Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
befragte Kevan Scholes über Caloris.
    »Caloris ist groß«, dozierte er. »Luna weist kein Einschlagmerkmal von der Größe wie Caloris auf. Und Luna hat auch nichts Vergleichbares wie das Weird Country auf der anderen Hemisphäre…«
    »Das was?«
    Ein großer Planetoid – oder ein Äquivalent – ist vor fünf Milliarden Jahren im Äquatorialbereich von Merkur eingeschlagen, sagte Scholes. Das Caloris-Becken – ein riesiges, zerklüftetes Kratersystem – entstand um die ursprüngliche Einschlagstelle. Was auch immer diesen Einschlag verursacht hatte, war noch im Planeten vergraben, irgendwo unter der Kruste, dicht und massiv. Das Objekt war eine Gravitationsanomalie, die dazu geführt hatte, dass Merkurs Rotation synchron mit seinem Orbit erfolgte.
    »Über Caloris hinaus breiteten sich Schockwellen über die Kruste des jungen Planeten aus«, sagte Scholes. »Diese Wellen konvergierten im Antipoden von Caloris – in dem Punkt auf dem Äquator, der Caloris direkt gegenüberliegt. Und das Land dort wurde zertrümmert und verwandelte sich in ein Gewirr aus bizarren Hügel- und Talformationen. The Weird Country… He. Dr. Larionova.«
    Sie konnte dieses verdammte Grinsen von Scholes direkt hören. »Was denn noch?«, fragte sie bissig.
    Er ging über den Gipfel auf sie zu. »Schauen Sie mal nach oben«, sagte er.
    »Verdammt, Scholes…«
    Etwas rieselte auf ihr Helmvisier.
    Sie legte den Kopf in den Nacken. Nadelförmige Teilchen wirbelten von der Nachtseite des Planeten über die Kraterwand und prallten von ihrem Helmvisier ab, wobei sie im Licht der Corona funkelten.
    »Was, zum Teufel, ist denn das?«
    »Schnee«, antwortete er.
    Schnee… Auf dem Merkur?

    In der kühlen Dunkelheit des Tunnels stießen die Angehörigen des Volkes aneinander; sie kollidierten mit den Eiswänden, und die Schallwellen ihres Gemurmels breiteten sich sternförmig im Wasser aus. Goldwimper schwamm mitten durch die Menge und an deren Rand entlang, wobei sie versuchte, die Leute für ihr Vorhaben zu gewinnen.
    Sie spürte eine tiefe Erschöpfung. Ihre Konzentration und Willenskraft drohten ständig unter den Attacken des Suchers zu zerbrechen. Und am Ende des Tunnels, mit den tödlichen Köpfen voraus, befand sich eine dräuende, drohende und zutiefst einschüchternd wirkende Öffnung.
    Schließlich war die Gruppe bereit. Sie musterte sie. Alle Leute – mit Ausnahme der Ältesten und Jüngsten – hatten sich so formiert, dass sie den Tunnel auf ganzem Querschnitt ausfüllten; sie hörte, wie Flossen und Panzer leicht am Eis schabten.
    Die Leute machten einen schwachen, dümmlichen und begierigen Eindruck, dachte sie betrübt; nun, da sie ihren Plan wirklich in die Praxis umsetzen wollte, kam er ihr plötzlich primitiv vor. Würde sie sie alle in den Tod schicken?
    Aber jetzt war es bereits zu spät, sich den Luxus des Zweifels zu gestatten, sagte sie sich. Nun gab es keine andere Option mehr, der sie folgen konnten.
    Sie stieg zur Längsachse des Tunnels auf und ließ die Mandibeln hart aufeinanderklacken.
    »Jetzt«, eröffnete sie, »ist es an der Zeit. Der wichtigste Augenblick in eurem Leben. Und ihr müsst schwimmen! Schwimmt, so schnell ihr könnt; schwimmt um euer Leben!«
    Und die Leute reagierten.
    Sie gerieten in Wallung, getragen von einer fast erhebenden Intention. Die Leute schlugen die Flossen im Gleichtakt, und eine gedrängte Masse aus Fleisch und Panzern schob sich kratzend durch den Tunnel.
    Goldwimper eilte ihnen voraus und führte sie auf den Tunnelausgang zu. Beim Schwimmen konnte sie die von den Leuten verursachte Strömung spüren, den Pfropfen aus kaltem Tunnelwasser, den sie vor sich herschoben.
    Nach wenigen Augenblicken befand sie sich im Ausgang des Tunnels.
    Sie stieß aus ihm hinaus und schoss in das offene Wasser der Kaverne, wobei sie den Panzer fest um sich gewickelt hatte. Sie stürzte übergangslos in eine feuchte Hitze, so groß war das Temperaturgefälle zwischen Tunnel und Kaverne.
    Über ihr wölbte sich das Eis des Kavernendaches über dem warmen Kaminschlund. Und aus der ganzen Kaverne bewegten sich die Helm-Schädel der Köpfe schnappend auf sie zu.
    Nun ergoss sich das Volk aus dem Tunnel, ein hinter ihr stehender Schild aus Fleisch und Chitin. Der Schwall Tunnelwasser, den sie vor sich hergeschoben hatten, überspülte Goldwimper, und sie fror erneut.
    Sie versuchte, sich den Vorgang aus der Perspektive der Köpfe vorzustellen. Diese Explosion von kaltem Wasser in der Kaverne würde

Weitere Kostenlose Bücher