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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sprechen zu können. Eisgeborene war schon immer die Sanfteste und Liebevollste von ihnen gewesen, dachte Goldwimper, die Seele ihrer Dreierbeziehung. »Und…«
    »Ja?«
    Starke Flosse öffnete ihren Panzer weit. »Wir wollen wieder in Dreisamkeit vereint sein«, sagte sie.
    Goldwimper sah mit einer Aufwallung von Liebe und Erregung, dass der Ovipositor von Starke Flosse bereits angeschwollen war: Angeschwollen durch eine der drei Isogameten, die sich vereinigen würden, um ein neues Kind zu zeugen, ihr viertes…
    Ein Kind, sagte sich Goldwimper, das zu ihren Lebzeiten nicht mehr das Stadium des Bewusstseins erreichen würde.
    »Nein!« Ihre Wimpern vibrierten bei diesem einen, qualvollen Wort.
    Plötzlich wirkte die Wärme ihrer Dreibund-Gefährtinnen beengend und klaustrophobisch auf sie. Sie musste aus diesem Gefängnis aus Fleisch ausbrechen; ihre Gedanken waren mit Visionen von kaltem und reinem Eis erfüllt: von reinem, dickem Eis.
    »Goldwimper. Warte. Bitte…«
    Sie jagte an der Wand entlang. Sie erreichte die Mündung eines Tunnels und stürzte sich hinein, wobei sie das kalte, stehende Wasser des Tunnels genoss.
    »Goldwimper! Goldwimper!«
    Sie hetzte durch den Irrgarten aus Tunnels und kollidierte dabei unachtsam so hart mit den Eiswänden, dass sie spürte, wie ihr Panzer splitterte. Sie schwamm weiter und weiter, bis die Stimmen ihrer Dreibund-Gefährtinnen hinter ihr verstummt waren.

    Wir haben ein großes Teil des Artefakts ausgegraben, Irina, meldete Dolores Wu. Es sieht aus wie zerdrücktes Hüllmaterial.
    »Habt ihr eine Probe genommen?«
    Nein. Uns steht nichts zur Verfügung, das eine derart dichte Materie durchtrennen könnte… Irina, wir haben es mit etwas zu tun, das über unser Erkenntnisvermögen geht.
    Larionova seufzte. »Sagen Sie es mir einfach, Dolores«, wies sie Wus Abbildung auf dem Monitor an.
    Irina, wir glauben, dass wir auf eine Manipulation des Pauli-Prinzips gestoßen sind.
    Das Pauli-Prinzip postulierte, dass keine zwei baryonischen Teilchen den gleichen Quantenzustand einnehmen konnten. So konnte zum Beispiel nur eine bestimmte Anzahl von Elektronen ein gegebenes Energieniveau in einem Atom besetzen. Die Zuführung weiterer Elektronen bewirkte, dass sich komplexe Ladungshüllen um den Atomkern aufbauten. Es waren diese Elektronenschalen – diese Konsequenz des Pauli-Prinzips –, die dem Atom seine chemischen Eigenschaften verliehen.
    Aber das Pauli-Prinzip galt nicht für Photonen; viele Photonen konnten den gleichen Quantenzustand einnehmen. Das war das Prinzip des Lasers: Milliarden kohärenter Photonen mit den gleichen Quanteneigenschaften.
    Irina, sagte Wu langsam, was würde geschehen, wenn man das Pauli-Prinzip bei einem Stück baryonischer Materie außer Kraft setzte?
    »Das ist unmöglich«, reagierte Larionova sofort.
    Natürlich. Versuchen Sie aber trotzdem einmal, es sich vorzustellen.
    Larionova runzelte die Stirn. Was, wenn ein Laser auf der Basis von Masse anstatt von Licht betrieben werden könnte? »Die Elektronenschalen des Atoms würden natürlich implodieren.«
    Ja.
    »Alle Elektronen würden in ihren Grundzustand zurückfallen. Chemische Prozesse wären damit ausgeschlossen.«
    Ja. Aber lassen wir das jetzt einmal außen vor…
    »Moleküle würden kollabieren. Atome würden ineinanderstürzen und immense Beträge an Bindungsenergie freisetzen.«
    Man würde schließlich eine superdichte Substanz erhalten, richtig? Chemisch absolut inert. Und fast unzerstörbar, in Anbetracht der enormen Energie, die zur Isolierung von Non-Pauli-Atomen benötigt wird.
    Ideales Hüllmaterial, Irina…
    »Aber das ist doch völlig ausgeschlossen«, sagte Larionova schwach. »Man kann nicht gegen das Pauli-Prinzip verstoßen.«
    Natürlich kann man das nicht, entgegnete Dolores Wu.

    Im Innern einer auf Lichtundurchlässigkeit geschalteten Kuppel saßen Larionova, Dixon und Scholes auf Klappstühlen; jeder hielt eine Kaffeetasse in der Hand.
    »Wenn Ihr Merkurier wirklich so intelligent war«, wandte Larionova sich an Dixon, »wie kam es dann, dass er im Eis feststeckte?«
    Dixon zuckte die Achseln. »Wir müssen dabei noch weitere Aspekte berücksichtigen. Wir haben nämlich den Eindruck, dass der Merkurier sich vorsätzlich nach oben in das Eis gebohrt hat. Welcher evolutionäre Vorteil könnte sich wohl aus einem solchen Verhalten ergeben? Der Merkurier musste doch in den sicheren Tod gehen.«
    »Ja«, bestätigte Larionova. Sie massierte sich die Schläfen und

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