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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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sterben!«
    »Nein«, sagte sie.
    »Die Descolada kam und versklavte mein Volk. Was für eine Rolle spielt es, ob sie nun vernunftbegabt ist oder nicht? Sie ist ein Tyrann. Wenn ein Mensch sich so verhielte, wie sich die Descolada verhält, würdest sogar du mir zustimmen, daß man ihn aufhalten muß, notfalls auch, indem man ihn tötet. Warum sollte eine Spezies großzügiger als ein Mitglied deiner eigenen behandelt werden?«
    »Weil die Descolada nicht weiß, was sie tut«, sagte Quara. »Sie versteht nicht, daß wir intelligent sind.«
    »Ihr ist es gleichgültig«, sagte Pflanzer. »Wer immer die Descolada geschaffen hat, schickte sie aus, ohne sich darum zu kümmern, ob die Spezies, die sie versklavt oder tötet, vernunftbegabt ist oder nicht. Ist das das Geschöpf, für das mein Volk und dein gesamtes Volk sterben soll? Bist du so voller Haß auf deine Familie, daß du dich auf die Seite eines Ungeheuers wie die Descolada stellst?«
    Quara hatte keine Antwort. Sie sank auf den Stuhl neben Pflanzers Bett.
    Pflanzer legte ihr eine Hand auf die Schulter. Der Anzug war nicht so dick und undurchdringlich, daß sie den Druck nicht gespürt hätte, auch wenn er sehr schwach war.
    »Ich habe mich mit dem Tod abgefunden«, sagte er. »Vielleicht wegen des dritten Lebens fürchten wir Pequeninos den Tod nicht so wie ihr kurzlebigen Menschen. Doch obwohl ich das dritte Leben nicht bekommen werde, Quara, werde ich die Art von Unsterblichkeit bekommen, die ihr Menschen habt. Mein Name wird in den Geschichten weiterleben. Selbst wenn ich keinen Baum habe, wird mein Name leben. Und das, was ich getan habe. Ihr Menschen glaubt vielleicht, daß ich für nichts und wieder nichts zum Märtyrer geworden bin, doch meine Brüder werden es verstehen. Indem ich bis zum Ende sauber und intelligent bleibe, beweise ich, daß sie sind, was sie sind. Ich helfe bei dem Beweis, daß nicht unsere Sklavenmeister uns zu dem gemacht haben, was wir sind, und uns nicht daran hindern können, es zu sein. Die Descolada zwingt uns vielleicht zu vielen Dingen, doch sie besitzt uns nicht ganz im Innersten. In uns ist ein Ort, der unser wahres Selbst birgt. Also habe ich nichts gegen den Tod. Ich werde in jedem freien Pequenino weiterleben.«
    »Warum sagst du das, wo doch nur ich es hören kann?« fragte Quara.
    »Weil nur du die Macht hast, mich ganz zu töten. Nur du hast die Macht, meinen Tod bedeutungslos werden zu lassen, indem mein gesamtes Volk nach mir stirbt und sich niemand mehr an mich erinnern wird. Warum sollte ich dir allein nicht mein Vermächtnis anvertrauen? Nur du kannst entscheiden, ob es einen Wert hat oder nicht.«
    »Ich hasse dich dafür«, sagte sie. »Ich habe gewußt, daß du dies tun würdest.«
    »Was tun?«
    »Mich dazu bringen, mich so schrecklich zu fühlen, daß ich… nachgeben muß!«
    »Warum bist du gekommen, wenn du es gewußt hast?«
    »Ich hätte nicht kommen sollen! Ich wünschte, ich wäre nicht gekommen!«
    »Ich will dir sagen, warum du gekommen bist. Du bist gekommen, damit ich dich zum Nachgeben zwinge. Damit du, wenn du nachgibst, es um meinetwegen tust und nicht wegen deiner Familie.«
    »Also bin ich deine Puppe?«
    »Ganz im Gegenteil. Du bist freiwillig hierher gekommen. Du benutzt mich, um tun zu können, was du tun willst. Im Herzen bist du noch ein Mensch, Quara. Du willst, daß dein Volk lebt. Wolltest du es nicht, wärest du ein Ungeheuer.«
    »Nur, weil du im Sterben liegst, bist du noch lange nicht weise«, sagte sie.
    »Doch«, erwiderte Pflanzer.
    »Und was wäre, wenn ich dir sage, daß ich niemals meinen Beitrag zur Vernichtung der Descolada leisten würde?«
    »Dann würde ich dir glauben«, sagte Pflanzer.
    »Und mich hassen.«
    »Ja.«
    »Das kannst du nicht.«
    »Doch, ich kann. Ich bin kein sehr guter Christ. Ich kann die, die mich und mein ganzes Volk töten will, nicht lieben.«
    Quara sagte nichts.
    »Geh jetzt«, fuhr er fort. »Ich habe alles gesagt, was ich sagen kann. Jetzt will ich meine Gesänge anstimmen und intelligent bleiben, bis der Tod schließlich kommt.«
    Sie drehte sich von ihm weg und ging in die Sterilisationskammer.
    Miro wandte sich Ela zu. »Alle sollen das Labor verlassen«, sagte er.
    »Warum?«
    »Weil eine Chance besteht, daß sie herauskommt und dir sagt, was sie weiß.«
    »Dann sollte ich gehen, und alle anderen sollten bleiben«, erwiderte Ela.
    »Nein. Du bist die einzige, der sie es je sagen wird.«
    »Wenn du das glaubst, bist du ein

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