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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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die Zukunft zu reisen (wobei man in dieser Zukunft voll handlungsfähig ist), allerdings ohne Möglichkeit, sich selbst oder irgendwelche Signale in die Vergangenheit zurückzuschicken. In einem gewissen Sinn ist diese Art von Zeitreise nichts Besonderes: Schließlich reisen wir alle zurzeit in die Zukunft, nämlich Richtung Jahr 2020, und die meisten von uns werden dort (in zirka 15 Jahren) hoffentlich auch gesund ankommen. Interessant wird diese Art der Zeitreise erst, wenn es möglich ist schneller zu reisen, als man altert. Anders formuliert: Ist es zum Beispiel denkbar, 140 Jahre in die Zukunft zu reisen und dabei nur zwei Jahre zu altern? Aus heutiger Sicht gibt es zwei Methoden, die ein vorsichtiges »Ja« auf diese Frage zulassen.
    Die eine beruht auf dem »Einfrieren« von Menschen, die zu einem späteren Zeitpunkt wieder »aufgetaut« werden. Ob man die Menschen tatsächlich einfriert oder ihren Metabolismus nur sehr stark verlangsamt, ist dabei fast nebensächlich. Es ist jedenfalls ganz vernünftig anzunehmen, dass es irgendwann gelingen wird, Menschen derart in einen Tiefkühlschlaf zu versetzen, dass sie Jahrzehnte, ja vielleicht Jahrhunderte überleben und dann, ohne wesentlich gealtert zu sein, wieder voll aktiv werden können. Vielleicht wird es auf diesem Weg auch einmal möglich sein, die riesigen Entfernungen von unserem Sonnensystem zu anderen zu überbrücken … Wenn solche Raum- und Zeitfahrer dann nach Hunderten Jahren zur Erde zurückkehren, kann sich diese allerdings dramatisch geändert haben (wie etwa im Film »Planet der Affen«).
    Die zweite Möglichkeit, unecht in die Zukunft zu reisen, beruht auf dem berühmten Dilationsprinzip der speziellen Relativitätstheorie, das oft so ausgedrückt wird: »Bewegte Uhren gehen langsamer.« Anders formuliert: Bewegt sich ein Raumschiff sehr schnell (nahe der Lichtgeschwindigkeit), dann tritt der Effekt auf, dass für jedes Jahr, das im Raumschiff verfließt (und um das die Insassen altern), auf der Erde mehr als ein Jahr vergeht: bei 50 % Lichtgeschwindigkeit ist der Unterschied erst zwei Monate pro Jahr, bei 99 % aber sechs Jahre und bei 99,99 % schon über 70 Jahre. Lässt man also ein Raumschiff mit 99,99 % Lichtgeschwindigkeit (von der Erde aus gesehen) 70 Jahre weg- und dann 70 Jahre zurückfliegen, so sind auf der Erde 140 Jahre vergangen, die Raumfahrer wurden aber nur um zwei Jahre älter. »Nur« zu lösen sind also die Probleme, wie man ein Raumschiff auf eine so hohe Geschwindigkeit bringen kann, wobei übrigens der Beschleunigungsvorgang auf sechs bis zehn Monate gestreckt werden müsste, um die Raumfahrer durch den Andruck nicht zu zerquetschen. Tatsächlich gibt es aber ernst zu nehmende Vorschläge, wie zumindest 50–80 % der Lichtgeschwindigkeit erreicht werden könnten. Eine »Flucht in die Zukunft« könnte also einmal Realität werden.
    Eine Reise in die Vergangenheit ist prinzipiell denkbar (d. h. löst keine Paradoxa aus), wenn der Zeitreisende in der Vergangenheit nur beobachten, aber in keiner Weise in die Geschehnisse eingreifen kann. Im einfachsten Sinn ist jeder Archäologe ein solcher Beobachter; ein Dokumentarfilm aus dem Jahre 1930 ist eine »unechte« Zeitreise in die Vergangenheit. Die Frage ist also nur, wie weit es denkbar ist, dass durch zukünftige Entwicklungen die Beobachtung zurückliegender Ereignisse »noch besser« möglich wird.
    So »realistische« Vorschläge wie für die unechten Reisen in die Zukunft (s. o.) sind mir für die Vergangenheit nicht bekannt. Zwei denkbare, aber ausgefallene Methoden mit sehr geringen Realisierungschancen werde ich dennoch kurz behandeln.
    Nehmen wir an, ein Teleskop kann außerhalb der Atmosphäre (zum Beispiel am Mond) gebaut werden und ist so stark, dass man über Lichtjahre hinweg Details auf Planentenoberflächen erkennen kann. Wäre nun ein Planet zum Beispiel fünf Lichtjahre vom Mond entfernt (etwa ein Planet im Sonnensystem Proxima Centauri), dann würde man die Oberfläche dieses Planeten vor fünf Jahren sehen. Gelänge es gar, diesen Planeten als »Spiegel« zu verwenden (indem man Streuungen durch entsprechende Computerprogramme berücksichtigt), so könnte man die Erde in diesem Spiegel vor zweimal fünf (also zehn) Jahren beobachten. Statt weitentfernte Planeten als Spiegel zu verwenden, könnte man die Biegung von Lichtstrahlen um schwarze Löcher herum benutzen, um das Sonnensystem vor vielen Jahrhunderttausenden zu beobachten …, immer

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