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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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unsichtbare Dusche geprickelt hatte. »Alles ist von diesen Narben überzogen – die Hülle, die Ausrüstung, sogar Ihr Körper. Die Spuren waren aber nicht zufällig. Sie wiesen ein Muster auf. Ich habe immerhin so viel erkannt, um einen Teil der Botschaft zu entziffern…«
    Ich bekam eine Gänsehaut. »Eine Botschaft. Soll das etwa heißen, die Narbenmuster hätten einen Informationsgehalt?«
    »Ja«, sagte Wyman beiläufig. Er hatte wohl genug Zeit gehabt, um sich mit diesem Gedanken anzufreunden. »Nur dass wir nicht in der Lage sind, diese Informationen auch weiterzugeben.«
    Mir stockte der Atem. »Würden Sie mir den Inhalt dieser Botschaft verraten?«
    »Natürlich…«
    * * *
    Es war nicht einmal eine Sekunde nach dem Urknall.
    Und es existierte bereits Leben.
    Sie tummelten sich in einer Quagma-Suppe, kämpften und liebten und starben. Die Ältesten erzählten ihnen Legenden von der Singularität. Die Jungen fanden das öde, lauschten dennoch ehrfürchtig.
    Doch das Quagma kühlte sich ab. Die lebenserhaltende Flüssigkeit gerann zu kalten Hadronen. Bald würde die Superkraft, die ihre Körper zusammenhielt, zerfallen.
    Sie waren denkende Wesen. Die Wissenschaftler sagten ihnen, das wenige Sekunden entfernte Ende der Welt würde von ewiger Kälte gefolgt. Und es gab nichts, was sie dagegen zu tun vermochten.
    Der Gedanke, sang- und klanglos in der Versenkung zu verschwinden, war für sie unerträglich.
    Also bauten sie… eine Arche. Einen melonengroßen Behälter aus Quagma, der ihre geballte Intelligenz enthielt. Und dann zündeten sie diese unverwechselbare Lithium-7-Flamme zum Zeichen, dass hier jemand gewesen war, am Anbeginn der Zeit.
    Für Billiarden Sekunden wartete die Arche. Und dann kamen kalte Wesen, um nachzusehen. Und die Arche erzählte ihre Geschichte.
    * * *
    Ich trieb in der Dunkelheit und versuchte die gewonnenen Informationen zu sortieren. Die Narben, die die Kapsel – und meinen Körper – überzogen, enthielten das gesammelte Wissen der Quagma-Wesen. Wenn ich imstande gewesen wäre, nach Hause zurückzukehren, hätten Ingenieure die Kapsel zerlegt und Ärzte das Narbengeflecht auf meiner Haut untersucht. Die Entzifferung der Muster hätten wir sicher auch bewerkstelligt.
    Vielleicht wäre es uns auch nicht gelungen, sie zu entziffern. Vielleicht hätten die meisten Informationen gar keinen Wert für uns gehabt. Ich wusste es nicht. Es spielte keine Rolle. Weil die Existenz der Arche an sich das Quagma-Datum war, das einzig relevante Faktum:
    Dass sie hier gewesen waren.
    Und damit hatte die Arche ihren Zweck erfüllt.
    * * *
    sWyman verstummte.
    Ich driftete von den eingedellten Wänden weg und rollte mich zusammen. Der Brustkorb schien in einen Schraubstock gespannt zu werden; der Luftvorrat ging zur Neige.
    Wie lang war es her, seit ich aus dem Susy-Raum gestürzt war? War die Galgenfrist von vier Tagen schon vorbei?
    Mein Blickfeld verschwamm. Ich hoffte nur, sWyman würde den Mund halten.
    Etwas schrammte an der Hülle der Kapsel entlang.
    »Luce?«, flüsterte sWyman. »Was war das?«
    Das Schrappen zog sich über die ganze Länge der Kapsel, und dann tat es mittschiffs einen lauten Schlag. »Ich würde sagen, jemand versucht uns einzufangen.«
    »Und wer, verdamm mich?«
    Ich presste das Ohr an einen glatten Abschnitt der Hülle – und hörte Musik, eine Bassharmonie, die sich durch die Hülle der Kapsel fortpflanzte.
    »Natürlich. Die Geister. Sie sind pünktlich angekommen.«
    »Nein«, sagte er mit einem freudigen Unterton. »Sie sind zu spät. Der Susy-Antrieb hat die Xeelee überrascht, doch nun sind sie auf der Hut. Sie werden die Geister nicht einmal in die Nähe des Quagmas lassen.«
    »Aber…« – ich hörte auf, Sauerstoff aus der dicken Luft zu saugen – »…die Geister müssen gar nicht näher kommen. Die Quagma-Daten sind im vernarbten Material der Kapsel gespeichert. Sie müssen nur die Kapsel abschleppen, um den Sieg davonzutragen…«
    Plötzlich sah ich einen Hoffnungsschimmer. Es war, als ob frischer Sauerstoff in die Kapsel geströmt wäre.
    Ich fragte mich, wie die Chancen standen. Sollte ich das am Ende doch überleben?
    Hol’s der Geier. Ich war die ganze Zeit zur Untätigkeit verurteilt gewesen; wenn ich schon sterben musste, konnte ich mir wenigstens die Todesart aussuchen. Ich entledigte mich des versengten Overalls. »Hören Sie, sWyman. Hat die Kapsel vielleicht einen Selbstzerstörungsmechanismus?«
    »Wieso?«, fragte er nach einem

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