Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
habe ich die Raumfahrt nur verteidigt, nun will ich zum Angriff übergehen: Raumfahrtforschung ist nicht nur irgendeine Aktivität wie viele andere, sondern verdient einen sehr viel höheren Stellenwert. Sie kann, so werde ich argumentieren, entscheidend für das Überleben der Menschheit sein.
Bevor ich die wirklich »schweren Geschütze« auffahre, zunächst noch einige »philosophische« Anmerkungen: Die Erforschung des Weltalls und Expeditionen dorthin entsprechen einem Urtrieb der Menschen, den wir bei der Polarforschung, der Besteigung der höchsten Berge der Erde, der Erkundung der Tiefsee usw. immer wieder erleben bzw. erlebt haben. Wenn wir diesem faustischen Drang, die Natur zu verstehen, schöpferisch tätig zu sein, alle Winkel dieses Universums kennen zu lernen, alles zu erforschen, »was Mensch und die Welt zusammenhält« …, wenn wir diesen faustischen Drang einmal alle nicht mehr besitzen sollten, dann sind wir keine richtigen Menschen mehr, sondern nur noch langweilig vegetierende Kreaturen. Dann haben Archimedes und Aristoteles, Goethe und Shakespeare, Gutenberg und Einstein, Mozart und Monet, Marco Polo und Amundsen, Kant und Gauß, Gödel und Mendelson usw. usw. umsonst gelebt. Das Weltall ist da, also »muss es« erforscht werden; die Sterne sind da, also »müssen« wir sie besuchen … in Abwandlung des Ausspruchs: »Warum ich auf die Berge steige? Weil sie da sind.«
Die Erforschung des Weltalls, mit allem, was dazugehört, vom Projekt SETI (Search for Extra Terrestrial Intelligence) bis eben hin zur Raumfahrt, auch zur bemannten Raumfahrt, ist aber nicht nur die wohl größte der Menschheit verbleibende Herausforderung, das wohl größte der Menschheit verbleibende Abenteuer. Gleichzeitig ergeben sich als Abfallprodukte neue Werkstoffe und Produktionsverfahren, neue medizinische Erkenntnisse u. v. m. Schließlich wären viele der heute schon wieder als selbstverständlich angesehenen Verfahren wie weltweite Kommunikation, Navigation, Wetterprognosen, Rohstofferkundung aus dem Weltall ohne Satelliten, d. h. ohne Raumfahrt, unmöglich.
Global gesehen aber wohl am entscheidendsten ist die Tatsache, dass auf Dauer nur der Weltraum die notwendigen Rohstoffe für die Menschheit bieten wird und dass die systematische Kolonisation des Weltraums durch die Menschen zwei ganz wichtige Probleme lösen wird: einerseits das Problem des langfristigen Überlebens der Menschheit, andererseits das Problem der Überbevölkerung der Erde.
Zum langfristigen Überleben der Menschheit verweise ich auf Beitrag 7.5: »Die Informatik Welt in 100 Jahren« in dem erklärt wird, dass sich die Menschen zu einem neuen Lebewesen Menschheit zusammenschließen. Ein solches einzelnes Lebewesen kann aber nicht unbegrenzt lange bestehen, es ist als Einzelexemplar zu verletzlich. Wenn auch die Wahrscheinlichkeit, dass es sich selbst vernichtet oder vernichtet wird, pro Jahr sehr klein ist, über Jahrzehntausende hinweg ist diese Wahrscheinlichkeit viel zu hoch. Ein relativ sicherer Fortbestand des »Lebewesens Menschheit« ist nur dann möglich, wenn es nicht ein solches Lebewesen gibt, sondern viele, d. h., wenn viele Planeten, Monde, ja Sonnensysteme von Menschen besiedelt werden!
Die Kolonisation anderer Himmelskörper in größerem Stil – zunächst wohl des Mondes, des Marses, der Monde des Jupiters, größerer Trümmer im Asteroidengürtel – wird freilich erst einsetzen, wenn AFACS (Autonomous Factory Systems), d. h. autonome Fabrikationssysteme, verfügbar sind, also sobald alle wichtigen Produktionsprozesse praktisch ohne menschliche Arbeitskraft durchgeführt werden können. Dieser Zustand ist aber absehbar (siehe Beiträge 1.5 und 12.2). Zu diesem Zeitpunkt können andere Himmelskörper nicht nur weitgehend ohne menschliche Arbeitskraft für Millionen von Menschen bewohnbar gemacht werden, sondern kann auch eine Flotte von Raumfahrzeugen vollautomatisch hergestellt werden, die alle notwendigen Verkehrsaufgaben (inklusive des Transportes von »Auswanderern«) übernimmt, jedenfalls innerhalb des Sonnensystems.
So utopisch das klingen mag für alle jene, die Zeitschriften wie Omni, Analog etc. nicht regelmäßig verfolgen, so ist nicht einmal der Zeithorizont für die Kolonisation des Sonnensystems so übermäßig lang. Die ersten Mond- und Marskolonien werden bis 2050 in Betrieb sein, zu welchem Zeitpunkt alle prinzipiellen Probleme bekannt und gelöst sein werden. Fabrikationssysteme, die immer mehr an
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