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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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ihn brauchte.
    Als Ender am frühen Abend kam, um ihr zu sagen, daß sie den neuen Virus jetzt einsetzen mußten, wollten sie Pflanzer retten, brach sie ebenfalls zusammen und konnte nur noch vor Erschöpfung und Frustration weinen.
    »Ich schaffe es nicht«, sagte sie.
    »Dann sage ihm, daß du Erfolg gehabt hast, aber den neuen Virus nicht mehr rechtzeitig hinbekommst und…«
    »Ich meine, es geht nicht.«
    »Du hast ihn entworfen.«
    »Wir haben ihn geplant, wir haben ihn entworfen, aber wir können ihn nicht herstellen. Die Descolada ist eine wirklich gemeine Konstruktion. Wir können ihn nicht aus Einzelteilen zusammensetzen, weil es zu viele Teile gibt, die nicht zusammenhalten, wenn wir in diese Teile nicht schon die Fähigkeit eingebaut haben, sich einander wieder aufzubauen, während sie noch zusammenbrechen. Und wir können keine Modifikationen des derzeitigen Virus vornehmen, wenn die Descolada nicht mindestens bruchstückhaft aktiv ist. Doch in diesem Fall hebt sie unsere Veränderungen schneller wieder auf, als wir sie durchführen können. Sie wurde so angelegt, daß sie sich ständig selbst überwacht, damit sie nicht verändert werden kann, und ist gleichzeitig in all ihren Einzelteilen so unstabil, daß man sie nicht neu herstellen kann.«
    »Aber sie haben sie hergestellt.«
    »Ja, aber ich weiß nicht, wie. Im Gegensatz zu Grego kann ich nicht einfach meine Wissenschaft aufgeben, auf einen metaphysischen Einfall zurückgreifen und mir Dinge herbeiwünschen. Ich muß mich an die Naturgesetze halten, wie sie hier und jetzt gelten, und die Naturgesetze lassen die Herstellung des Virus nicht zu.«
    »Also kennen wir unser Ziel, finden aber nicht den richtigen Weg dorthin.«
    »Bis gestern abend wußte ich nicht genug, um Vermutungen darüber anstellen zu können, ob wir diese neue Recolada überhaupt entwerfen können, und konnte daher auch nicht wissen, ob wir es überhaupt schaffen würden. Ich habe gedacht, wenn wir den Virus entwerfen können, können wir ihn auch bauen. Ich habe nur den Augenblick abgewartet, in dem Quara nachgibt, um es zu versuchen. Bislang haben wir jedoch nur festgestellt, daß es unmöglich ist. Quara hatte recht. Wir wissen jetzt eindeutig genug, um jeden Descolada-Virus auf Lusitania töten zu können. Aber wir können nicht die Recolada herstellen, die die Descolada ersetzen und das Leben auf Lusitania funktionsfähig halten könnte.«
    »Wenn wir also das Mordbakterium einsetzen…«
    »Würden innerhalb von einer oder zwei Wochen alle Pequeninos auf Lusitania dort sein, wo Pflanzer jetzt ist. Und alle Gräser und Vögel und Ranken und alles. Versengte Erde. Eine ungeheuerliche Tat. Quara hatte recht.« Sie weinte wieder.
    »Du bist nur übermüdet.« Es war Quara, die gerade erwacht war. Sie sah schrecklich aus; der Schlaf hatte sie nicht erfrischt.
    Ela konnte ihrer Schwester nicht antworten.
    Quara sah aus, als wolle sie etwas Grausames sagen, etwa: Na, habe ich es dir nicht gesagt? Doch sie überlegte es sich anders, ging zu Ela und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Du bist müde, Ela. Du mußt schlafen.«
    »Ja«, sagte Ela.
    »Aber zuerst wollen wir es Pflanzer sagen.«
    »Uns von ihm verabschieden, meinst du.«
    »Ja, das meine ich.«
    Sie begaben sich zu dem Labor, in dem sich Pflanzers Isolierraum befand. Die Pequenino-Forscher, die geschlafen hatten, waren wieder wach und hatten sich zusammengefunden, um in Pflanzers letzten Stunden über ihn zu wachen. Miro war wieder bei Pflanzer, und diesmal baten sie ihn nicht zu gehen, obwohl Ender wußte, daß sowohl Ela als auch Quara gern zu ihm gegangen wären. Statt dessen sprachen sie über das Lautsprechersystem mit ihm und erklärten ihm, was sie entdeckt hatten. Dieser halbe Erfolg war auf seine Art schlimmer als ein kompletter Fehlschlag, denn er konnte leicht zur Vernichtung aller Pequeninos führen, wenn die Menschen auf Lusitania nur verzweifelt genug sein würden.
    »Ihr werdet es nicht benutzten«, flüsterte Pflanzer. Die Mikrofone konnten trotz ihrer Empfindlichkeit seine Stimme kaum aufnehmen.
    »Wir nicht«, sagte Quara. »Aber wir sind nicht die einzigen Menschen hier.«
    Seine letzten Worte waren nicht verständlich; sie lasen später seine Lippenbewegungen von der Holoaufzeichnung ab, um zu erfahren, was er gesagt hatte. Und nachdem er es gesagt und ihre Abschiedsworte vernommen hatte, starb er.
    In dem Augenblick, da die Überwachungsgeräte seinen Tod bestätigten, stürmten die Pequeninos der

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