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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Forschergeist appellieren, auf dass ich durch den Susy-Raum zum Lithium-7-Objekt hüpfte. Mit Hinweisen zu Risiken und Nebenwirkungen hielt er sich indes bedeckt.
    Der Susy-Raum ist ein anderes Universum, das das unsre überlagert. Es hat seine eigenen Gesetze. Ich wurde in eine supersymmetrische Kopie meiner selbst verwandelt. Ich wurde zu einem s-Geist im Susy-Raum. Und es war… anders.
    Die Dinge verschwimmen im Susy-Raum. Die Unterschiede zwischen mir, hier und den Sternen dort draußen waren nicht annähernd so klar definiert wie im vierdimensionalen Raum.
    Das vermag man sich kaum vorzustellen.
    Der Susy-Raum ist nicht für Menschen gemacht. Der Mensch ist ein kleines, zartes Geschöpf, das auf Wärme und klare Orientierungspunkte angewiesen ist.
    Der Susy-Raum lief all dem zuwider.
    Ich war der Außenwelt schutzlos preisgegeben. Ich spürte die Dimension der Reise fast körperlich, als ob die Krümmung des Universums sich in meinem Selbst spiegelte. Die schiere Distanz überwältigte mich. Die Erde und die wärmende Sonne waren eine Kindheitserinnerung, verloren im Jammertal des gekrümmten Raums.
    Tränen schossen mir in die Augen; ich machte das Fenster undurchsichtig.
    * * *
    Ich schlief für eine Weile. Beim Aufwachen standen die Dinge freilich nicht besser.
    Ich versuchte, die bedrückende Aura des Susy-Raums zu ignorieren, spielte mit den neuen Monitor-Einstellungen und suchte nach den Kontrollen des Susy-Antriebs. Nach zwei Stunden, in deren Verlauf ich zunehmende Verwirrung spürte, stellte ich schließlich fest, dass es überhaupt keine Steuerung gab.
    Der Susy-Antrieb war abgestoßen worden, nachdem ich die Reise angetreten hatte – wie bei einer Stufenrakete in den Anfängen der menschlichen Raumfahrt.
    Ich erkannte die zugrunde liegende Logik. Wozu Ballast mitschleppen?
    Es gab zwei Probleme.
    Wyman hatte nur einen ›Hinflug‹ für mich gebucht. Und er hatte es mir verschwiegen.
    Ich bin kein harter Mann und versuche gar nicht erst, einen auf Rambo zu machen. Es dauerte eine Weile, bis ich die Fassung wiedererlangt hatte.
    Dann wusch ich mir das Gesicht und leerte eine Kaffee-Kugel.
    Die Translator-Box leuchtete auf. »Luce. Wie ist Ihr Status?«
    Ich zerknüllte die Kugel, wobei mir Kaffee auf die Hand spritzte. »Wyman, Sie Bastard. Sie haben mich entführt… Und ich glaubte, die Verbindung über Quantenverschränkung würde über diese Distanz nicht mehr funktionieren.«
    »Es besteht eine Paket-Verbindung; im Übrigen haben Sie Recht, was die Verbindung über Quantenverschränkung betrifft. Ich bin nicht Wyman. Ich bin eine Virtuelle Abbildung, die in der Translator-Box gespeichert ist. Man sollte eigentlich meinen, dass Sie sich freuen, meine Stimme zu hören. Sie brauchen die Illusion menschlicher Gesellschaft. Das ist ziemlich praktisch. Und es ist ein historischer Flug. Ich wollte Sie mit einem kleinen Teil von mir auf dieser Reise begleiten…«
    Ich atmete durch und bemühte mich, nicht hysterisch zu werden. »Wieso haben Sie mir nicht gesagt, dass der Flug eine Reise ohne Wiederkehr ist?«
    »Weil Sie die Reise sonst nicht angetreten hätten«, sagte der virtuelle Wyman. Ich beschloss, ihn fortan als ›sWyman‹ zu bezeichnen.
    »Natürlich nicht. Auch nicht für ein Honorar von hundert Millionen. Apropos Honorar? Haben Sie es schon überwiesen?«
    sWyman zögerte. »Ich würde es liebend gern tun, Michael. Aber… haben Sie eine ständige Adresse? Angehörige?«
    »Sie wissen genau, dass ich keine habe. Sie Hurensohn.«
    »Schauen Sie, Michael, es tut mir leid, wenn Sie den Eindruck haben, hereingelegt worden zu sein. Aber ich musste alles daransetzen, dass Sie den Flug unternehmen. Wenn es um die Zukunft unserer Spezies geht, müssen wir unsre eigenen Interessen hintanstellen, nicht wahr?«
    Mich verließ die Zuversicht. Wenigstens hatte sWyman so viel Anstand, das Maul zu halten.
    * * *
    In einem Funkenregen aus Selektronen und Neutralinos stürzten wir aus dem Susy-Raum.
    Ich hatte das Gefühl, viel länger als zehn Tage in dieser Metallkiste gesteckt zu haben. Die Erinnerung an den Flug ist vage. Auf der Suche nach einem Versteck vor der bedrückenden Entfernung und der Aussicht auf den nahen Tod hatte ich mich in den Kopf zurückgezogen.
    Ich atmete tief durch; selbst die umgewälzte Luft in der Kapsel schien kühl und frisch verglichen mit dem Susy-Raum.
    Ich kontrollierte den Status. In der Lithium-7-Zone würden die Lebenserhaltungssysteme für vier Tage mein Überleben

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