Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Romantiker genannt. Aber jetzt glaube ich, dass Sie doch Recht hatten. Aber nicht ganz. Wie Sie sich sicher erinnern, haben wir vermutet, dass der Parasit – die Infektion – beim Merkurier eine Verhaltensänderung bewirkte und ihn zu der Kletterei veranlasste.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Plötzlich sah Larionova es in voller Klarheit. »Ich glaube nicht, dass dieser Merkurier von den Raumfahrern abstammt – den Konstrukteuren des Schiffes in Caloris. Ich glaube vielmehr, dass die Entwicklung des Bewusstseins der Merkurier später einsetzte; die Merkurier erlangten das Bewusstsein hier, auf Merkur. Ich vermute indessen schon, dass die Merkurier von etwas abstammen, das mit diesem Schiff auf Merkur ankam. Einem Haus- oder Schlachttier – Teufel, vielleicht sogar vom Äquivalent eines Magenbakteriums. In fünf Milliarden Jahren kann alles passieren. Und angesichts des Kampfes um Lebensraum bei den kurzlebigen Quellen gab es reichlich Anlass für die Entwicklung von Intelligenz, unten in diesem gefrorenen Meer.«
    »Und die Raumfahrer selbst?«, fragte Scholes. »Was ist aus ihnen geworden? Sind sie gestorben?«
    »Nein«, sagte sie. »Nein, das glaube ich nicht. Aber auch sie mussten sich gravierenden evolutionären Veränderungen unterziehen. Ich nehme an, dass bei ihnen eine Devolution einsetzte, Scholes; ich glaube sogar, dass sie ihre Intelligenz verloren.«
    »Aber etwas hat doch in ihnen überdauert bei der Durchquerung dieser großen Zeitwüste. Und zwar der rudimentäre Wille der Raumfahrer, zurückzukehren – eines Tages an die Oberfläche und schließlich wieder zu den Sternen…«
    Es war ein Wille, der sogar den Verlust der Intelligenz selbst überdauert hatte, der irgendwann in den langen Äonen des Exils eingetreten war: ein Relikt des Bewusstseins, das schon vor langer Zeit in einen tieferen biochemischen Instinkt umgewandelt worden war – den Willen, in die Heimat zurückzukehren, der noch immer in einer ehemals intelligenten Spezies verwurzelt und im Laufe der Zeit auf eine bloße parasitäre Infektion reduziert worden war.
    Aber es war eine Heimat, die mit Sicherheit nicht mehr existieren konnte.
    Die goldenen Wimpern des Merkuriers zuckten ein letztes Mal, in einer heftigen Aufwallung, die durch den ganzen vereisenden Körper verlief.
    Dann regte er sich nicht mehr.
    Larionova erhob sich, ihre Knie und Waden waren steif und kalt, trotz der Heizung des Anzugs. »Kommen Sie«, sagte sie zu Scholes und Dixon. »Sie sollten Ihre Leute so bald wie möglich vom Eis abziehen; ich wette, dass die Universitäten ihre ersten Forschungsteams hier herunterschicken, kaum dass ein halber Tag seit unserer Meldung an die Erde vergangen ist.«
    Dixon nickte. »Und Thoth?«
    »Thoth? Ich werde mich mit Suprahet in Verbindung setzen. Ich schätze, dass ich einen Asteroiden anfordern muss…«
    Und dann, dachte sie, kann ich endlich mal schlafen. Schlafen und danach wieder an die Arbeit gehen.
    Zusammen mit Scholes und Dixon trottete sie über das staubbedeckte Eis zu den Kuppeln hinüber.

    Sie konnte das Eis unter dem Bauch spüren… aber über ihr war kein Eis, nicht einmal Wasser, sondern ein unendliches Nichts, in dem das verzweifelte Pulsieren ihrer geblendeten Augen ohne Echo verschwand.
    Erstaunlicherweise – unglaublich – befand sie sich nun tatsächlich über dem Eis. Wie war das nur möglich? War sie vielleicht in einer riesigen Kaverne im oberen Bereich der Eisschicht, deren Dach zu weit entfernt war, als dass sie es hätte sehen können? War das etwa die Natur des Universums, eine Hierarchie von ineinandergeschachtelten Kavernen?
    Sie wusste, dass sie es nie erfahren würde. Aber es war auch nicht von Bedeutung für sie. Und als ihr Bewusstsein schwand, spürte sie, wie der Sucher in ihr sich zur Ruhe legte.
    Eine finale Wärme durchflutete sie. Ihr Bewusstsein splitterte wie schmelzendes Eis und entströmte den sich schließenden Tunnels ihrer Erinnerung.

›Endlich‹, sagte Eve zu mir, ›war die Hardware für die Thoth-Sonnensonde fertig. Nun brauchten wir nur noch die richtige Software dazu…‹

Lieserl
    A.D. 3951

    Lieserl befand sich im Innern der Sonne.
    Sie breitete die Arme weit aus und hob den Kopf. Sie war tief innerhalb der Konvektionszone der Sonne, dem breiten Mantel aus turbulenter Materie unterhalb der glühenden Protosphäre; Konvektionszellen, größer als die Erde und von magnetischen Flusslinien durchsetzt, erfüllten die Welt um sie herum. Sie hörte das Brüllen

Weitere Kostenlose Bücher