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Xperten 1.2 - Der Mindcaller

Xperten 1.2 - Der Mindcaller

Titel: Xperten 1.2 - Der Mindcaller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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schaut die Großmutter Aroha fragend an.
    Fast unhörbar flüstert Aroha: »Liebe«.
    Nach einer längeren Pause spricht wieder die Großmutter:
    »Ich glaube, du musst jetzt zurück in die Stadt. Deine Studenten brauchen dich. Du musst deine Forschung abschließen. Du wirst mit Marcus zusammenarbeiten wollen, sein Team weiß von Dingen von denen du und ich nichts wissen.«
    Marcus sagt kein Wort, aber er schaut die Großmutter offen und lange an. Wie kommt es, dass diese Frau so viel weiß?
    »Aroha, du wirst den Besitzer der anderen Hälfte des Kapakapa finden, und ihr werdet Freunde werden. Du musst nicht drängen, Schicksal und Kapakapa arbeiten immer Hand in Hand, sagt man. So wie das Kapakapa einmal ganz sein wird, wirst auch du wieder ganz werden.«
    Ein warmes Gefühl breitet sich in Aroha aus. Das letzte Eis in ihrer Seele schmilzt. Mike, Jeannie und Marcus sind nahe an sie herangerückt. Und irgendwie spürt sie auch Kevin. Wie froh wäre er, wenn er wüsste, dass einige ihrer Theorien über das Kapakapa richtig waren! Als Aroha in die Augen ihrer Großmutter blickt, weiß sie: Es wird alles seine Ordnung finden.

12. Die zweite Hälfte des Mindcallers

    An jenem Frühlingstag, an dem Aroha im verborgenen Tal ihr Kapakapa findet, sitzt Herbert an seiner Lieblingsstelle in Whakarewarewa. 38 Hier, weit weg vom Versammlungshaus und von der Dorfstraße, ist es immer ruhig.
    Seit nun sieben Jahren trägt er ein Amulett aus Obsidian. Er fand es an dieser Stelle auf eigentümliche Weise. Es rief damals bei seiner Großmutter große Aufregung hervor. Aber die Erwartungen, die seine Großmutter an die Schnitzerei geknüpft hatte, waren nicht in Erfüllung gegangen.
    Vor zwei Tagen ist, eine Welle der Trauer überschwemmt ihn wieder, seine Mutter gestorben, der Mensch, den er über alles liebte. Er wird als Zeichen seiner Trauer dieses Amulett heute dorthin zurücklegen, wo er es seinerzeit fand.

    Herbert starrt in ‚seinen‘ Tümpel, ein kleines, heißes, stark nach Schwefel riechendes mit Wasser gefülltes Becken, vielleicht 50 cm tief, aus dessen felsigen Boden in immer neuen Mustern Gasblasen aufsteigen. Der Tümpel grenzt direkt an einen Felsen an. Bis heute wundert sich Herbert über den Zufall, durch den er das Amulett entdeckte.
    Auch damals war er sehr unglücklich gewesen. Der Bogen schließt sich, denkt er. Er verfällt in eine Art Trance und denkt über sein Leben nach, das ihn nicht immer gut behandelt hat.

    Herberts Vater war ein Deutscher. Er hatte in Rotorua ein hübsches Maori Mädchen bei einer der touristischen Tanzvorführungen kennen und lieben gelernt, und sie, als sie mit Herbert schwanger wurde, geheiratet. Die Maori-Großfamilie hatte diese Ehe trotz großzügiger finanzieller Unterstützung anfangs nicht gebilligt, aber geduldet.

    Herberts Eltern mussten damals Whakarewarewa verlassen, was seinem Vater eher entgegenkam. So wurde Herbert in Hamilton, etwa 100 km südlich von Auckland, am mächtigen Waikato-Fluss geboren und wuchs dort auf. Die Menschen waren freundlich zu den neuen Nachbarn. Herberts Vater hatte eine Stelle als leitender Mitarbeiter in einem nahe gelegenen Elektrizitätswerk, sie hatten ein Haus am Rand dieser »kleinen Großstadt« und Herberts Mutter kümmerte sich liebevoll um ihren Sohn und die wachsende ‚Menagerie‘ von Haustieren. Herbert erinnert sich mit einem Lächeln daran, dass er als Dreijähriger die jungen Kälber mit einer Flasche Milch mit einem Schnuller wie Babys füttern durfte.

    Es sind dies die schönsten Jahre in Herberts Leben. Zwar werden auf schwer definierbare Weise weder Herberts Eltern noch er selbst je ganz in die Hamiltoner Gesellschaft aufgenommen, aber das führt eher dazu, dass die Familie einen wunderbaren Zusammenhalt entwickelt. Sie gehen zusammen fischen nach Raglan, sie schwimmen im Waikato, der Vater ist ein begeisterter Segler und wird Mitglied eines Clubs an der nahen Ostküste. Sie verbringen so manche Tage zu dritt auf einem Segelboot, steuern küstennahe Inseln an, singen am Abend um ein Feuer eine Mischung aus deutschen, englischen und Maori-Liedern, holen sich Rockaustern zum Frühstück oder fangen Fische zur ‚Aufbesserung‘ ihres Proviants. Herbert liebt aber auch die Wiesen und den Wald hinter dem Haus, die vielen Tiere, die alle oft so ins Herz schließen, dass sie dann ihrem natürlichen Zweck (verspeist zu werden) nicht mehr zugeführt werden können.
    Er fühlt sich im Kindergarten wohl und ist später in der

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