Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
einem Taschenrechner besser und schneller kann.
Mindestens genauso lange hat man das Schreiben, das Rechtschreiben und das Lesen unterrichtet. Ich behaupte, viel davon – nämlich das Schreiben und das Rechtschreiben – wird genauso innerhalb der nächsten 20 bis 30 Jahre weitgehend aus dem Schulunterricht verschwinden. Ich behaupte ferner, das Lesen wird weiter unterrichtet werden, ja vermutlich sogar komplizierter werden! Wenn Sie mich jetzt noch nicht für verrückt halten, dann lesen Sie weiter …
Um meine These erklären zu können, muss ich ein bisschen ausholen. Ursprünglich wurden Schreiben und Lesen verwendet, um wichtige Informationen (zum Beispiel Gesetze, Vorschriften, Verträge) festzuhalten. Dabei ergab sich ein unbeabsichtigter Nebeneffekt, der für uns heute von größter Bedeutung ist. Um Informationen in irgendeiner Sprache zwischen Personen auszutauschen, kann man entweder sprechen/zuhören oder schreiben/lesen. Der erwähnte Nebeneffekt besteht darin, dass Lesen sehr viel (zwei- bis dreimal) schneller als Zuhören ist, allerdings ist Schreiben sehr viel (zwei- bis dreimal) langsamer als Reden! Darum lesen wir Bücher (und hören sie uns selten von CDs an), darum ist durch den Prozess des Lesens die Informationsweitergabe rascher, also effizienter, geworden. Darum wird das Lesen, das eine schnellere Informationsaufnahme gestattet als das Zuhören, auch in Zukunft (zumindes länger) bestehen bleiben.
Anders ist es beim Schreiben. Da man viel schneller spricht als schreibt, ist der Prozess des Schreibens ein Engpass, der in absehbarer Zukunft durch die Verwendung von Computern beseitigt werden wird.
Schon heute gibt es ja Textverarbeitungsprogramme für alle Computersysteme, die Rechtschreibung und Silbentrennung kontrollieren, bei Wortwiederholungen Synonyme vorschlagen usw. Und man sieht die ersten Systeme, in die man Text nicht eintippt, sondern hineinspricht, wobei zurzeit der verwendbare Wortschatz noch »klein« (maximal einige tausend Worte) ist, das Programm sich an die Stimme des Sprechers »anpassen« muss und Spezialworte nach wie vor getippt (oder buchstabiert) werden müssen.
In weniger als 20 Jahren werden tragbare Computer mit gut lesbarem Schirm verfügbar sein, die wie heute eine Tastatur (eine einfachere, vermutlich virtuelle, siehe Beitrag 11.1: »Der PC in zehn Jahren«), aber auch ein Mikrofon zur akustischen Eingabe (und natürlich einen Lautsprecher zur akustischen Ausgabe) haben werden. Der »Anpassungsprozess« des Textverarbeitungsprogramms an den Sprecher wird so ablaufen, dass der Computer verschiedenste Worte nacheinander am Schirm zeigt, die der Benutzer sprechen muss. Dies geschieht so lange, bis der Computer sich an den Sprecher »gewöhnt« hat. Ab diesem Zeitpunkt reagiert der Computer auf gesprochene Eingabe wie auf getippte (d. h., alles, was man sagt, erscheint sofort am Bildschirm und kann nachträglich beliebig – durch Tastatureingabe oder gesprochene Befehle – modifiziert werden). Es kann schon vorkommen, dass der Computer ein Wort nicht versteht und dann sagt: »Bitte Wort wiederholen, buchstabieren oder eintippen …« Aber wenn Sie das nächste Mal dasselbe Wort verwenden, wird es der Computer inzwischen vorgemerkt haben und richtig erkennen.
Da derselbe Computer als Super-Taschenrechner, als Datenbankrechner, als Netzwerkterminal, als programmierbarer Rechner usw. einsetzbar ist, in der Größe etwa einem dickeren Taschenbuch entspricht und wenig kosten wird, hat ihn jeder und trägt ihn jeder jederzeit, so wie heute fast jeder eine Armbanduhr, Schuhe und eine Unterhose trägt. (Siehe dazu Beitrag 11.1: »Der PC in zehn Jahren«.)
Mit der weiten Verbreitung solcher Geräte entfällt jeder Grund, das Schreiben zu lernen, wird es sinnlos und unmöglich, Kinder zum Erlernen des Schreibens zu motivieren. Wozu auch? Alles, was man schreiben will, diktiert man in das Mikrofon und erhält das Endergebnis – das man während des Entstehens ständig am Schirm vor sich sieht – auf Wunsch sauber und ohne Rechtschreibfehler ausgedruckt.
Das beschriebene Diktieren ist ganz anders und viel leichter als das Diktieren in ein Tonbandgerät (weil man bei Letzterem das Entstehende weder ständig vor sich sieht noch leicht ändern kann); ferner, die Tatsache, dass die Mehrzahl der Menschen nicht mehr wird schreiben können (und wenn, dann nur in Blockbuchstaben, wie sie in Büchern oder Zeitungen verwendet werden), bedeutet nicht, dass die Menschen
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