Jahre sind vergangen
ich denk an Abschied
Gefangen in der Nacht
Haiku 1:
Hüpf über das Blatt
durch die Löwin
die in meiner Seele kauert
Haiku 3:
Das erstickende stickige
katholische Klassenzimmer,
wo ich nicht wahrhaftig sein kann
Haiku 2:
Träum jetzt und sing
schaff Mythen
form Edelsteine aus dem fallenden Schnee
Haiku 4:
Verrücktes Mondkind
hüte dich vor dem Sarg
trotz deinem Schicksal
denk ich an Liebe;
der Liebe Scherben
Die Scherben meiner Liebe
sind schal geworden.
Was diese Gedichte gemeinsam haben? Sie wurden alle nicht von einem Menschen, sondern von einem Programm von Ray Kurzweil geschrieben!
Vorbehalt
Ich hoffe, dass diese Zusammenstellung dem Leser so viel Spaß gemacht hat, wie mir die Recherchen, die ich zum Teil durchführen musste. Ich bitte um Verständnis für etwaige Fehler und die vielen Vereinfachungen, die ich machen musste. Wenn ich zum Beispiel unter These 44 vom »Selbstmord« Diesels schreibe, dann weiß ich, dass es auch eine Unfalltheorie gibt; These 32 klingt ganz anders, wenn man berücksichtigt, dass Western Union die größte Telegrafengesellschaft war, die das Telefon als Feind betrachten musste (eine Tatsache, auf die mich erst kürzlich Professor Görke aus Karlsruhe aufmerksam machte). Wenn ich W. S. Bauer 1851 als Erfinder des U-Bootes angebe, ist mir bewusst, dass schon fünfzig Jahre früher in den USA in diese Richtung experimentiert wurde und das erste wirklich brauchbare U-Boot wohl erst 1898 vom Iren J. P. Holland gebaut wurde. Jede große Idee hat meist viele Väter, oft gibt es Parallelentwicklungen, manche Zitate sind in der Gesamtumgebung weniger radikal, als wenn man sie verkürzt wiedergibt. Sollte sich aber irgendwo ein wirklicher Fehler eingeschlichen haben, dann bitte ich um einen Hinweis an
[email protected].
5. Literatur
[Bür98] L. Bürgin: Irrtümer der Wissenschaft; Gondron (1998)
[DiT97] F. Di Trocchia: Newtons Koffer; Campus (1997)
[Ger99] N. Gershenfeld: Wenn die Dinge denken lernen; Econ (1999)
[Kur99] R. Kurzweil: Homo S@piens, Kiepenheuer & Witsch (1999)
[Mau82] H. Maurer, I. Sebestyen, J. Charles: Printing without paper?; Electronic Publishing Review, Vol. 2, No. 2 (1982), 151–159
[Mau89] H. Maurer: Sklaverei in Österreich? oder: Obst in die Parks!; Fric (1989)
[Mau92] H. Maurer: Gras auf dem Mond? oder: Frauen in alle Gremien!; Fric (1992)
Angelockt von Trübsinn, die Nacht
Auf diesem Blatt
Die Scherben meines Lebens
der Freude Anblick
[Mau95] H. Maurer: Der Tod als Hilfe? oder: Der Berg von hinten!; ÖVG (1995)
[Mor90] H. Moravec: Mind Children; Hoffmann & Campe (1990)
[Sob98] D. Sobel: Längengrad; btb (1998)
Kommentar von Maurer:
Die Bücher [Mau89], [Mau92] und [Mau95] sind vergriffen … Aber die besten Beiträge aus diesen Büchern sind es gerade, die den Hauptteil dieses Buches ausmachen.
11.4 MIRACLE
Ich habe im Beitrag 11.1 erläutert, dass es wahrscheinlich ist, dass wir in den reichen Teilen der Welt in absehbarer Zeit alle über einen winzigen leistungsfähigen Computerassistenten verfügen werden, über den wir alle Information konsumieren. Wenn diese Annahme stimmt, dann werden wir aber nicht nur alle Information, die wir heute über Druckmedien oder andere Medien bekommen, über diesen Assistenten PC14 (wie er im Beitrag 11.1: »Der PC in 10 Jahren« heißt) beziehen. Damit ändert sich nicht nur das WIE wir Informationen bekommen, sondern auch das WAS. Warum soll uns dann noch statische Schrift angeboten werden, wenn bewegte, zeitlich veränderliche Symbole vielleicht mehr ausdrücken können? Dass grafische Symbole sehr mächtig sind, das zeigen die weltweite Verbreitung von Symbolen für »Flughafen«, »Abflug«, »Ankunft«, die internationalen Verkehrszeichen usw. Die ersten Theorien von solchen Symbolen stammen übrigens vom Österreicher Otto Neurath aus den 1930er Jahren.
Kehren wir damit in die Zeit der Hieroglyphen zurück, in die Kultur chinesischer Schriftzeichen? Keinesfalls. Wir verwenden erstens Symbole, die leichter erinnerbar sind. (Ein Auge in der symbolischen Sprache BLISS ist ein Kreis mit einem Punk in der Mitte: Wenn man das einmal »gelernt« hat, vergisst man das nie mehr, ein Faktum auf das schon Neurath bei seinen Ikonografen hingewiesen hat; sie sind nicht an sich verständlich, aber einmal gelernt, kaum mehr zu vergessen!) Zweitens erlaubt die temporäre Änderung einen leicht verständlichen Bedeutungswandel. Das sich bewegende Symbol für das