Xeelee 5: Vakuum-Diagramme
Konstrukt akzeptierte.«
Ich lächelte. »Meine auch. Vielleicht haben unsere Spezies mehr gemeinsam, als sie glauben.«
»Ja.«
Das war ein rührender Gedanke, der Anlass zur Hoffnung für die Zukunft der Galaxis bot. Aber die Strahlenkanone ließ sich davon nicht erweichen.
Das Ding im Bauch der Statue verzehrte irgendetwas, und ich wandte den Blick ab. Die Düsternis verstärkte sich, als die fahle Supernova hinter dem Gebäude verschwand. Ich versuchte zu schlafen.
* * *
Der erste Tag war schon schlimm, doch der zweite war der schlimmste. Ganz zu schweigen vom dritten.
Für mich zumindest. Der Anzug hatte Wasser und Nahrung – na ja, ein Saftreservoir –, doch das Recyclingsystem war nicht für den Dauergebrauch ausgelegt. Ich wollte nicht das Gesicht verlieren, indem ich den Fäkalienbehälter auf den Boden entleerte. Deshalb schwappte es, wenn ich den regelmäßigen Rundgang um die Säule machte.
Die Statue hingegen verharrte im Zustand maschineller Starre. Bizarre Fische schwammen in ihrem Leib, und die Mündung des Phasers verfolgte mich wie das Auge einer Schlange.
* * *
Nachdem ich mich am dritten Tag an der Säule hochgezogen hatte, vermochte ich nur mit Mühe das Gleichgewicht zu halten. Ich musste die Schwäche nicht erst simulieren. Dann warf ich einen Blick zum futuristischen Himmel. Ich musste meine Vorgehensweise exakt abstimmen…
»Du wirst immer schwächer und bist dem Tod geweiht«, sagte die Statue schließlich. »Ich habe es dir gleich gesagt. Ich verstehe deine Beweggründe nicht.«
Ich lachte benommen. »Ich warte auf die Kavallerie.«
Die bauchbetonte Kreatur wand sich nervös. »Was bedeutet ›Kavallerie‹?«
Das Alien war mir zu nervös. Um eine Überreaktion zu vermeiden, hielt ich mit der Wahrheit hinter dem Berg. »Vielleicht habe ich nur etwas dagegen, beraubt zu werden. Ich bin ein Prospektor auf der Suche nach den Schätzen der Xeelee, aber sie sind nicht nur für mich. Verstehst du das? Sie sind auch für meinen Sohn. Meinen Sprössling. Das ist es, was du mir nimmst, und dabei kenne ich dich nicht einmal.«
Es flackerte am Himmel, als ob eine Seite umgeblättert würde.
Es wurde Zeit. Mühsam stand ich auf.
»Du hast dich als würdiger Gegner erwiesen«, sagte die Statue nicht unfreundlich. »Ich werde dir erlauben, dein Leben gemäß dem Brauch deiner Spezies zu beenden.«
»Danke. Ich… ich glaube, ich habe ausgemüllert.« Mit letzter Kraft stand ich gerade, nahm den Reif vom Hals und legte ihn ehrerbietig auf die Säule. Dann wankte ich auf die Tür zu, wobei ich mich meiner Hinterlist schämte. In Anbetracht der Umstände fand ich das verwunderlich. »Ich möchte unter freiem Himmel sterben«, sagte ich pathetisch.
Die Statue machte den Weg frei und senkte respektvoll die Strahlenwaffe.
Ich verließ das Gebäude. Wieder lief ein Beben durch den exotischen Himmel. Ich humpelte um die Ecke des Gebäudes…
… und rannte um mein Leben. Die Beine waren nach der tagelangen Untätigkeit weich wie Gummi und zitterten. Ein Lichtstrahl schoss an den Sternen vorbei. Ich sah winzige Explosionen am Rand des Blickfelds; es war, als ob in der Schicht des Weltraums, die den Planeten umhüllte, etwas materialisierte.
Die Xeelee hielten nichts von dezenten Auftritten.
Ich fiel mit dem Gesicht in einen flachen Krater und blieb gleich dort liegen. Die Senke bot kaum Deckung, und ich hatte das Gefühl, dass mein Hinterteil den tobenden Xeelee regelrecht anlachte.
Ein Riese trampelte an mir vorbei. Ich legte die Hände auf den Kopf und wartete darauf, dass das Stampfen aufhörte. Streiflichtartig sah ich nachtschwarze Schwingen mit einer Spannweite von ein paar hundert Meilen über den Planeten ziehen. Sie blendeten das glühende Gas aus.
* * *
Schließlich hörten die Beben auf.
Ich versuchte mich zu bewegen. Die Muskeln waren schlapp wie Gelee. Material blätterte vom Rücken des angebratenen Anzugs ab. Als ich mich vom Krater entfernte, schuppte ich wie ein Leprakranker.
Ich erreichte die Xeelee-Station. Ich kam mir vor wie eine Fliege am Rand einer Untertasse. Das Loch war eine perfekte Halbkugel mit einem Durchmesser von hundert Metern. Ich sah zerfetztes Metall funkeln und näherte mich vorsichtig der Stelle.
Die Statue lag da wie eine kafkaeske Küchenschabe. Der bizarre Kopf war deformiert, und die Extremitäten und der Torso waren völlig ramponiert. Flüssigkeit quoll aus einem Sprung im Sichtfenster, und irgendetwas schaute mich von drinnen trübsinnig
Weitere Kostenlose Bücher