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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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bewegte. Wie er sprach.
    Sie hatten offensichtlich vergessen, wie stark behindert er war, wie schlecht sein Körper dem beschädigten Gehirn gehorchte. Der schlurfende Gang, die verzerrte, schwer zu verstehende Sprache – ihre Gedächtnisse hatten all diese unangenehmen Dinge ausgelöscht, und sie erinnerten sich so an ihn, wie er vor dem Unfall gewesen war. Schließlich war er nur ein paar Monate behindert gewesen, bevor er auf seine Zeitdilations-Reise gegangen war. Es war nicht schwer, diese Zeit zu vergessen und sich statt dessen an den Miro zu erinnern, den sie so viele Jahre vor dem Unfall gekannt hatten. Stark, gesund, der einzige, der dem Mann die Stirn bieten konnte, den sie Vater genannt hatten. Sie konnten ihre Betroffenheit nicht verbergen. Er erkannte sie an ihrem Zögern, den ausweichenden Blicken, dem Versuch, einfach zu ignorieren, daß seine Worte so schwer zu verstehen waren, daß er so langsam ging.
    Er spürte ihre Ungeduld. Nach ein paar Minuten konnte er feststellen, daß zumindest einige versuchten, von ihm wegzukommen. Noch so viel zu tun bis heute nachmittag. Wir sehen uns beim Abendessen. Diese ganze Sache war ihnen so unangenehm, daß sie fliehen mußten, Zeit benötigten, um sich an diesen Miro zu gewöhnen, der gerade zu ihnen zurückgekehrt war. Grego und Quara waren am meisten darauf bedacht, von ihm fortzukommen, und das traf ihn – sie hatten ihn einmal geradezu angebetet. Natürlich verstand er, daß es genau aus diesem Grund für sie so schwer war, sich mit dem gebrochenen Miro zu befassen, der vor ihnen stand.
    »Wir haben uns überlegt, ob wir ein großes Familienessen abhalten«, sagte Ela. »Mutter wollte es, aber ich dachte, wir sollten noch damit warten und dir etwas Zeit lassen.«
    »Hoffentlich habt ihr nicht die ganze Zeit mit dem Essen auf mich gewartet«, sagte Miro.
    Nur Ela und Valentine schienen zu begreifen, daß er scherzte; sie waren die einzigen, die mit einem leisen Kichern darauf reagierten, mit einem leisen Kichern. Die anderen hatten seine Worte nicht einmal akustisch verstanden.
    Sie standen im hohen Gras neben dem Landefeld, seine gesamte Familie: Mutter, nun über sechzig Jahre alt, das Haar stahlgrau, das Gesicht grimmig vor Konzentration, wie es immer gewesen war. Doch jetzt hatte sich dieser Ausdruck tief in die Linien auf ihrer Stirn und die Falten neben ihrem Mund gegraben. Er begriff plötzlich, daß sie eines Tages sterben würde. Wahrscheinlich nicht in den nächsten dreißig oder vierzig Jahren, aber eines Tages. Hatte er jemals erkannt, wie schön sie vorher gewesen war? Irgendwie hatte er geglaubt, die Ehe mit dem Sprecher für die Toten würde sie irgendwie weicher machen, wieder jung. Und vielleicht hatte sie das auch, vielleicht hatte Andrew Wiggin sie in ihrem Herzen jung gemacht. Aber der Körper war noch das, wozu die Zeit ihn gemacht hatte. Sie war alt.
    Ela war in den Vierzigern. Sie hatte offenbar keinen Mann, doch vielleicht war sie verheiratet, und er war einfach nicht mitgekommen. Aber wahrscheinlich nicht. War sie mit ihrer Arbeit verheiratet? Sie schien ehrlich erfreut zu sein, ihn zu sehen, doch selbst sie konnte den Ausdruck von Mitleid und Besorgnis nicht verbergen. Hatte sie erwartet, daß ein Monat lichtschnellen Fluges ihn irgendwie heilen würde? Hatte sie geglaubt, er würde so stark und kühn wie ein raumfahrender Gott aus irgendeinem Liebesroman aus dem Shuttle treten?
    Quim, nun im Priestergewand. Jane hatte Miro erzählt, daß sein nächstjüngerer Bruder ein großer Missionar war. Er hatte über ein Dutzend Pequeninowälder bekehrt, hatte sie getauft und mit Befugnis von Bischof Peregrino Priester unter ihnen geweiht, damit sie ihrem eigenen Volk die Sakramente geben konnten. Sie tauften alle Pequeninos, die aus den Mütterbäumen hervorgingen, alle Mütter, bevor sie starben, alle sterilen Gattinnen, die sich um die kleinen Mütter und ihren Nachwuchs kümmerten, alle Brüder, die einen ruhmreichen Tod suchten, und alle Bäume. Doch nur die Gattinnen und Brüder konnten die Kommunion empfangen, und was die Ehe betraf, war noch niemand auf eine sinnvolle Möglichkeit gekommen, wie man solch einen Ritus zwischen einem Vaterbaum und den blinden, geistlosen Larven, die sich mit ihnen paarten, vollziehen konnte. Doch Miro sah in Quims Augen eine gewisse Begeisterung. Er setzte seine Macht zum Guten ein; als einziger von der Familie Ribeira hatte Quim sein ganzes Leben lang gewußt, was er einmal werden wollte. Nun war er

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