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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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in die monströse Gravitationsquelle des Attraktors gezogen. Bei der Ankunft waren sie so schnell, dass sie durch die Blauverschiebung die Farbe von gediegenem Wedgwoodblau annahmen.
    Ich vermochte den Blick kaum von diesem unglaublichen Anblick zu wenden. Aber ich hatte ein Problem. Hundert Xeelee-Schiffe flatterten um mich herum und streckten wie Meuchelmörder ihre dunklen Schwingen nach mir aus. In ein paar Minuten hätten sie mich am Wickel.
    Meine Hand schwebte über der Steuerung, die mich nach Hause bringen würde – nur dass die Qax, die mich an diesen phantastischen Ort entsandt hatten, in mörderischer Absicht auf der Lauer lagen.
    Und wenn ich mir vorstellte, dass ich nur deshalb in diese vertrackte Situation geraten war, weil ich in einer sentimentalen Anwandlung eine Reise zu einem Autofriedhof in Korea unternommen hatte…
    * * *
    Ich hätte mich lieber nach einer Arbeit umsehen sollen, bevor die Gläubiger mir auf den Leib rückten. Das wäre sinnvoller gewesen, anstatt mich durch die Reisekosten noch tiefer in Schulden zu stürzen. Doch nun stand ich hier am Rand dieser lichtgefluteten Grube und sah, wie skelettartige Maschinen die Hülle eines Raumschiffs aufschnitten.
    Ein Windstoß fegte über die Kante der Grube. Das Licht des Nachmittags verblasste, und hinter dem Betonhorizont flammte die wegen der Rezession auf Sparflamme geschaltete Straßenbeleuchtung von Seoul auf. Es war ein desolater Ort. Doch ich musste hier ausharren, weil das Objekt, das an jenem Tag abgewrackt wurde, das letzte menschliche Raumschiff war. Und mein Leben…
    Ein Schatten zog über die Grube. Die Arbeiter stellten ihre Tätigkeit ein und schauten zum riesigen Spline-Schiff auf, das hochmütig an den aufgehenden Sternen vorbeizog. Ein Spline-Schiff hing dieser Tage wie ein Damoklesschwert über jeder Stadt, um den Menschen die Macht der Qax zu vergegenwärtigen – die Besitzer der Schiffe und unsre Herren.
    Der Schatten wanderte weiter, und die Demontagemaschinen drangen tiefer in den Leib des Schiffs ein. Nach nunmehr dreihundertjähriger Besatzung hatten die Qax den Menschen die Raumfahrt verboten. Wollte ein Mensch das Sonnensystem verlassen, musste er dies in Zukunft im Bauch eines Spline-Schiffs tun. Ich spielte mit dem Gedanken, eine Bar zu suchen.
    »Wie der Todeskampf eines Lebewesens, stimmt’s?«, sagte eine sonore Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um. Ein eleganter Fremder stand neben mir am Geländer der Grube. Graue Augen funkelten über einer Habichtsnase.
    »Stimmt«, sagte ich und zuckte die Achseln. »Und mit ihm stirbt meine Karriere.«
    »Ich weiß.«
    »Hä?«
    »Sie sind Jim Bolder.« Die Brise zauste an seinem grau melierten Haar, und er lächelte väterlich. »Sie waren Pilot. Sie haben diese Dinger geflogen.«
    »Ich bin Pilot. Kennen wir uns denn?« Ich musterte ihn argwöhnisch; er sah zu gut aus, um echt zu sein. Kam er etwa im Auftrag eines Gläubigers?
    Er breitete beschwichtigend die manikürten Hände aus. »Keine Aufregung«, sagte er. »Ich will nichts von Ihnen.«
    »Woher kennen Sie überhaupt meinen Namen?«
    »Ich bin hier, um Ihnen ein Angebot zu unterbreiten.«
    »Was für ein Angebot?«, fragte ich im Gehen.
    »Sie dürfen wieder fliegen.«
    Ich erstarrte zur Salzsäule.
    »Mein Name ist Lipsey«, sagte er. »Meine… Klienten brauchen einen guten Piloten.«
    »Wer sind diese Klienten?«
    Er ließ den Blick über das verlassene Areal schweifen. »Die Qax«, sagte er leise.
    »Vergessen Sie’s.«
    »Mit dieser Reaktion hatte ich gerechnet«, sagte er bekümmert. »Aber sie sind keine Ungeheuer…«
    »Wer sind Sie, Lipsey?«
    »Ich… war… Diplomat. Ich arbeitete mit einem Mann namens Jasoft Parz. Ich war an den Vertragsverhandlungen mit den Qax beteiligt. Und nun versuche ich, mit ihnen ins Geschäft zu kommen.«
    Ich starrte ihn wie elektrisiert an.
    Während der langen Besatzung hatten die Qax uns der AntiAlterungs-Technik beraubt. Krankheit und Tod suchten unsre Welten wieder heim.
    Wenn er sich an Jasoft Parz erinnerte, musste Lipsey ein paar hundert Jahre alt sein. Im Gegensatz zum Rest der Besetzten Menschheit war Lipsey AA-konserviert.
    Er sah den Ausdruck auf meinem Gesicht.
    »Ich weiß, dass es Ihnen schwerfällt, sich mit ihnen zu arrangieren, aber wir müssen pragmatisch sein. Im Grunde sind sie wie wir, müssen Sie wissen. Sie wollen auch immer die Nummer eins sein und suchen nach Xeelee-Artefakten…«
    Ich stieß die Hände in die Taschen und wandte mich

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