne selbst war groß und glattwandig. Fadenförmige Pflanzen gediehen in Matten um die Basis des Kamins. Als sie durch die Pflanzenmatten glitt, konnte Goldwimper die geschmeidige Gestalt eines Krabblers ausmachen, dessen röhrenförmiger Körper einen größeren Umfang hatte als der von Goldwimper und mehr als dreimal so lang war…
    Und hier, durch ihren kleinen Wald pirschend, näherten sich die Köpfe selbst, die Beherrscher der Kaverne. Goldwimper zählte vier, fünf, sechs Köpfe, und zweifellos gab es noch viel mehr davon in den dunklen Grüften der Kaverne.
    Ein Kopf – in der Nähe der Tunnelmündung – schwenkte seine große ausladende Stirn zu ihr herüber.
    Sie verschwand wieder im Tunnel und spürte, dass all ihre Wimpern zitterten.
    Starke Flosse driftete zum

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